Altanwendungen laufen weiter
Kaum Veränderungen erwartet die Branche beim Thema Altanwendungen in den RZs. "Entgegen der Empfehlung der Experton Group ist derzeit kein großer Trend zur Ablösung von Legacy-Systemen zu beobachten", wundert sich Analyst Zilch. Gerade jetzt, wo der Druck neue Applikationen einzuführen, nicht allzu groß sei, wäre aus seiner Sicht ein optimaler Zeitpunkt. Offensichtlich aber scheuten die meisten Unternehmen das Risiko. HP-Berater Bloch zeigt Verständnis für die Zurückhaltung der IT-Verantwortlichen. "In Legacy-Anwendungen steckt viel Entwicklung und Know-how, außerdem sind sie oft ganz individuell an die Kundenbedürfnisse angepasst - ein großer Teil der unternehmenskritischen Prozesse läuft noch immer über Cobol-Programme." Da sich Cobol-Applikationen mit leichten Modifikationen migrieren ließen, könnten sie aber auch in neuen IT-Umgebungen weiter betrieben werden.
Eindeutig gegen die Dinosaurier-Anwendungen im Backend spricht deren teure Wartung durch Spezialisten. "Es wird immer schwieriger, Experten für alte Anwendungen zu finden, da Universitäten nicht mehr in diese Richtung ausbilden", gibt T-Systems-Manager Auerbach zu bedenken. Ausreichender Support werde am Markt bald kaum noch zu finden sein. "Der Betrieb wird immer kostspieliger und eine frühzeitige Transformation somit immens wichtig." Trotzdem könne man Legacy-Anwendungen nicht einfach abschalten, hält IBM-Experte Wittmann dagegen. Je kleiner die Anwendung, desto eher werde sie durch ein modernes Standardsystem ersetzt. Je größer und komplexer aber die Altprogramme ausfielen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen in naher Zukunft darauf verzichteten. Wittmann: "Wir werden eher die Situation haben, dass die Programmierer dieser Anwendungen in Rente gehen, bevor sie abgeschaltet werden."