Grüne CPUs reichen nicht mehr
Mehr Effizienz in den IT-Zentralen sollen auch grüne, sprich energiesparende Techniken bringen. Geht es um die Kernkomponenten von Server-, Storage- und Netzsystemen, hat die IT-Industrie hier erhebliche Fortschritte gemacht. Doch das wird nicht ausreichen, um die Energiekosten langfristig entscheidend zu drücken. Gefragt sei eine "ganzheitliche" Herangehensweise, sagt Joseph Reger, Chief Technology Officer bei Fujitsu Technology Solutions: "Die groben Schwachstellen der Vergangenheit - Prozessoreffizienz, Qualität der Netzteile etc. - haben wir in den letzten Jahren zum Teil dramatisch verbessern können. Jetzt müssen wir die Gesamteffizienz einschließlich Kühlung, Gebäude- und Verkehrstechnik und alle logistischen Prozesse anpacken."
Ähnlich argumentiert HP-Berater Bloch. "In Zukunft wird es die Trennung zwischen Gebäudeinfrastruktur und Rechenzentrums-IT nicht mehr geben. Intelligente Stromnetze, im Englischen mit Smart Grid bezeichnet, und die dazu passende Software ermöglichen ein konsolidiertes Energie-Management." Damit sei es beispielsweise möglich, automatisch auf einen Ausfall der Klimaanlage zu reagieren, indem die Leistung für nicht geschäftskritische Anwendungen und Server gedrosselt werde. Einen neuen Ansatz zur Steigerung der Energieeffizienz probiert Hewlett-Packard in einem Data Center im nordwestenglischen Wynyard aus. Die RZ-Betreiber leiten kühle Nordseeluft in das Gebäude und nutzen diese zur Klimatisierung. Nach Angaben von Bloch lässt sich damit der Stromverbrauch um 40 Prozent reduzieren - die Klimaaggregate würden nur 20 Stunden pro Jahr eingesetzt. Auch HPs Konkurrent IBM arbeitet intensiv daran, die Energieeffizienz im Data Center zu verbessern. So hat etwa die Schweizer IBM-Tochter in Rüschlikon gemeinsam mit der ETH Zürich eine Heißwasserkühlung entwickelt, die es ermöglicht, die Abwärme eines RZ zu nutzen und sogar als Handelsgut weiterzuverkaufen.
Wolfgang Schwab, Spezialist für Green IT bei der Experton Group, unterscheidet grundsätzlich in den "IT-Bereich" und den "Facility-Bereich". Vor allem Letzterer eröffne noch "extreme Einsparpotenziale", beispielsweise in der Klimatisierung, aber auch bei der Energierückgewinnung und im Bereich "Messen und Steuern". Die besten Ergebnisse könnten Unternehmen erreichen, wenn sie ein neues Data Center "auf der grünen Wiese" bauten. Das Designziel dabei sollte ein "modulares, dynamisches und effizientes Konzept" sein. Gemeinsam mit einem Anwenderunternehmen plant die Experton Group derzeit ein Rechenzentrum mit zirka 400 Quadratmetern und einem "Drei-Waben-Konzept". Dabei wird zunächst nur die erste Wabe infrastrukturell ausgebaut, weitere Flächen stehen für Erweiterungen zur Verfügung. Schwab: "Wir schaffen damit eine Facility, die für einen Lebenszyklus von mindestens 15 Jahren ausgelegt ist." Auch der Prozessorgigant Intel bastelt am energieeffizienten RZ. Unter dem Motto "Data Center 2020" hat der US-Konzern gemeinsam mit T-Systems ein Forschungsrechenzentrum in München eröffnet.