Gefordert-Sein schlägt in ein Überfordert-Sein um
Woran lässt sich ein (drohender) Burnout erkennen?
Schwartz: Typische Symptome sind unter anderem eine dauerhafte Erschöpfung, eine merklich reduzierte Leistung, das Gefühl, nur noch zu funktionieren oder neben sich zu stehen, sowie körperliche Beeinträchtigungen, inklusive Schlafstörungen.
Wie sollten Führungskräfte ihre Mitarbeiter führen, damit diese nicht ausbrennen?
Schwartz: Führungskräfte sollten zunächst einen Burn-out nicht als Schwäche ansehen, sondern die Kompetenzen des Mitarbeiters würdigen, die mit der Disposition einhergehen. Außerdem sollten sie rechtzeitig Arbeitslast vom Mitarbeiter nehmen, vor allem von Leistungsträgern. Empfehlenswert ist es zu prüfen, wie gut die individuellen Motivationen des Mitarbeiters zum Job passen. Hilfreich ist auch, die meist unterschwelligen Konflikte zu bearbeiten, die zwischen Mitarbeiter und Firma oder auch im privaten Umfeld bestehen.
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Das Augenmerk auf die Prävention richten
Was sollte eine Führungskraft tun, wenn trotzdem ein Mitarbeiter Anzeichen eines drohenden Burn-outs zeigt?
Schwartz: Hier treffen meine Antworten auf Ihre vorige Frage zu. Ferner sollten sie die Grenzen ihrer Kompetenz beachten und nicht zu lange warten, einen Coach einzuschalten. Im fortgeschrittenen Stadium hilft auch das nicht mehr. Dann bedarf es einer Krankschreibung und ärztlich-therapeutischer Hilfe.
Gilt das auch für die Führungskraft?
Schwartz: Ja, denn auch Führungskräfte sind Menschen und keine Maschinen. Ein absehbarer Burn-out ist immer eine innere Zwickmühle. Die eine innere Stimme sagt: "Eigentlich macht das alles so keinen Sinn mehr. Ich bin müde und erschöpft.". Und die andere pflichtbewusste und loyale Stimme protestiert: "Das geht nicht. Du musst weitermachen!." Diesen inneren Konflikt gilt es zu lösen. Die gute Nachricht: Dafür gibt es bewährte Lösungswege.
Und wie gehen Sie mit ihrem eigenen Burn-out-Risiko um?
Schwartz: Ich weiß, dass ich nicht immer allem und allen gerecht werden kann. Also versuche ich, zufrieden damit zu bleiben, dass ich nicht mit allem zufrieden bin. Und am Ende des Tages anerkenne ich mich dafür, dass ich Sinnvolles getan habe: Ich schaue weniger auf Erfolge.
Herr Schwartz, vielen Dank für das Gespräch.
Michael Schwartz leitet das Institut für integrale Lebens- und Arbeitspraxis (ilea) in Esslingen bei Stuttgart.