Warum erleiden heute mehr Männer und Frauen als früher einen Burn-out?
Schwartz: Die Ursachen, warum mehr Menschen in einen Zustand emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit geraten, sind vielfältig. Eine Ursache ist die moderne Arbeitswelt. Sie ist heute viel stärker als früher von Veränderung und Unvorhersehbarkeit geprägt. Das kann ein Gefühl der Ohnmacht auslösen. Daneben gibt es Gründe, die in der Persönlichkeit des Einzelnen zu suchen sind: Der Mensch verliert die Resonanz mit seinem Umfeld.
Ein drohender Burn-out lässt sich erkennen.
Sind Führungskräfte stärker als "normale" Mitarbeiter von einem Burnout bedroht?
Schwartz: Ja und nein. Die meisten Führungskräfte arbeiten in einer Sandwichposition, in der sie von vielen Seiten mit Erwartungen konfrontiert werden. Das erhöht ihren Arbeitsdruck. Außerdem haben sie meist mehr und komplexere Aufgaben als Fachkräfte. Zugleich begünstigen bei Führungskräften wie auch bei anderen Leistungsträgern Dispositionen wie überhöhtes Engagement, ein Sich-für-unentbehrlich-halten und sehr hohe Selbstansprüche einen Burn-out. Dasselbe gilt für Perfektionismus oder die Neigung, seine eigenen Bedürfnisse zu ignorieren.
Wie können Führungs- und Konfliktsituationen zum individuellen Burn-out führen?
Schwartz: Zum Tagesgeschäft von Führungskräften gehört es, mit ihrer Sandwichposition, mit Interessenunterschieden und Konflikten umzugehen. Diese äußeren Situationen bilden sich in der Psyche der Führungskraft ab und können bei den oben genannten Dispositionen zur Erschöpfung führen - besonders, wenn sie unbewusst bleiben.
Wie können Berufstätige einem Burn-out vorbeugen?
Schwartz: Sie brauchen in der Regel eine feine Selbstwahrnehmung, um ein im Hamsterrad-laufen zu verhindern. Das Spüren der eigenen Bedürfnisse erfordert einen Gewinnen Abstand zur Alltagsarbeit. Hilfreich hierbei sind private Sozialkontakte, Urlaub, Auszeiten und Entspannung. Auch ein Coaching kann helfen.