Remote Management großer Netzwerk-Installationen

WLAN ebnet Händlern den Weg in die Cloud

Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.
Immer mehr Systemhäuser und Reseller können nun auch weit entferne WLAN-Umgebungen konfigurieren und steuern. Die Offerten der Netzwerkhersteller Aerohive, Bintec, Devolo, Extreme Networks, Lancom, Netgear und Zyxel hierzu sind vielfältig.
 
  • Welche Produkte für WLAN-Cloud bieten die Hersteller an?
  • Wie unterstützen sie den Channel?
  • Vorteile für Reseller
  • Vorteile für Kunden

"Das Wireless LAN macht dieser Tage den größten Innovations-Sprung seit 17 Jahren, als WiFi IEEE 802.11b im Jahr 2000 auf den Markt kam", freut sich Lancom-Chef Ralf Koenzen auf die nächste WLAN-Generation. Doch der Gründer der deutschen Business-WLAN-Schmiede meint damit nicht etwa den jüngsten Speed-Anstieg auf das pfeilschnelle Gigabit-WLAN der Gattung IEEE 802.11ac Wave 2, sondern etwas noch viel Wichtigeres: Nämlich die superleichte Konfiguration und Steuerung großer WLAN-Installationen über die entfernte Cloud, von jedem Ort der Welt, an dem es Internet gibt.

Bei WLAN-Routern für Consumer, wie diesem Pfeil-schnellen AVM-Flaggschiff FRITZ!BOX 7580, ist das Thema Konfiguration und Management über die entfernte Cloud noch kein Thema. Der Grund: Sie werden meist nur SOLO in privaten Wohnungen und kleinen Büros betrieben.
Bei WLAN-Routern für Consumer, wie diesem Pfeil-schnellen AVM-Flaggschiff FRITZ!BOX 7580, ist das Thema Konfiguration und Management über die entfernte Cloud noch kein Thema. Der Grund: Sie werden meist nur SOLO in privaten Wohnungen und kleinen Büros betrieben.
Foto: Harald Karcher

WLAN-Wolken - von Aerohive bis Zyxel

Ähnlich optimistisch sehen das auch weitere B2B-WLAN-Lieferanten wie Aerohive, Bintec, Devolo, Extreme Networks, die Netgear-B2B-Sparte sowie Zyxel, deren Channel-Cloud-Strategie wir für diesen Artikel recherchiert haben.

Im Prinzip wären ein paar weitere Enterprise-WLAN-Anbieter wie Aruba, Cisco, Hewlett Packard Enterprise und Ruckus Wireless für unser Anliegen der maximalen Markt-Transparenz ebenfalls relevant gewesen. Die hatten aber teils kein Interesse an unserer systematischen WLAN-Cloud-Umfrage, oder Zeitnot, oder interne Umwälzungen, oder wichtigere Beschäftigungen als die Beantwortung unserer vergleichenden Umfragen.

Ganz anders liegt der Fall beim WLAN-B2C-Champion AVM. Diesen haben wir - trotz des gewaltigen Marktanteils seiner Fritzboxen - nicht in die Umfrage einbezogen, weil der typische AVM-Kunde im privaten Heim halt keine Dutzende oder Hunderte von WLAN-Access-Points konfigurieren und managen muss. Ähnliches gilt auch für weitere Consumer-WLAN-Anbieter wie D-Link, Linksys, TP-Link et cetera: Bei denen ist die Verwaltung von großen Netzwerk-Installationen über das Cloud-Management ebenfalls noch kein Thema.

Lesetipp: Public Cloud und das Systemhaus 4.0

Cloud optimiert das Funknetz

Bis vor kurzem hat man zur Steuerung einer größeren Anzahl von Access Points ja noch komplizierte WLAN-Controller im 19-Zoll-Rack-Format benötigt. Die standen meist vor Ort unweit der WLAN-Access-Points und konnten bloß von teuren Experten richtig einjustiert werden. Das kostet Gehälter samt Reisespesen, vor allem, wenn die WLAN-Installationen geografisch weit verstreut sind. Man denke etwa an Lebensmittel-Ketten wie REWE mit tausenden von WLAN-bestückten Filialen über ganz Deutschland verstreut.

Spätestens zur CeBIT 2017 soll es nun aber unvorstellbar einfach werden, vormals komplexe WLAN-Rollouts mit vielen Access Points, Switchen und Routern ruckzuck remote von jedem Ort der Welt aus via Cloud zu konfigurieren und zu steuern. Außerdem soll sich das komplette Funknetz aus der Cloud heraus binnen weniger Sekunden (ja, Sekunden) automatisch optimal justieren.

Ein menschlicher Experte würde dafür Stunden oder Tage benötigen. Software Defined Networking (SDN) für LAN und WLAN macht alles einfacher. So jedenfalls die Marketing-Message der bereits Cloud-fähigen WLAN-Hersteller.

Jeder Wirt kann WiFi montieren

Die bloße Wand-oder-Decken-Montage der WLAN-Access-Point samt Anstöpseln an Strom und LAN, beziehungsweise an Power-over-Ethernet, war im Prinzip schon immer einfach: Die kann jeder Hausmeister, Klempner, Schreiner, Elektriker, Gastwirt oder Laden-Inhaber auch ohne IP-Know-how montieren. Die danach folgende Netzwerk-Konfigurations-Tüftelei am lokalen WLAN-Controller dagegen hat früher oftmals Stunden oder Tage an Gehirn-Akrobatik verschlungen. Das läuft jetzt alles mit ein paar Mausklicks remote aus der Cloud heraus. So jedenfalls die neue Marketing-Parole der Anbieter.

WLAN-Experten bald überflüssig?

Selbst uralte Router-Betriebs-Systeme mit schrulligem Kommando-Zeilen-Feeling lassen sich jetzt plötzlich hinter einer coolen Cloud-Bedien-Oberfläche verstecken, die von jungen Entwicklern programmiert wurde, die schon ganz trendig mit dem Apple MacBook Air aufgewachsen sind.

Über verstaubte Router-Kommando-Zeilen wird jetzt einfach eine todschicke WLAN-Cloud-Bedienoberfläche drüber gestülpt, die sich so elegant wie eine gut gemachte Smartphone-App anfühlt. Das spart so manchem WLAN-Hersteller die dringend überfällige Modernisierung seines Netzwerk-Betriebssystems.

Mit derart neuen Cloud-Oberfläche braucht man (angeblich) keine langjährige Netzwerk-Expertise mehr. Doch wie sollen ITK-Fach-Händler, Systemhäuser und Integratoren ob dieser schönen Aussichten reagieren? Sollen sie jubilieren - oder eher um Ihre Existenz-Berechtigung bangen?

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