Welche Medien interessieren sich für meine Themen?
Dass die Medien verschiedene Zielgruppen und redaktionelle Konzepte haben, ist vielen Anbietern immaterieller Dienstleistungen nicht bewusst. Das sei an einem Beispiel illustriert. Fragt man als PR-Berater Dienstleister, deren Zielgruppen vorrangig Unternehmen sind (wie Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater), in welchen Zeitschriften ihre Artikel erscheinen sollen, dann antworten sie oft spontan: "In der Wirtschaftswoche und im Managermagazin". Gut ist es dann, wenn man als PR-Berater ein, zwei Ausgaben dieser Zeitschriften zur Hand hat, um dem Gesprächpartner zu zeigen:
Mit solchen Themen wie Bilanzen-Erstellen und Produktionsprozesse-Optimieren befassen sich diese Medien überhaupt nicht – obwohl sie Wirtschaftsmedien sind. In ihnen wird zwar ausführlich darüber berichtet, welche Querelen es gerade im Vorstand des Konzerns x oder y gibt, doch solche Fachthemen wie Bilanzen erstellen und optimieren fließen höchstens mal als Randnotiz in ihre Artikel ein.
1. Sie können dem Mechaniker genau sagen, was am Kopierer ihres Klienten kaputt ist und welche Teile ausgetauscht werden müssen.<br> 2. Neue Mitarbeiter Ihrer Kunden wollen von Ihnen wissen, wie die Kaffeemaschine funktioniert.<br> 3. Sie wissen die Abflugpläne aller Fluggesellschaften, die Ihr Kunde nutzt, auswendig.<br>
4. Sie können fünf Aufgaben gleichzeitig bewältigen, wissen aber nicht, was Sie heute gefrühstückt haben.<br> 5. Sie haben genügend "Verkäufer"-Badges auf der Hand – für einen Royal Flush und zwei Paare.<br> 6. Sie kennen alle Gebäudereiniger Ihres Kunden beim Vornamen (wahlweise auch die Nachtwächter oder nachtarbeitenden IT-Reparaturteams).<br>
7. Sie benutzen so viele Akronyme, dass Sie schon gar nicht mehr wissen, welche davon Sie selbst erfunden haben und welche den Kunden "gehören".<br> 8. Ohne Notebooktasche über der Schulter fühlen Sie sich nackt.<br> 9. Ihr Projektpartner versucht Sie einzustellen.<br>
10. Sie fliegen am Wochenende schon gar nicht mehr heim, weil es Ihnen beim Kunden so gut gefällt.<br> 11. Sie freuen sich über einen halben freien Tag, wenn Sie um 22 Uhr Feierabend machen.<br> 12. Sie glauben allmählich, eine Verpflichtung bei der Marine würde Ihnen mehr Zeit mit Ihrer Familie ermöglichen.<br>
13. Sie reden Ihren PC mit Vornamen an.<br> 14. Sie regen sich auf, wenn Sie Freitagnacht nach Hause kommen und das Licht nicht an sowie das Bett nicht gemacht ist und Sie keine Schokolade auf dem Kopfkissen finden.<br> 15. Ein ganzes Wochenende daheim ist für Sie der reinste Urlaub.<br>
16. Sie können den Zimmerservice rufen und diverse Vorspeisen bestellen, ohne die Karte gesehen zu haben.<br> 17. Die Flugsicherung ruft bei Ihnen an, um sich Flugnummern und Abflugzeiten bestätigen zu lassen.<br> 18. Sie haben mehr Filme auf 10.000 Metern Höhe als im Fernsehen und Kino zusammen gesehen.<br>
19. Sie haben mehr Telefonnummern im Handy als Imelda Marcos Schuhe im Schrank.<br> 20. Sie wissen nicht mehr, wie Sie die Scheibenwischer Ihres eigenen Autos einschalten.<br> 21. Neuen Mitarbeitern werden Sie mit den folgenden Worten vorgestellt: "Der gehört hier schon zum Inventar."<br>
22. Ihr Lebenslauf sieht aus wie ein Telefonbuch.<br> 23. Sie stellen sich Ihrem Nachbarn vor... schon wieder.<br> 24. Ihre Frau fliegt heim am Wochenende – zu Ihnen ins Hotel.<br>
25. Sie benutzen das Wort "Modell" im ganzen Satz.<br> 26. Sie benutzen das Wort "Granularität" im ganzen Satz.<br> 27. Sie benutzen das Wort "robust" im ganzen Satz.<br>
28. Jemand spricht von einem Meeting um sieben Uhr – und Sie fragen "vor- oder nachmittags?"<br> 29. Sie beginnen zu heulen, wenn Ihr PC nicht hochfährt.<br> 30. Sie halten einen fünfminütigen Vortrag über Data Warehousing – ganz am Schluss fragen Sie in die Runde, was Data Warehousing eigentlich genau ist.<br>
31. Wenn sich andere über den letzten Urlaub unterhalten, haben Sie nichts beizusteuern.<br> 32. An Ihrem freien Tag rufen Sie einen beliebigen Kunden an, weil Sie ihn vermissen.<br> 33. Sie machen eine geschäftliche To-Do-Liste fürs nächste Wochenende.<br>
34. Wenn Sie jemand fragt, was Sie eigentlich arbeiten, zucken Sie nur mit den Schultern.<br> 35. Bevor Sie Ihr Auto starten, klären Sie alle Insassen darüber auf, wo sich die Notausgänge befinden.<br> 36. Bevor Sie Ihr Auto zum Stehen bringen, fordern Sie alle Insassen auf, solange sitzen zu bleiben, bis die Anschnallzeichen erloschen sind.<br>
37. Sie rufen eine x-beliebige Service-Hotline an, um unsinnige Problemlösungsvorschläge zu hören.<br> 38. Ihr Lieblingsessen besteht aus Automaten-Snacks.<br> 39. Sie fordern Ihre Freunde auf, Ihnen zum Monatsende ihre Arbeitszeiterfassungsbogen auszuhändigen, damit Sie nachvollziehen können, was Sie alles verpasst haben.<br>
40. Sie kennen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen Ihrer Lieblingshotels auswendig.<br> 41. Sie glauben, besser als eine E-Mail-Konversation kann eine Unterhaltung gar nicht mehr werden.<br> 42. Instant-Kaffee schmeckt Ihnen richtig gut.<br>
43. Sie haben auf Anhieb 15 Telefonnummern von Klienten und Hotels im Kopf – nur ihre Privatnummer für zuhause ist nicht darunter.<br> 44. Sie erhalten mehr Einkommenssteuerrückerstattungen als Microsoft Patente besitzt.<br> 45. Der Rezeptionist weist Ihnen jede Woche das gleiche Zimmer zu.<br>
46. Sie kennen die Lieblingsradiosender aller Hotelangestellten.<br> 47. Sie bekommen mehr Anrufe von den Hotelangestellten als von Ihren Freunden.<br> 48. Sie stellen fest, dass die Hotelangestellten Ihre einzigen Freunde sind.<br>
49. Ihr Lebenslauf sieht aus wie ein Telefonbuch.<br> 50. Sie können noch mindestens sieben weitere Dinge aufzählen, an denen Sie erkennen, dass Sie schon zu lange Berater sind.<br>
No-Names haben keine Chance
Entsprechend selten kommen in ihnen "Industriedienstleister" zu Wort – speziell solche, die keine Vertreter renommierter Wirtschaftsprüfungsgesellschaften oder Rechtsanwaltskanzleien sind. Deshalb ist für "No-names" zumindest kurzfristig jeder Versuch aussichtslos, in den redaktionellen Beiträgen dieser Zeitschriften erwähnt zu werden. Und völlig chancenlos ist das Bemühen, dort eigene Artikel zu platzieren. Denn solche Beiträge zu veröffentlichen, widerspräche dem redaktionellen Konzept solcher Zeitschriften wie Wirtschaftswoche und Managermagazin.
Ähnlich verhält es sich bei fast allen Medien. Ihre Redaktionen haben genaue Vorstellungen davon, was in ihre Publikation passt. So publizieren zum Beispiel Tageszeitungen und Illustrierte nur ungern Artikel von Nicht-Journalisten. Anders ist dies bei Fachzeitschriften. Sie leben häufig vom Publizieren von Artikeln, deren (offizielle) Autoren Fachexperten, also keine Journalisten sind.
Trotzdem haben auch die Fachzeitschriftenredakteure meist eine genaue Vorstellung davon, wie ein Artikel, der in ihrem Magazin erscheint, verfasst sein sollte. Sieht man von den eher wissenschaftlichen Publikationen ab, dann wollen sie zum Beispiel meist gerade nicht, dass die Artikel einen professoralen Touch haben. Sie sollen zudem kein "Fach-Chinesisch" enthalten. Die Artikel sollen vielmehr, obwohl sie Fachartikel sind, leicht lesbar sein – und einen hohen Praxisbezug aufweisen.
Für Privatpersonen oder Unternehmen relevant?
Generell gilt es bei der Pressearbeit zwischen Endverbraucher- und B-to-B-Medien zu unterscheiden. Zu den Endverbrauchermedien zählen neben Rundfunk und Fernsehen fast alle Illustrierten und Tageszeitungen. Als Zielgruppe dieser Medien kann man, überspitzt formuliert, die Männer und Frauen bezeichnen, die zuhause auf dem Sofa sitzen, Chips essen und Wein trinken. Die B-to-B-Medien hingegen wenden sich entweder an "die Entscheider in den Unternehmen" oder ausgewählte Berufsgruppen (zum Beispiel Personaler oder Controller). Zu den B-to-B-Medien gehören alle Fachzeitschriften sowie solche Zeitschriften wie das Handelsblatt und die VDI-Nachrichten.
Da die Endverbraucher- und die B-to-B-Medien verschiedene Zielgruppen haben, wählen sie auch die Artikel nach unterschiedlichen Kriterien aus. Das heißt: Ein Thema, das für Endverbrauchermedien interessant ist, interessiert meist die B-to-B-Medien nicht. Fragen Sie sich also: Eignet sich mein Thema eher für Endverbraucher- oder für B-to-B-Medien? Ist es eher für Privatpersonen oder für die Inhaber bestimmter Positionen in Unternehmen interessant?
Ein Beispiel. Angenommen Sie wären Unternehmensberater und würden Bankmitarbeiter im Verkaufen von Finanzprodukten trainieren. Dann läge es nahe, Artikel zu Themen wie "Banker als Verkäufer qualifizieren" zu verfassen – ein typisches Fachzeitschriften-Thema. Also bräuchten Sie Ihr Manuskript Endverbrauchermedien gar nicht erst anzubieten. Aber auch solchen Fachzeitschriften wie MaschinenMarkt und Logistikspektrum bräuchten Sie es nicht zu offerieren, denn deren Leser interessieren sich nicht dafür, wie Banken ihre Verkäufer qualifizieren. Also bleiben als Zielmedien nur finanzwirtschaftliche Publikationen wie das Bankmagazin und Die Bank. Entsprechend scharf sollten Sie Ihr Manuskript auf die Finanzbranche zuschneiden.