Trau schau wem
Außer an dieser kollektiven Art, kann eine Führungskraft auch an seinen direkten Vertrauten scheitern. Gemeint sind hier die Assistenten, Sekretärinnen und die untergeordnete Führungsriege. Da gibt es die Isolierer, die den Chef abschirmen und ihn vor Kritik und Angriffen schützen. Sie sehen sich selbst als rettende Strippenzieher, obwohl sie damit die Führungskraft manipulieren. Sie unterwandern damit die Autorität des Chefs. Sie schneiden ihn förmlich von den Informationen ab. So gelten einige Sekretärinnen, als die wahren Chefs ihrer Unternehmen.
Hüten sollte sich eine Führungskraft vor den JA-Sagern. Sie reden dem Chef immer nur nach dem Mund. Die JA-Sager haben das tiefe Bedürfnis besonders Autoritäten gefallen zu wollen. Wie schnell die Führungskraft dabei den Bezug zur Realität verliert wurde schon weiter vorn, beim Narzissten, geschildert.
Die Thronräuber kann man nicht so leicht ausfindig machen. Die eigenen Machtinteressen, ihren Ehrgeiz und Neid, der sie antreibt, verstecken sie hinter geschickten Schmeicheleien, um im richtigen Moment, in der richtigen Position zu sein, damit sie der Führungskraft, ohne Vorwarnung, den Dolch in den Rücken stoßen können.
Muss das so sein? Nein! So ist es ja auch nicht überall. Ob das nun bei Ihnen im Unternehmen so ist, können Sie mit der Selbstreflexion prüfen. Leider ist es mit der Bereitschaft zur Selbstreflexion bei den Chefs nicht weit her. Schade eigentlich, denn das ist die einfachste, schnellste, günstigste und wirkungsvollste Art die Selbsteffizienz und die des Unternehmens zu steigern.
Viele Führungskräfte sind besorgt um ihren Ruf und ihr Image in der Geschäftswelt, wenn sie zugeben Selbstreflexion zu betreiben. Sie haben einfach Angst vor der Fehlinterpretation: Selbstreflexion = Selbstzweifel = Schwäche. Und eine schwache Führungskraft will niemand haben, womit wir wieder bei den Existenzängsten sind. Logisch, nicht wahr?
Über diesen Führungskräften hängt das Schwert des Damokles, das aus Machtverlust, Depression, unbefriedigender Partnerschaft und eisiger Einsamkeit geschmiedet ist. Aber, liebe Führungskräfte, es ist doch relativ einfach diese Sorgen zu umgehen: Erzählen Sie einfach nicht, dass Sie selbstreflektieren. Hängen Sie es nicht an die große Glocke. Es muss ja niemand wissen, dass Sie das Rosshaar, an dem das Schwert hängt, gegen einen stabilen und belastbaren Faden austauschen. Und scheuen Sie sich auch nicht davor, bei Bedarf Hilfe von Außen zu suchen: Nicht jeder Trainer geht mit den Namen seiner Kunden hausieren.
Es geht auch nicht darum, dass die Persönlichkeit umgekrempelt werden soll, sondern dass man sich selbst besser kennen lernt und erkennt, wie man auf einfache Weise besser führen kann. Es ist kein Naturgesetz, dass man als Führungskraft Schmerzen, Probleme oder unterdrückte Gefühle mit sich herumtragen muss, oder man chronischen Zeitmangel hat.