Amazon, Microsoft, Google und Co. im direkten Vergleich

Die besten Public-Cloud-Plattformen in Europa

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Interoute punktet mit lokaler Präsenz

Geht es um die regionale Präsenz in Europa, kann der britische Telekommunikationsanbieter Interoute punkten, den Forrester ebenfalls noch als "starken Anbieter" einstuft. Das Cloud-Angebot Virtual Data Center (VDC) profitiere vom großen globalen Netzwerk des Providers. Interoute hat bislang elf VDC Zones in sieben europäischen Ländern aufgebaut, die wiederum mit anderen Public Clouds und der IT-Infrastruktur von Kunden verbunden sind. Viele dieser Kunden nutzen VDC als Teil einer Hybrid-Cloud-Strategie, in deren Rahmen Interoute nicht selten auch das Hosting und die Network Connectivity für die Legacy-IT übernimmt.

Im Cloud-Portfolio heben die Analysten unter anderem Interoutes Container Service hervor. Er sei für Unternehmen interessant, die ihre Applikationen von der darunter liegenden VDC-Infrastruktur abstrahieren wollten. Im Vergleich zu den größeren Mitbewerbern biete Interoute jedoch ein weniger umfassendes Cloud-Portfolio, resümieren die Studienautoren. So mangele es etwa noch am Engagement in Wachstumsfeldern wie Analytics, IoT oder Mobile-App-Entwicklung.

CenturyLink könnte unter dem Brexit leiden

In der "Contender"-Gruppe des Forrester-Vergleichs schneidet der in Europa weniger bekannte Provider CenturyLink am besten ab. In den Public-Cloud-Markt stieg der Anbieter mit Hauptsitz im US-Bundesstaat Louisiana erst im Jahr 2013 über mehrere Akquisitionen ein. Der Schwerpunkt liegt auf Infrastruktur-Services, die CenturyLink aus insgesamt 60 Rechenzentren weltweit bereitstellt, acht davon stehen in Europa. Am meisten Sinn ergibt die Public Cloud der Amerikaner als Teil eines Hybrid-Cloud-Szenarios, urteilen die Forrester-Analysten.

Die Stärken des Produktportfolios lägen unter anderem in ausgefeilten Konfigurations- und Automation-Features für die Plattform. Kunden lobten auch das relativ einfache Handling der Dienste. Das könnte allerdings auch am eingeschränkten Funktionsumfang liegen, so die Experten. Defizite sehen sie etwa in den Bereichen Mobile, Analytics und IoT. Wer einschlägige Features in seiner Cloud-Strategie nicht benötige, sei bei Interoute aber eventuell gut aufgehoben. Ein anderer Aspekt könnte sich für den Provider aber zum ernsten Problem entwickeln: Sechs der acht europäischen Rechenzentren stehen in Großbritannien. Kunden, die auch in Kontinentaleuropa aktiv sind, könnten sich angesichts der Brexit-Entscheidung fragen, welche Rolle diese Data Center künftig spielen werden.

Salesforce liefert starke Platform-Services

Ein weiterer Player in der Contender-Gruppe ist Salesforce. Zwar habe der CRM-Spezialist nicht in vollem Umfang an der Studie teilgenommen, erläutert Forrester. Doch die verfügbaren Antworten des Unternehmens sowie die öffentlich zugänglichen Informationen zum Cloud-Portfolio erlaubten dennoch eine valide Wertung. Jenseits der klassischen SaaS-Angebote habe sich Salesforce zu einem echten "PaaS Powerhouse" entwickelt, kommentieren die Analysten. Insbesondere die App Cloud biete Entwicklern eine breite Palette an Features und Tools. Die wichtigsten App Cloud Services Heroku (basiert auf AWS) und Force.com abstrahierten die darunter liegende Infrastruktur gut, sodass sich Entwickler nicht um diesen Aspekt kümmern müssten. Die Salesforce-Plattform biete zudem starke Identity- und Access-Management-Features. Darüber hinaus habe der Anbieter zahlreiche neue Produkte in der Pipeline, die neue Segmente wie IoT, Analytics oder den Kundendienst adressierten.

Weniger positiv stufen die Analysten dagegen die regionale Präsenz ein. Für Kernbestandteile der App Cloud wie die Heroku Common Runtime könnten Entwickler nur zwischen einem US-amerikanischen und einem europäischen Standort in Dublin wählen. Zwar sei das einschlägige Salesforce-Portfolio gemäß dem Privacy-Shield-Abkommen zertifiziert. Doch vielen europäischen Unternehmen, die ihre Daten nur auf dem alten Kontinent halten wollen, reiche das nicht. Für Hybrid-Cloud-Szenarios sei die App Cloud zudem nicht unbedingt die beste Wahl.

CloudSigma offeriert sehr flexible IaaS-Ressourcen

Etwas überraschend schaffte es die schweizerische CloudSigma ins Forrester Ranking. Leicht abgeschlagen in der Contender-Gruppe bietet der Provider besonders flexible und feingranulare Konfigurationsoptionen für Infrastrukturdienste, loben die Experten. Allerdings müssten Kunden dabei genau wissen, was sie tun. Für bestimmte Workload-Typen könnten solche Features aber durchaus hilfreich sein. Typische Anwender kommen beispielsweise aus Medienunternehmen oder aus der Wissenschaft.

Um einen breiteren Kundenkreis anzusprechen, benötigen die Schweizer nach Einschätzung der Analysten unter anderem bessere Management-Tools. Defizite sehen sie auch im Bereich Support und Professional Services. Unternehmen mit sensiblen Daten beziehungsweise deren Juristen müsse CloudSigma erst überzeugen, dass der RZ-Standort in Zürich ausreichend Sicherheit biete. Der Provider greift dabei auf Ressourcen des Data-Center-Spezialisten Equinix zurück. Darüber hinaus knüpft CloudSigma zunehmend Partnerschaften mit Telekommunikationsanbietern und lokalen RZ-Betreibern. Auf diesem Weg sollen Cloud-Services künftig auch aus Rechenzentren in Deutschland und Polen angeboten werden.

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