Amazon, Microsoft, Google und Co. im direkten Vergleich

Die besten Public-Cloud-Plattformen in Europa

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

IBMs Stärke liegt in der Hybrid Cloud

Eine breite Palette an IaaS- und PaaS-Produkten offeriert auch IBM. Bei genauerem Hinsehen offenbare das Portfolio indes, dass viele von Big Blues Kunden entweder nicht willens oder nicht in der Lage sind, ihre komplette IT in die Cloud zu verlagern, urteilt Forrester. IBMs Cloud-Strategie laute deshalb "Choice with Consistency", im Klartext: Man bietet Unternehmen auf dem Weg in die Cloud auch eine Reihe von On-premise-Optionen sowie dedizierte, Bare-Metal- und Multitenant-Services. Seine Infrastruktur-Services stellt IBM aus Standorten in fünf europäischen Ländern zur Verfügung. Ähnlich wie AWS und Microsoft reagiert der Konzern damit auf den Wunsch etlicher Kunden, aus Datenschutzgründen nur Cloud-Services aus lokalen Rechenzentren zu beziehen.

Eine Herausforderung für das IBM-Management besteht aus Sicht der Analysten darin, die einstigen Softlayer- mit den Bluemix-Diensten zu einem einheitlichen Service-Set zu verschmelzen. Die allgegenwärtige Werbung mit den Cloud-basierten "Cognitive"-Features seiner Watson-Technik hält Forrester eher für kontraproduktiv. Nicht wenige Kunden, die in Sachen IaaS und PaaS noch am Anfang stehen, fühlten sich damit überfordert.

Die Oracle-Cloud - attraktiv vor allem für Bestandskunden

Als Späteinsteiger in den Public-Cloud-Markt erreicht Oracle weder die globale Skalierung noch die Funktionsbreite der "Megacloud Leader", schreiben die Forrester-Experten. Zu den Stärken des Portfolios zählen sie die solide Cloud-Plattform für bestehende Datenbank-, Java- und Applikations-Kunden. Von den derzeit 19 weltweiten Rechenzentren stehen sieben in Europa. Punkten kann der IT-Konzern insbesondere mit seinen Developer-Diensten sowie mit Datenbank-Services. Zu letzteren zählten auch die "gut dokumentierten" Migration-Services für On-Premise-Datenbanken.

In vielerlei Hinsicht halten die Analysten Oracles Cloud-Services dennoch für unausgereift. So fehlten beispielsweise Application Services aus den Bereichen Machine Learning und Analytics im Portfolio; Features für das Kostenmanagement von Cloud-Diensten ließen noch zu wünschen übrig. Für Unternehmen, die bereits in Oracle-Plattformen und -Applikationen investiert haben, sei das Cloud-Angebot aber womöglich trotzdem die beste Wahl.

Google glänzt mit Machine Learning und Data Services

Auch Google engagierte sich relativ spät im IaaS-Markt. Mittlerweile aber offeriert der Suchmaschinenkonzern ein komplettes Portfolio an Infrastruktur- und Plattform-Services für Entwickler. Besondere Stärken der Google Cloud sehen die Forrester-Analysten in den "marktführenden" Machine-Learning- und Data-Warehouse-Services. Seine Data Services baue der Anbieter stetig aus. Für Googles Cloud-Palette sprächen zudem wettbewerbsfähige Preise, eine minutengenaue Abrechnung und starke Security-Services. Mehr als jeder andere Player im Vergleich bekenne sich Google zum Open-Source-Gedanken.

Schwächen offenbart der Internetriese, wenn es um lokale Data Center in Europa geht. Bis zum Stichtag der Erhebung am 1. April 2016 unterhielt Google lediglich eine Data-Center-Region in Belgien. Weitere RZ-Standorte in London, Frankfurt und Finnland stehen zwar auf der Roadmap. Doch für Unternehmen mit sensiblen Daten dürfte dieser Aspekt bis auf weiteres noch ein Argument gegen die Google-Cloud sein. Nachholbedarf sieht Forrester zudem im Partnernetzwerk sowie im Support für diejenigen Kunden, die sich nicht ausschließlich mit "Cloud-native"-Anwendungen beschäftigen, sondern traditionelle Enterprise Workloads migrieren oder integrieren müssen.

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