Update 2 vom 06.07.2011: Mittlerweile hat uns auch Seagate ein Statement zugesandt. Sie finden es auf Seite 5 .
Update vom 04.07.2011: Nach Veröffentlichung erreichte uns ein Statement von Iomega. Sie finden es auf Seite 4 .
Kleine Netzwerkspeicher (Network Attached Storage, NAS) mit mehreren Festplatten werden bei Privatkunden immer beliebter. Sie erlauben nicht nur eine zentrale Datenhaltung für mehrere PCs, sondern sichern die Daten zusätzlich durch ein RAID-System ab. Meist kommt ein RAID 1 mit einer Spiegelung der Daten auf eine zweite Festplatte zum Einsatz. Größere - und teurere - NAS-Geräte erlauben auch RAID 5 oder 6, wofür allerdings mindestens drei Festplatten zur Verfügung stehen müssen. Mehr zum Thema RAID lesen Sie in unserem Ratgeber "Was Sie als Reseller über RAID wissen sollten". Einen Überblick über NAS-Systeme erhalten Sie im ChannelPartner-Ratgeber "Erfolg im NAS-Verkauf".
Die parallele Sicherung der Daten auf zwei oder mehr Festplatten - von den Herstellern gerne auch als Verkaufsargument verwendet - wiegt den Kunden aber in einer nur scheinbaren Sicherheit. Fällt nämlich der Controller aus oder wird das Dateisystem beispielsweise durch einen Stromausfall oder einen Virus korrumpiert, lassen sich die Daten nur mit Tricks, viel Aufwand - oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr lesen. Dann wird eine professionelle Datenrettung fällig. Ein teurer Spaß - laut Kathrin Brekle, Senior Marketing Project Manager, beim Datenrettungsspezialisten Kroll Ontrack kann die Wiederherstellung einer Festplatten schnell 1.500 Euro und mehr kosten. Schadensfälle, die durch ausgefallene RAID-Controller verursacht werden, seien durchaus häufig, so Brekle weiter.
Von ChannelPartner nach ihrer Strategie befragt, spielten viele Hersteller von NAS-Systemen das Problem herunter, oder antworteten wie Acer und Western Digital gar nicht. Viele Anbieter betonen in ihren Antworten, dass die Platten in ihren NAS-Geräten mit standardkonformen Dateisystemen formatiert seien. In den meisten Fällen handelt es sich um Linux-Dateisysteme wie ext3 und ext4.
So verwendet Buffalo Technology keine Hardware-RAID-Controller, sondern verwaltet nach eigenen Angaben die Plattenverbünde mit dem Linux-Tool MDADM (Multiple Devices Admin). "Ebenso setzen wir kein eigenes, proprietäres Dateisystem ein, mit dem zwar höhere Datendurchsatzraten möglich wären, das aber ein Auslesen defekter Festplatten verhindert", sagt Julia Krknjak, Marketing Manager Central Europe. Erfahrene Händler könnten die Platten aus einem defekten System an einen handelsüblichen Rechner anschließen und diesen mit einer beliebigen Linux-Distribution starten.
Auch Christian Pahlke, Serviceleiter DE/AT bei LaCie, verspricht Kompatibilität: "Wir verwenden bei unseren derzeitigen Systemen ein Betriebssystem, welches auf Linux basiert. Da die Laufwerke im Gehäuse "hot swapable" sind können diese aus dem Gerät entfernt werden. Dies ermöglicht die Verbindung über den Standard-SATA-Anschluss, ohne die Garantiebestimmungen zu missachten, mit einem System das ein Linux-Dateisystem lesen kann." Es gäbe durch zusätzliche Software die Möglichkeit auch auf einem Windows-Betriebssystem eine Linux-Partition lesen zu können, so Pahlke weiter.
Qnap setzt ebenfalls auf Standard-Linux-Dateisysteme. "Falls der Controller des NAS defekt ist und ein Raid 1 verwendet wurde, können die Daten an jedem Linux-PC eingelesen werden.", sagt Technical Business Development Manager Mathias Fürlinger.
Bei RAID-Verbünden, bei denen die Daten nur gespiegelt sind, sollten sich die Informationen bei einem Hardware-Ausfall tatsächlich leicht wiederherstellen lassen - sofern die defekte Hardware nicht vorher das Dateisystem korrumpiert hat.
Doch die Sache ist längst nicht so einfach, wie die Hersteller das darstellen. "Wir hatten bereits drei Fälle mit defekten NAS-Systemen von verschiedenen Herstellern. In allen kamen wir nicht oder nur mir einigen Tricks an die Daten ran", berichtet Kilian Krause, Geschäftsführer der K-Kubik GmbH. Erbost hat den Fachhändler vor allem die mangelnde Bereitschaft der Hersteller, sich überhaupt mit dem Problem auseinanderzusetzen: "Allein wie Kunden am Telefon behandelt werden - eine Unverschämtheit", sagt er. Hersteller würden sich "nicht die Bohne" um das Problem kümmern, sondern nur immer auf die Garantiebestimmungen verweisen: "Die fragen immer nur, ob noch Garantie besteht."