Microsoft liefert Update um Update für Windows 10. Viele davon flicken Sicherheitslücken und beheben kleinere und größere Fehler. Neben den kleineren Flicken gibt es regelmäßig auch kumulative Update-Pakete, die alle bisherigen Updates enthalten. Diese sind zurzeit um die 500 MB groß. Seit Anfang August gibt es das zweite größere Upgrade („Anniversary Update“), das Funktionen für das Betriebssystem nachrüstet und teilweise neue Versionen der Standard-Apps enthält. Die Installation erfolgt als Inplace-Upgrade des kompletten Systems, ähnlich wie beim Upgrade von Windows 7 oder 8 auf Windows 10.
Wer nur einen PC besitzt und über eine schnelle Internetverbindung verfügt, hat mit der Update-Flut wahrscheinlich keine Probleme. Wenn Sie jedoch mehrere Rechner im heimischen Netzwerk oder in der Firma mit Windows 10 und Updates ausstatten müssen, ist das aufwendig und zeitraubend. Microsoft stellt jedoch mehrere Tools kostenlos zur Verfügung, über die sich die Windows-Installation individuell anpassen lässt. Sie können Updates, Treiber und eigene Anwendungen integrieren und so die Windows-Neuinstallation wesentlich beschleunigen. Wenn Sie nur Ihre Windows-Rechner über das lokale Netzwerk regelmäßig mit Updates versorgen möchten, ohne jedes Update erneut herunterzuladen, gibt es auch dafür Lösungen – für private Nutzer ohne Windows-Server allerdings nicht von Microsoft.
Hinweise: Die Anleitungen sind für Windows 10 (64 Bit). Das meiste funktioniert jedoch auch mit und unter Windows 7 oder Windows 8. Die wichtigsten Tools und Download-Links sin in einem exklusiven Tool von PC-Welt, dem PC-WELT-Windows-Rebuilder zusammengefasst.
1. Abbild-Dateien für die Windows-Installation
Auf der Installations-DVD von Windows 10 befindet sich im Verzeichnis „Sources“ eine große Datei mit dem Namen Install.wim. Darin ist das komplette Windows-System enthalten. Das Installations-Tool Setup.exe im Hauptverzeichnis der DVD lässt sich direkt starten und ist für ein Upgrade von Windows 7 oder 8/8.1 auf Windows 10 zuständig. Dabei wird einfach der bisherige Systemordner „Windows“ in „Windows.old“ umbenannt und der Inhalt der Install.wim auf die Festplatte kopiert. Anschließend erfolgt die Integration der bisherigen Einstellungen, Benutzerdateien und Anwendungen in das neue System.
Für eine Neuinstallation booten Sie den PC von der DVD und starten dabei ein minimales Windows-System, das in der Datei Boot.wim enthalten ist. Der Installationsassistent partitioniert die Festplatte und kopiert den Inhalt der Install.wim auf díe Systempartition. Nach einem Neustart sucht Windows nach Treibern und richtet das System für Ihren PC ein.
Für ein individuelles Windows-Setup sind nur die beiden WIM-Dateien von Bedeutung. Die Boot.Wim müssen Sie nur anpassen, wenn im PC ein spezieller SATA-Adapter oder eine Netzwerkkarte steckt, die Windows 10 von Haus aus nicht unterstützt. In der Install.wim bringen Sie Windows-Updates, Treiber und zusätzliche Software unter.
2. Installationsmedium herunterladen und vorbereiten
Die in Punkt 1 genannten Dateien Boot.wim und Install.wim sind auf den Windows-Installations-DVDs oder USB-Sticks zu finden, die Sie im Einzelhandel erworben haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Windows 10 Home oder Pro, eine Voll-oder OEM-Version handelt.
Wer keinen Installationsdatenträger besitzt, lädt eine ISO-Datei bei Microsoft herunter. Sie können dafür das Tool zur Medienerstellung („MediaCreationTool“) verwenden. Es erlaubt den Download einer bestimmten Sprachversion und Architektur (32/64 Bit). Die Version ist auf dem aktuellen Stand. Das große Upgrade vom August ist bereits enthalten. Den Download-Link finden Sie auch im Programm PC-WELT-Windows-Rebuilder nach einem Klick auf „Downloads“.
Über die ISO-Datei lässt sich Windows 10 Home oder Pro installieren. Die Auswahl der gewünschten Edition erfolgt über das Setup-Programm oder bei einem Upgrade automatisch. Entpacken Sie die ISO-Datei mit 7-Zip beispielsweise nach „C:\Win10\Src“. Oder kopieren Sie den Inhalt der Windows-Installations-DVD in diesen Ordner. Verwenden Sie bei systemnahen Arbeiten für alle Ordnernamen immer kurze Bezeichnungen ohne Leer-und Sonderzeichen. Sonst besteht die Gefahr von Fehlfunktionen.
WIM/ESD-Datei umwandeln: Je nachdem, welche Installationsquelle Sie verwenden, ist die Datei mit dem Installationsabbild anders komprimiert beziehungsweise ist unter dem Namen Install.Esd im Ordner „Sources“ zu finden. Mit dem Tool ESD Fileconverter prüfen Sie den Inhalt und konvertieren die WIM-oder ESD-Datei bei Bedarf in ein Format, das sich für die Weiterverarbeitung eignet. Starten Sie das Tool über PC-WELT-Windows-Rebuilder. Gehen Sie auf „Tools“, die Registerkarte „ESD-Datei konvertieren“ und klicken Sie auf „ESDFileConverter starten. Klicken Sie auf die Schaltfläche „...“, und wählen Sie die Datei Install.wim oder Install.esd unter „C:\Win10\Src\Sources\“ aus. Klicken Sie auf „Infos zur WIM-Datei anzeigen“. Es öffnet sich ein Fenster, in dem Sie den entscheidenden Wert hinter „Compression:“ sehen. Steht hier „LZX“ müssen Sie nichts ändern. Wird jedoch „LZMS“ angezeigt, ist eine Neukomprimierung erforderlich. Die Konvertierung ist außerdem erforderlich, wenn hinter „Image Count:“ etwas anderes als „1“ steht. Dann sind mehrere Abbilder in der WIM/ESD-Datei enthalten, die Ihnen unter „Available Images:“ angezeigt werden. Merken Sie sich den Index-Wert für die Windows-10-Edition, die Sie installieren wollen. Beispielsweise „1“ für „Windows 10 Home“. Schließen Sie das Info-Fenster, wählen Sie hinter „Index:“ die gewünschte Index-Nummer aus, und klicken Sie auf „Konvertieren“. Nach Abschluss des Vorgangs öffnet sich automatisch der Windows-Explorer und zeigt Ihnen den Ordner mit der neuen Install.wim an. Löschen Sie die Install.wim oder Install.esd im Ordner „C:\Win10\Src\Sources\“ und kopieren Sie die neue WIM-Datei hinein.
3. Windows-Updates und neue Treiber herunterladen
Update-Dateien, die Sie über das automatische Windows-Update beziehen, sind für die Installation auf einem anderen PC oder die Integration in eine WIM-Datei nicht geeignet. Es gibt jedoch mehrere kostenlose Tools, über die Sie an die Updates herankommen.
Mit dem deutschsprachigen Gratis-Programm Wsus Offline Update laden Sie vor allem sicherheitsrelevante Updates herunter. Sie statten damit einen frisch eingerichteten Windows-PC mit den wichtigsten Aktualisierungen aus, sodass Sie ohne größere Risiken eine Internetverbindung herstellen können. Wie sich das Tool für die Bereitstellung von Updates im heimischen Netzwerk nutzen lässt, haben wir hier ausführlich beschrieben.
Einen etwas anderen Ansatz verfolgt WHDownloader. Hier laden Sie über die Schaltfläche links oben im Fenster von der Community manuell gepflegte Update-Listen herunter. Diese enthalten Download-Links für sicherheitsrelevante und optionale Windows-Updates. Wählen Sie beispielsweise „Windows 10-x64“, setzen Sie auf der Registerkarte „Downloader“ Häkchen vor die gewünschten Updates, und klicken Sie auf „Download“. Bei Windows 10 organisiert das Tool die Dateien unter „\Updates\Windows10-x64\General“. Manchmal gibt es Textdateien mit Update-Hinweisen, etwa „Install-KB 3106932-First.txt“. In diesem Fall müssen Sie KB3106932 vor den anderen Updates installieren, sonst klappt die Integration nicht.
Bei Wsus Offline Update und WHDownloader spielt es keine Rolle, unter welcher Windows-Version und für welche Windows-Version Sie Updates herunterladen. Sie können beide Tools etwa unter Windows 7 verwenden und Updates für Windows 10 laden.
Noch mehr Updates lädt ein weiteres Tool herunter: Get Wsus Content .NET. Da es den Windows-Update-Dienst verwendet, kann es nur Updates für ein laufendes System ermitteln und laden. Das kann der lokale Rechner, aber auch ein PC im Heimnetz sein. Nach der Grundkonfiguration kommen Sie mit dem Tool schnell an Ihre Updates. Wählen Sie die Option „Nach Updates suchen (Expressmodus)“. Get Wsus Content .NET fragt Sie nach einem USB-Stick, auf dem das Tool die Updates speichern möchte. Sie können hier auch einen leeren Ordner angeben und die Dateien später auf einen Stick kopieren. Danach beginnt der Download, was abhängig von der Anzahl der zuvor eingestellten Systeme einige Zeit dauern kann.
Fit für neue Hardware: Windows 10 bringt als relativ neues System Treiber für einen Großteil der aktuellen Hardware mit. Es ist daher zurzeit relativ unwahrscheinlich, dass die Installation wegen eines fehlenden SATA-Treibers fehlschlägt. Auch im installierten System richtet Microsoft wenigstens für Standard-Hardware fast immer einen passenden Treiber ein. Allerdings handelt es sich oft um Treiber mit reduziertem Funktionsumfang. Das ist bei Audio-oder WLAN-Adaptern meist kein Problem. Grafikkarten jedoch leisten mit den abgespeckten Treibern weniger, als sie könnten, und bei Druckern fehlen oft wichtige Optionen. Es ist daher empfehlenswert, beim Hersteller des PCs, der Hauptplatine oder des Gerätes nach vollwertigen Treibern zu suchen.
Auf einfachem Wege lassen sich nur Treiber in die Image-Dateien Boot.wim und Install.wim einbauen, die mit Inf-und Sys-Dateien geliefert werden. Setup-Pakete, die nur aus einer EXE-Datei bestehen, eignen sich dafür nicht. Bei passenden Treibern finden Sie auf der Download-Seite des Hardware-Herstellers in der Regel den Zusatz „Preinstall driver“. Installationspakete für Treiber lassen sich jedoch automatisch per Script installieren (Punkt 6).
4. WIM-Dateien mit Dism auf der Kommandozeile bearbeiten
Das wichtigste Tool, mit dem Sie WIM-Dateien verwalten und bearbeiten können, heißt Dism (Deployment Image Servicing and Management). Es ist zwar standardmäßig installiert, Sie sollten aber immer die aktuellste Version aus dem zum Betriebssystem passenden Windows ADK verwenden (Windows Assessment and Deployment Kit). Klicken Sie in PC-WELT-Windows-Rebuilder auf „Downloads -> Tools-Download“ und dann auf „Windows 10 ADK installieren“. Setzen Sie im Installationsassistenten mindestens Häkchen vor „Bereitstellungstools“, „Windows-Vorinstallationsumgebung (Windows PE)“, „Imageerstellungs-und Konfigurationsdesigner (ICD)“ sowie „Windows-Easy-Transfer (USMT)“. Bei einem 64-Bit-System erfolgt die Installation in den Ordner „C:\Program Files (x86)\Windows Kits\10“, bei einem 32-Bit-System in „C:\Program Files\Windows Kits\10“.
Dism ist ein Kommandozeilen-Tool, das Sie mit administrativen Rechten starten müssen. Dazu drücken Sie die Tastenkombination Win-X und klicken im Menü auf „Eingabeaufforderung (Administrator)“. Starten Sie es mit
“C:\Program Files (x86)\Windows Kits\10\Assessment and Deployment Kit\Deployment Tools\amd64\DISM\dism.exe”
Das Tool gibt dann eine Übersicht der wichtigsten Befehle und Optionen aus. Für weitere Arbeiten mit Dism sollten Sie die erforderlichen Befehle in eine Batch-Datei schreiben. Das sorgt für mehr Komfort, und Tippfehler lassen sich leichter korrigieren. Erstellen Sie eine Text-Datei mit der Endung „.bat“. Verwenden Sie bei Arbeiten mit Textdateien am besten einen leistungsfähigen Editor mit Syntaxhervorhebung wie Notepad++. Speichern Sie die Batch-Datei beispielsweise im Ordner „C:\Win10“ unter dem Namen „Dism.bat“. Bringen Sie in der Datei folgende Befehlszeilen unter:
SET DISM=“C:\Program Files (x86)\Windows Kits\10\Assessment and Deployment Kit\Deployment Tools\amd64\DISM\dism.exe“
%DISM%
pause
Mit der ersten Zeile weisen Sie der Variablen „DISM“ den Pfad zu Dism.exe zu. Sie können dann das Programm über „%DISM%“ aufrufen.