Viel Hype, wenig Umsatz

Live-Shopping-Portal Preisbock.de sucht Käufer



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Die Jenaer E-Commerce Agentur DotSource bietet ihr Live-Shopping-Portal Preisbock zum Verkauf an und gewährt dabei aufschlussreiche Einblicke in die Geschäftsentwicklung.
In einer Infografik sind die Daten zu vier Jahren Preisbock dargestellt
In einer Infografik sind die Daten zu vier Jahren Preisbock dargestellt

So hat das Mitte 2007 gestartete E-Commerce Format in den vier Jahren seines Bestehens zwar rund 100.000 registrierte User anziehen können, in der gesamten Zeit aber nur einen Umsatz von knapp zwei Millionen Euro erwirtschaftet. Dabei scheint Dotsource vorab alles richtig gemacht zu haben: Preisbock verzeichnet heute 50.000 Besucher pro Tag, verfügt über eine hohe Aktivität in seinen Nutzerforen und ist auch im Sozialen Web mit vielen Twitter-, Facebook- und Blog-Bezügen gut vernetzt.

Der Rückblick auf vier Jahre Preisbock zeigt aber auch, wie schwer es ist, die Kunden kontinuierlich mit attraktiven Daily Deals bei Stange zu halten. So hat das Live Shopping Portal mit 374 Lieferanten zusammengearbeitet, um insgesamt 17.857 Produkte anzubieten. Bei den Nutzern entwickelten sich dabei Elektronikartikel mit Abstand zur beliebtesten Produktkategorie, an der zweiten Stelle der meistangeschauten Angebote befindet sich etwa ein MacBook. Ein durchschnittlicher Bestellumsatz pro Kunde von lediglich 44,30 Euro zeigt jedoch, wie schwer es ist, das Nutzerinteresse auch in handfeste Umsätze zu konvertieren. Zudem ist die Retourenquote mit mehr als 2.000 Artikeln nicht gerade gering.

DotSource will Preisbock nun als Asset Deal zum Verkauf anbieten, also Kunden und Domain sowie ggf. Teile der Software im Paket veräußern. „Wir tun dies mit einem lachenden und einem weinenden Augen“, schreibt DotSource-Geschäftsführer Christian Grötsch im Unternehmensblog Handelskraft: "Traurig ist es, weil wir mit dem Preisbock viel lernen konnten, er uns viele Türen aufgemacht hat und uns Einblicke in den deutschen Onlinehandel gab, die nur wenige Dienstleister unserer Art machen können.“ Gut sei es dagegen, dass sich DotSource künftig mit voller Konzentration neuen Modellen widmen könne. Denn auch das geht aus den Preisbock-Zahlen hervor: Das Projekt hat die Ressourcen der Agentur massiv belastet: So beschäftigten sich 19 Mitarbeiter mit dem Live Shopping Dienst und wurden mehr als 1,2 Millionen Euro in das Portal investiert.

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