PC-Ware setzt auf E-Licensing

19.07.2001
Softwareeinkauf ist für Großunternehmen kein leichtes Unterfangen, weil dabei häufig unnötig Geld ausgegeben wird. Das Leipziger Unternehmen PC-Ware kann mit einer neuen Technologie den Softwarebedarf transparent machen.

Zwei Tatsachen kommen der PC-Ware AG derzeit sehr entgegen. Nummer eins: In Krisenzeiten versuchen Unternehmen, überall Sparpotenzial zu entdecken. Nummer zwei: Microsoft ändert ab Oktober das Lizenzmodell. "Da die Unternehmenskunden das neue Modell für eine verkappte Preiserhöhung halten, suchten sie nach Alternativen", erklärt Knut Löschke, Gründer und Vorstand der PC-Ware AG. "Wir haben schon seit zwei Jahren das Gefühl, dass es im Markt rumort." Dass die Lizenzrechtsänderung genau jetzt kommt, da PC Ware mit dem Tool "E-Licensing" in den Startlöchern steht, sei ein glücklicher Zufall.

Was sich im Markt tut, kann PC-Ware gut verfolgen, denn der Geschäftsbereich Software-Management und Lizenzierung ist der Hauptumsatzträger des Leipziger Unternehmens. PC-Ware berät Unternehmen bei Lizenzrahmenverträgen und -beschaffungsmodellen. Als einer von 24 Micro- soft-Select-Handelspartnern ist PC- Ware auch als Auditor tätig und prüft beispielsweise, ob eine Behörde alle nötigen Lizenzen für die Programme auf den Rechnern der Mitarbeiter besitzt. Nach der Prüfung stellt PC-Ware ein entsprechendes Zertifikat aus.

"Lizenzrecht ist ein geschäftsführungsrelevantes Thema", erklärt Löschke. Es spiele bei Wirtschaftsprüfungen oder bei der Bewertung eines Unternehmens eine wichtige Rolle. Damit das Management eines Unternehmens oder einer Behörde sicher sein könne, dass kein Mitarbeiter mit Raubkopien arbeitet, beauftrage es PC-Ware mit der Überprüfung.

Von Bandbreite unabhängig

Aus dieser Tätigkeit heraus ist die Idee für das "E-Licensing" entstanden. Seit einem Jahr entwickelt PC-Ware dieses Verfahren, mit dem die Anwender und ein Trust-Center verfolgen können, wer wie lange welche Software nutzt. Dazu werden beispielsweise in einem Pilotprojekt mit Peacock auf neue PCs die Vollversionen vieler Softwareprodukte aufgespielt. Ein Tool, welches das Betriebssystem ergänzt, zählt mit, wie lange welches Produkt aktiv genutzt wird, und übermittelt diese Information an ein Trust-Center. Der PC-Besitzer kann die Programme aber nur dann nutzen, wenn er vorher bezahlt hat. "Das kann man mit einer Prepaid-Card für das Handy vergleichen", erklärt Löschke. Ist der im voraus bezahlte Betrag aufgebraucht, lädt der Softwarenutzer online "E-Coins" auf seinen Rechner. Gleichzeitig übermittelt das Tool von PC-Ware dem Trust-Center, welche Software wie lange genutzt wurde, und führt die Lizenzgebühren an die Hersteller der Programme ab.

Trotz des "E" in der Bezeichnung hat das Verfahren nur begrenzt mit dem Internet zu tun. Der große Vorteil gegenüber dem ASP-Modell ist die Möglichkeit, unabhängig von Netzbandbreiten offline zu arbeiten. Der Anwender muss nur online gehen, um die Nutzergebühr zu zahlen und die Nutzungsdaten zu übermitteln. Die Software ist bereits auf dem Rechner vorinstalliert.

Die ersten Rechner des Pilotprojekts mit Peacock werden in diesen Tagen an Händler ausgeliefert. Nach einer dreimonatigen Testphase will PC-Ware mit allen Beteiligten über die ersten Erfahrungen sprechen. "Es war schwierig, die Softwareanbieter von diesem neuen Modell zu überzeugen", berichtet Löschke. Sie seien einfach zu sehr an ihr bisheriges Lizenzverfahren gewöhnt und nicht gerade offen für Neues.

Nutzung mit Zahlen belegt

Großen Zuspruch erhofft sich Löschke von den Kunden, denn: "Für Konzerne ist bisher nicht nachvollziehbar, wer wie oft welche Programme nutzt." Dadurch entstünden den Unternehmen oft hohe Fehlinvestitionen.

Das Pay-per-Use-Modell könne dies vermeiden und beim Sparen helfen. Natürlich will PC-Ware mit dem Tool auch Geld verdienen und agiert als Trust-Center. Durch den Einsatz eines solchen Mittlers sei auch der Datenschutz der Kunden gewährleistet, sagt Löschke.

Das E-Licensing-Tool dient nicht nur der Abrechnung; Firmen er-halten damit auch eine Statistik über ihre Softwarenutzung. Auch daran seien die Unternehmen sehr interessiert, berichtet der PC-Ware-Vorstand. Ein weiterer Vorteil: Wer projektweise arbeitet, muss nicht gleich eine teure Volllizenz kaufen, sondern kann das Nutzungsrecht für diesen bestimmten Zeitraum erwerben.

www.pc-ware.de

ComputerPartner-Meinung:

Der große Vorteil des PC-Ware-Verfahrens ist, dass das Programm lokal auf dem PC des Anwenders installiert oder über das Intranet eines Unternehmens zugänglich und nicht auf die Übertragungsraten des Internet angewiesen ist. Der Nachteil: Die Konsumenten reagieren bisher nur sehr zögerlich auf Pay-per-Use-Modelle und elektronische Zahlverfahren. (is)

Facts & Figures

PC-Ware Information Technologies AG

Die PC Ware Information Technologies AG ist seit Mai 2000 am Frankfurter Neuen Markt notiert. Durch den Kauf der europäischen Organisation von Programmer#s Paradise Inc. hat das Unternehmen im vergangenen Jahr europaweit expandiert. 14,5 Millionen Euro hat PC Ware dafür gezahlt. Während die europäischen Tochterunternehmen von Programmer#s Paradise 2000 noch vier Millionen Euro Verlust eingefahren haben, gelang ihnen in den ersten drei Monaten 2001 fast eine schwarze Null .

Die PC Ware AG hat im abgelaufenen Geschäftsjahr (31.3.) einen Umsatz von 167,2 (99/00: 105,5) Millionen Euro und ein Ergebnis vor Steuern von 2,2 (99/00: 3,6) Millionen Euro erzielt. Im laufenden Geschäftsjahr plant der Vorstand, bestehend aus Knut Löschke und Jutta Horezky, einen Umsatz von 305 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Steuern von 3,6 Millionen Euro. Vier Segmente tragen zum Umsatz bei (Reihenfolge nach Größe): Software-Management und Lizenzierung, Integrierte Systemlösungen, Consulting und Support und Neue Technologien. In diesem Geschäftsjahr will PC Ware schrittweise das internetbasierte Helpdesk und andere Support-Dienstleistungen europaweit ausdehnen. Mit eigenen Tools wie dem "E-Licensing" oder dem Baukastensystem "in4meta" zum Erstellen von intra- und internetbasierten Businessplattformen plant PC Ware eine jährliche Verdoppelung der IT-Service- und Projektumsätze. Gerade erst wurde der Ex-Finanzminister des Freistaates Sachsen, Georg Milbradt, für den Aufsichtsrat des Unternehmens vorgeschlagen. (is)

Zur Startseite