Vor sechs Jahren vom Online-Auktionshaus eBay gekauft, scheinen die Umsätze aus Käufen und Verkäufen für den Online-Bezahldienstleister PayPal mittlerweile eine untergeordnete Rolle zu spielen. Wie Cnet unter Berufung auf PayPal-Präsident Scott Thompson berichtet, hat das Tochterunternehmen mit Ende 2007 bereits ein größeres Bezahlvolumen zu verbuchen gehabt, als dies allein mit eBay-Transaktionen zustande gekommen wäre. Vorrangig die für Unternehmen angebotenen Merchant Services entpuppen sich inzwischen als zentraler Wachstumstreiber und haben damit einen grundlegenden Wandel in der Umsatzverteilung von PayPal ausgelöst.
"Dass sich PayPal von seiner ursprünglich konzipierten Treuhänderfunktion für eBay mehr und mehr abgelöst hat und mittlerweile von vielen Händlern im Internet als Bezahlmethode angeboten wird, kann ich bestätigen", sagt Christian Behrens, Geschäftsführer der B+W IT DatenService GbR. Laut dem Insider hat sich die eBay-Tochter zu einem Großkonzern mit Umsätzen in Millionenhöhe gemausert und wird somit auch für Hacker und Kriminelle zunehmend interessant. "Da PayPal eigentlich zu dem Zweck gegründet worden ist, vorsätzlichen Betrügern bei der Kaufabwicklung auf eBay das Leben schwer zu machen, muss man nun weiter vor allem in die mobile Verfügbarkeit des Bezahlservices investieren, um langfristig konkurrenzfähig bleiben zu können", unterstreicht Behrens. So lange Kreditkarten noch immer unkomplizierter zu nutzen seien und keine Registrierung vom Handelspartner wie bei PayPal erfordern, müsse man das System vor allem in der mobilen Anwendung weiter verbessern, so der Experte.
Mit den Merchant Services bietet PayPal Unternehmen wie der Kaffeehauskette Starbucks, der Fluggesellschaft Delta Airlines oder dem Bekleidungsproduzenten American Outfitters eine einfach in den eigenen Webauftritt zu integrierende Bezahlsoftware an. Die aktuellen Zahlen für das zurückliegende Geschäftsquartal bestätigen den sich abzeichnenden Trend hin zu PayPal-Zahlungen fernab von eBay. So beträgt das eBay-bezogene Geschäftsvolumen, das für PayPal lange Zeit einen unverzichtbaren Löwenanteil ausmachte, nur mehr 51 Prozent der gesamten Bezahlvolumina. Laut Brancheninsidern bedeutet diese Umverteilung vor allem für eBay einen grundlegenden Wandel, der ein Umdenken über den Einsatz von PayPal nötig macht. "Wir hatten ein organisches Wachstum mit eBay gehabt. Da Händler PayPal aber fernab von eBay nutzen und den Service auf ihre eigenen Seiten integrieren, haben wir uns damit arrangiert", sagte Thompson im Rahmen der RCB Capital Markets Conference.
Diese Umschichtung in der Umsatzverteilung wäre PayPal dem Bericht zufolge bereits ein wenig früher nicht ungelegen gekommen. So lastet der gestiegene Konkurrenzkampf unter den Online-Services auch auf PayPal. Vor allem Googles Checkout und der gleichnamige Newcomer des Online-Warenhauses Amazon machen PayPal das Leben schwer. Dennoch geben die Geschäftszahlen PayPal in seiner Unternehmensstrategie Recht. Derzeit betreut PayPal rund ein Drittel der Top 100 der E-Commerce-Webseiten in den USA. Allein für das zweite Geschäftsquartal verbuchte der eBay-Onlinebezahldienst einen Nettogewinn von 602 Millionen Dollar. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht dies einem 33-prozentigen Anstieg. Das Total-Payment-Volumen gab Thompson im zweiten Quartal hingegen mit über 14 Milliarden Dollar an - ein Wachstum von rund 35 Prozent. Im Hinblick auf das Überseegeschäft geht der Manager davon aus, dass das Wachstum in diesen Regionen im kommenden Jahr über dem der USA liegen wird. (pte/rw)