Megaflop

3D-Fernseher sind Ladenhüter

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Selbst die experimentierfreudigen "Early Adopters" scheinen noch nicht so recht von der 3D-Technologie überzeugt zu sein.

Ungeachtet des Hypes um 3D-Kinofilme entpuppen sich 3D-fähige TV-Geräte als totale Ladenhüter. Gerade einmal zwei Prozent der in diesem Jahr ausgelieferten Fernsehgeräte sind 3D-fähig. Das entspricht einer Stückzahl von 3,2 Mio. TVs weltweit, so die Marktforscher von DisplaySearch. Doch selbst die experimentierfreudigen "Early Adopters", die sich einen 3D-Fernseher zulegen, scheinen nicht so recht von der Technologie überzeugt zu sein. Denn viele Käufer verzichten gar auf einen Erwerb der notwendigen Spezialbrille.

"Das ist besonders enttäuschend. Ein guter Wert wäre, wenn pro TV-Gerät zwei 3D-Brillen verkauft würden", kommentiert DisplaySearch-Analyst Paul Gray die neuesten Zahlen. Gray zufolge ist das Verhältnis derzeit sogar weniger als 1:1. Das bedeutet, dass viele Fernsehgeräte ohne dazugehörigen Brillen über den Ladentisch wandern. Angesichts des fehlenden TV-Angebots ist das aber nicht allzu verwunderlich. Selbst der Kassenschlager Avatar ist bisher auf DVD oder Blu-ray noch nicht in 3D erschienen.

"Der Hollywood-Hype hat die Hersteller auf eine falsche Fährte geführt und ihnen in Wahrheit ein Verlustgeschäft beschert", analysiert Gray. Gerade der US-Markt, von dem sich die Hersteller gute Absätze erwartet haben, zeigte dem 3D-Angebot angesichts überteuerter Preise bisher die kalte Schulter. "Zu glauben, dass das 3D-Erlebnis einer fünf Meter hohen Leinwand ohne weiteres auf einen 100-Zentimeter-Screen im Wohnzimmer übertragbar ist, war kühn. Angesichts des kaum vorhandenen TV-Angebots waren Kunden zudem nicht bereit, 500 Dollar extra auszugeben", so Gray.

Mittleres Preissegment vernachlässigt

Dem Analysten zufolge hat die 3D-Strategie in den vergangenen Monaten gerade in den USA zu einer paradoxen Angebotssituation geführt. "Die Kunden konnten im Highend-Bereich zwischen 1.500 und 2.000 Dollar für einen 3D-fähigen Fernseher ausgeben oder ein rudimentär ausgestattetes Gerät um 500 Dollar erwerben. Die mittlere Preisklasse wurde völlig vernachlässigt", erklärt Gray. Viele Kunden verzichteten daher ganz auf die Anschaffung eines neuen Gerätes.

Ungeachtet der schlechten Verkaufszahlen prophezeien Marktbeobachter, dass sich 3D auch im Wohnzimmerbereich mittel- bis langfristig durchsetzen wird. DisplaySearch zufolge wird die Zahl der ausgelieferten Geräte auf rund 90 Mio. Stück im Jahr 2014 anwachsen. "Die Industrie wird an 3D festhalten, zumal die Technologie in der Produktion von Fernsehgeräten kaum ein Kostenfaktor ist. Um 3D auch im Wohnzimmer zum Durchbruch zu verhelfen, muss das TV-Angebot aber um ein Vielfaches besser werden", urteilt Gray. (pte/tö)

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