Spezialthema Virtualisierung
Bei der Softwarevirtualisierung, die häufig für den Aufbau und den Betrieb von Private-Cloud-Umgebungen genutzt wird, ist das Thema Lizenz-Management noch kniffliger. Anwender müssen die Wahrung der Urheberrechte aufmerksam und ständig kontrollieren. Außerdem ist die Korrektheit der Bestandsdaten wichtig, damit nicht gegen Compliance-Regeln verstoßen wird.
Ebenso gilt es darauf zu achten, dass auch die der virtuellen Software unterlegte Hardware berücksichtigt ist, damit die existierende Infrastruktur besser ausgenutzt werden kann. Da die virtualisierte Software von der physikalischen Hardware getrennt werden kann, muss bei einem CPU-basierten Lizenzmodell die Software-Applikation von der virtuellen Maschine auf die physikalischen CPUs verlinkt werden. Beim CAL-Modell (Client Access Licensing) ist sicherzustellen, dass die Lizenz-Management-Lösung die Zugangsrechte von der Serverfarm erhält: Nur so weiß man, welcher User Zugang zu welcher Applikation hat.
Insgesamt zeigt sich, dass die Softwarehersteller sich mit ihren Lizenzmodellen langsam an die Cloud herantasten. Microsoft bietet Cloud-Providern angepasste Modelle auf Basis einer Processor License (PL) oder einer Subscriber Access License (SAL), die sich nach der Nutzerzahl richtet. Hersteller wie Oracle und IBM offerieren Anwendern eine Art Bring-your-own-Software-and-License-Programm (BYOSL), um vorhandene Lizenzen in die Cloud zu transferieren. Auch Microsoft erlaubt dies im Rahmen des "License-Mobility"-Angebots für bestimmte Produkte. Nötige Anpassungen zeigt eine vom Lizenz-Management-Spezialisten Flexera Software in Auftrag gegebene IDC-Studie ("Key Trends in Software Pricing & Licensing Survey"):
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Fast drei von vier Anwenderunternehmen charakterisieren das Thema Lizenz-Management als wichtig beziehungsweise sehr wichtig.
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Nur ein Drittel der Softwareanbieter glaubt, dass ihre Kunden keine Probleme haben, den Überblick über die eigene Softwarelandschaft zu behalten.
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Die Anteil der Anbieter von nutzungsabhängigen Lizenzmodellen wird sich in den beiden kommenden Jahren auf rund 43 Prozent verdoppeln.
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Zwei Drittel der Softwareanbieter glauben, dass die Cloud ihre Lizenzstrategien verändern wird. 21 Prozenz sprechen sogar von deutlichen Veränderungen.
- Die schlimmsten Lizenz-Bedingungen
Den IT-Anwendern stinkt so manche Lizenz-Bedingung. Von Vertragsänderungen bis zur Katze im Sack. Diese fünf Lizenz-Bedingungen stoßen den Kunden besonders auf. - Lizenz-Bedingungen 1: Spielregeln
Wenn der Anbieter nach Gutdünken seine Spielregeln ändern kann, halten 89 Prozent für unfair. So sind viele Firmen klammheimlich dazu übergangen, Gebühren nicht nach Prozessoren, sondern nach Kernen zu berechnen - ohne dies im Vertrag festzuhalten. Forrester kann die Unzufriedenheit gut nachvollziehen. "Welchen Sinn hat ein Vertrag, wenn eine der Parteien zentrale Bedingungen jederzeit ändern kann." - Lizenz-Bedingungen 2: Upgrades
Über Upgrades, die als komplett neues Produkt verkauft werden, regeln sich ebenfalls 89 Prozent auf - wenn man also zusätzlich löhnen muss, um in den kompletten Genuss eines Upgrades zu kommen. Doch dieses Ärgernis sollte bald der Vergangenheit angehören, meint Forrester. Der Trend zu Cloud und SaaS zwinge Anbieter dazu, ihre Produkte ständig zu verbessern - ohne extra dafür zu kassieren. Ansonsten rennen ihnen die Kunden weg. - Lizenz-Bedingungen 3: Support
Dass der Support teurer wird, wenn man sich von überflüssigen Lizenzen trennt, sehen 91 Prozent als unfair an. Bisher leiste sich dies nur Oracle, sagt Forrester - und sieht es ebenso wenig ein. "Wir sehen keine Rechtfertigung dafür, Kunden Support für Software in Rechnung zu stellen, die sie gar nicht nutzen." So manche Firma habe Oracle-Programme in den Regalen, weil sie dem Katalog oft nur schwer entnehmen könnten, welche Lösung für ihre Anforderungen die richtigen sind. - Lizenz-Bedingungen 4: Preisgestaltung
Für alle Prozessoren eines Servers zu zahlen, der partitioniert ist, stinkt 86 Prozent. Zwar sei es schon gerecht, sagt Forrester, man den Prozessor als für die Preisgestaltung heranzieht - weil er als sinnvoller Richtwert für den Wert dienen kann, den der Kunde aus der vom Prozessor ermöglichten Leistung ziehen kann. - Lizenz-Bedingungen 5: Pakete
Von Anbietern, die auf den Kauf aller Lizenzen vor der Implementierung bestehen, fühlen sich 90 Prozent über den Tisch gezogen. So haben manche Forrester sich auf Drei-Jahres-Verträge eingelassen, und stehen nun vor Regalen voller Millionen von ungenutzten Dollar, weil sie einfach nicht so viel User haben wie gedacht.