Wenn es um IT-Erzeugnisse geht, hat Russland bislang kaum etwas vorzuweisen, das internationalen Erfolg gehabt hätte. Selbst die Suchmaschine Yandex, eine Entwicklung aus der Privatwirtschaft, hat zwar rund eine Milliarde Zugriffe im Monat, aber nur aus Russland. Die staatliche Konkurrenz Sputnik.ru kommt gerade einmal auf rund 1 Million Zugriffe monatlich. Das erste russische Smartphone - produziert in China - wurde mit 5000 Einheiten ebenso ein Flop wie ein E-Reader, den man 2011 selbstbewusst als russisches iPad titulierte. Hergestellte Einheiten: ganze 1.000 Stück.
Damit soll es nun aber vorbei sein. Präsident Wladimir Putin nutzt offenbar die Gunst der Stunde, in der die Sanktionen des Westens die russische Industrie treffen, um eine neue Initiative für selbst produzierte Software zu starten, die unabhängig von amerikanischen Erzeugnissen wie Windows und Android machen soll. Die Finanzierung des Projekts soll über eine sogenannte Windows-Steuer kommen, eine Abgabe auf Softwarelizenzen.
Ein weiterer Grund für die Eigenentwicklung sollen die Spähattacken ausländischer Geheimdienste sein, wie Kommunikationsminister Nikolai Nikiforow zu Protokoll gibt. "Viele staatliche Kunden und Firmen in Russland sind heute sehr besorgt über die Situation, die im Bereich Informationstechnologie entsteht." Es seien "Monopole bestimmter Länder und Firmen entstanden", ein Hinweis auf Apple, Microsoft und Google. Außerdem spiele die Tatsache, dass "die Geheimdienste mancher Staaten heimlich Daten über Hunderte von Millionen Internetnutzern gesammelt haben", eine Rolle in der aktuellen Entwicklung. Mit einem umfassenden Programm sollten deshalb russische Softwareentwickler Schritt für Schritt und Jahr für Jahr unterstützt werden.