Unterschiede zwischen Windows Server und Azure
Um diesen hohen Grad der Betriebs- und Provisioning-Automatisierung zu erreichen, müssen Azure-fähige Anwendungen derzeit gewisse formale Kriterien erfüllen. So sind Web-Standards einzuhalten, indem beispielsweise ein Silverlight-Frontend und eine SQL-Azure-Datenbank im Backend zum Einsatz kommen. Azure-Applikationen werden dabei nach einem einheitlichen Paketierungsverfahren in die Cloud hochgeladen, wo sie sich in die Mechanismen zur automatischen Verwaltung und Skalierung einklinken.
Die Beschränkungen bezüglich der Anwendungsarchitektur sind dem aktuellen Entwicklungsstand geschuldet, betont Ketkar. Langfristig laute das Ziel aber ganz klar, dass es weder für Entwickler noch für Anwender einen Unterschied zwischen der Online- und der Offline-Plattform geben soll: "Wir arbeiten an einer Brücke, die eine nahtlose Migration von Windows-Server-Anwendungen auf Azure ermöglicht. In Zukunft wird es egal sein, ob eine Anwendung lokal, also On Premise, oder in der Cloud installiert wird." Doch derzeit ist das noch Zukunftsmusik, da eine Reihe technischer Unterschiede zwischen einem lokalen Windows Server und Azure existieren. Organisatorisch haben die Redmonder die Weichen für diese Verschmelzung aber schon gestellt, indem sie im vergangenen November die Entwicklungsabteilungen für Windows Server und Azure zusammenlegten.
Derzeit noch nicht möglich ist der Betrieb von klassischen Windows-Desktop-Applikationen auf Azure. Als Lösungsansatz würde sich ein Applikations-Hosting auf Terminal-Server-Basis anbieten, wie es beim alten ASP-Modell praktiziert wurde. Hierbei steigt jedoch der Speicherbedarf auf den Servern enorm, da für jede Benutzersitzung das Basis-Image einer Betriebssystem-Instanz geladen wird. Denkbar wäre laut Ketkar, künftig eine Virtual-Machine-(VM-)Rolle in Azure zu implementieren, die der Administrator als Terminal-Server konfiguriert. Konkret geplant ist hingegen die Option, komplette Windows Server aus dem unternehmenseigenen Rechenzentrum auf Azure und zurück zu migrieren.
Neben der Betriebsplattform wird Microsoft auch andere Produktbereiche zunehmend Cloud-orientiert ausrichten. Exchange 2010 wurde laut Ketkar bereits auf Scale-out-Fähigkeit getrimmt und lässt sich so in On-Premise- und Cloud-Umgebungen flexibel einsetzen. Im Zuge der neuen konzernweiten Cloud-Strategie seien alle Produktgruppen angehalten, ihr Portfolio auf Cloud-Möglichkeiten zu überprüfen. "Wir werden Azure nicht nur als ein Platform-as-a-Service-Angebot unseren Kunden zur Verfügung stellen, sondern Schritt für Schritt auch unsere Anwendungen darauf portieren. Die gehosteten Office-Services BPOS (Business Producktivity Office Suite, Anm. d. Red.) sind dabei erst ein Anfang."