In einschlägigen Hardware-Foren wurde bereits seit zwei Wochen über eine mögliche Insolvenz des Onlinehändlers Mindfactory spekuliert. Das Sortiment war auffällig ausgedünnt worden, zudem berichteten angebliche Brancheninsider über gestrichene Limite der Kreditversicherer und daraus resultierende Probleme mit den Lieferanten. Von Mindfactory selbst war keine Stellungnahme zu diesen Äußerungen zu erhalten und auf den offiziellen Insolvenzportalen gab es keine offizielle Insolvenzmeldung.
Nun nimmt Mindfactory erstmals selbst zu den Gerüchten Stellung. Mit den Worten "Die Wilhelmshavener Mindfactory GmbH hatte Ende Februar ein sogenanntes Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet, um ihre Finanzierung neu zu ordnen" bestätigt das Unternehmen das Vorliegen einer Zahlungsunfähigkeit. Als sogenannter Sachwalter begleitet Rüdiger Weiß von der Kanzlei WallnerWeiß das Eigenverwaltungsverfahren. Als sogenannter Sanierungsgeschäftsführer steuert Peter Brauer für die Dauer der Eigenverwaltung die Neuaufstellung des Unternehmens. Außerdem wurden die Sanierungsexperten Nicole Jedrol und Sebastian Braun von der Kanzlei Reinhart Kober Großkinsky Braun als Generalbevollmächtigte eingesetzt. Beide unterstützen die Geschäftsführung während der Eigenverwaltung.
Das bisherige Schweigen begründet Mindfactory damit, dass das Unternehmen einige Tage benötigt habe, um die nötigen organisatorischen Maßnahmen umzusetzen. Diese seien nun abgeschlossen. "Die Lieferanten von Mindfactory haben die Lieferungen wieder aufgenommen, und das ohne Vorkasse. Die gewähren Mindfactory sogar einen Preisnachlass, um die eingeleitete Sanierung zu unterstützen", heißt es in der Stellungnahme. "Dieses Zugeständnis der Lieferantin ist keine Selbstverständlichkeit", erklärt dazu Sachwalter Rüdiger Weiß. "Dies zeigt, dass die Lieferanten fest an die Zukunft von Mindfactory glauben und die Zusammenarbeit langfristig fortsetzen wollen."
Werben um Kundenvertrauen
Ein Eigenverwaltungsverfahren bietet Unternehmen einen rechtlichen Rahmen, um notwendige Restrukturierungsmaßnahmen bei laufendem Geschäftsbetrieb schnell und wirksam umzusetzen. Die Geschäftsführung bleibt dabei im Amt und steuert die Restrukturierung selbst. Dabei kann sie auf eine Reihe von Instrumenten zurückgreifen, die außerhalb eines solchen Verfahrens nicht zur Verfügung stehen. So können z.B. Verträge leichter gekündigt und notwendige Restrukturierungsmaßnahmen besonders schnell und effektiv umgesetzt werden. "Das Verfahren steht nur Unternehmen offen, die ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten frühzeitig angehen, und bei denen genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. Beides ist bei der Mindfactory GmbH der Fall", heißt es dazu in der Stellungnahme des Onlinehändlers.
Neben dem Verkauf sei nun auch das Service-Geschäft zur Normalität zurückgekehrt. Rücksendungen und andere Servicefälle würden wieder ganz normal bearbeitet. Auch die seit Beginn des Eigenverwaltungsverfahrens noch nicht bearbeiteten Fälle würden nun nach und nach bearbeitet und abgeschlossen. Nachdem die Insolvenzgerüchte in Verbraucherforen Unsicherheit auslösten, bemüht sich Mindfactory nun, Vertrauen zu schaffen. "Es bleibt die Möglichkeit bestehen, die bestellten Artikel über PayPal zu bezahlen, sodass die Kunden auch weiterhin vollen Käuferschutz genießen", erklärt dazu Sanierungsgeschäftsführer Peter Brauer.