LiMux als Windows-Ersatz in der Kritik

Wohin steuert Linux in München?

01.10.2014
Von Alexander Hoffmann und
Alexander Roth leitet als Geschäftsführer die Geschicke und die Redaktion von Evernine. Der mit Prädikatsdiplom ausgestattete Volkswirt wechselte 2004 in die Medienbranche, wo er zuerst beim Wirtschafts- und Polittalksender Air America Radio in New York City in der Recherche tätig war und in einem weiteren Schritt, wieder zurück in Deutschland, eine zweijährige Festanstellung beim Medienhaus IDG (u.a. PC Welt, Computerwoche, ChannelPartner) inklusive Volontariat absolvierte. Auch ein Besuch der Akademie der Bayerischen Presse (ABP) gehörte zu seiner Ausbildung. 2007 gründete der Münchner (geb. 1977) das Redaktionsbüro Alexander Roth, das er zwischen 2010 und 2011 in die Evernine GmbH umwandelte.

Einige Zitate: Das sagen Mitarbeiter im Netz zu LiMux

"Ich bin selbst Münchner, die Stadtverwaltung funktioniert und eine Bekannte, die dort arbeitet, hat mir auch bestätigt, dass die IT eigentlich rund läuft." (ein Zitat aus dem heise.de-Forum)

"Das finde ich ja sehr interessant, dass hier über Linux gejammert wird. Ich sitze zufälligerweise direkt an einem Linux-Arbeitsplatz und habe direkten Kontakt zum Admin und würde es aus erster Quelle erfahren, wenn da was wäre." (Facebook-Kommentar zu einem LiMux-Posting)

"Laut Kumpel der mit #LiMux arbeitet, ist der überwältigende Anteil aller Kollegen mit der Migration hochzufrieden und will nicht zurück." (unverändertes Originalzitat aus einem Twitter-Tweet)

Politische Gegner, aber seit Mitte 2014 Koalitionspartner: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter von der SPD (l.) und der Zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU)
Politische Gegner, aber seit Mitte 2014 Koalitionspartner: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter von der SPD (l.) und der Zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU)
Foto: Michael Nagy/Presseamt München

Rückblick: Wie alles begann – Parteien-Zank und Microsoft-Intervention

LiMux begann 2001 mit dem Antrag eines einzelnen SPD-Abgeordneten, Gerd Baumann: Er war übersät mit Alternativen zu Microsoft-Produkten: "Diese Marktmacht von Microsoft hat mich schon immer gestört, dass die einfach diktieren konnten, wann wir was zu welchem Preis kaufen müssen."

Zu Microsoft gäbe es keine Alternativen. So lautete dann aber die Antwort der IT-Verwaltung auf den Antrag des Stadtrats. Doch das war ein Ergebnis, mit dem sich der Ausschuss nicht zufrieden stellen wollte. Dieser forderte eine erneute Prüfung durch externe Experten.

Die zweite Untersuchung brachte eine technologische sowie ökonomische Machbarkeit einer Migration von Microsoft nach Linux. Doch bei der Vorstellung der Pläne schienen die Politiker nicht sonderlich begeistert. Einer der beteiligten IT-Kräfte erläutert: "Als wir erstmalig mit unserem Linux-Vorschlag im Herbst 2002 in die IT-Kommission sind, da haben wir Prügel gekriegt [lacht herzlich], da habe ich geglaubt, wir brauchen gar nicht mehr weitermachen, da sind wir wie die begossenen Pudel nach Hause gegangen."

Der damalige Oberbürgermeister Christian Ude nutzte das trockene Thema "IT in der Verwaltung" dann aber geschickt als Chance zur politischen Profilierung und ebnete damit den Weg für LiMux. Nach heftigem parteipolitischem Gezerre zwischen rot-grüner Stadtführung, CSU-Oposition und Microsoft, politisch motiviertem Widerstand von Teilen der Münchner CSU, die der rot-grünen Stadtregierung eines auswischen wollten, widersprüchlichen Äußerungen des damaligen CSU-Stadtrates Robert Brannekämper und der vergeblichen Intervention des damaligen Microsoft-Chefs Steve Ballmer gelang schließlich der Umstieg und die Münchner Stadtverwaltung wurde Windows-freie Zone. (tö)

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