Das sagen die Anwender über LiMux & Co
Unsere Kollegen von der PC-Welt waren auf Spurensuche und haben einige Anwender gefunden, die bereits seit Jahren in der Stadtverwaltung tätig sind. Die Befragten sind allesamt zwischen 30 und 60 Jahren alt und besitzen unterschiedliche Computer-Kenntnisse. Sie waren so freundlich und haben einer Veröffentlichung ihrer Erfahrungen zugestimmt, möchten aber anonym bleiben.
Ist die installierte Open Office Version veraltet und unbenutzbar?
LiMux-Anwender1: "Ob OpenOffice total veraltet ist, kann ich nicht beurteilen, da ich nicht sehen kann, wann welche Version irgendwie geupdatet wird. Dafür fehlt mir das technische Hintergrundwissen, so dass ich mich auch nicht so sehr mit dieser Thematik auseinandersetze. Wichtig ist für mich, dass es funktioniert und das tut es zum Glück."
OpenOffice wird in den nächsten Wochen durch LibreOffice ersetzt werden. Als weitere Anwendungen werden Thunderbird (Version: 3.1.10) und Mozilla Firefox (Version 3.6) eingesetzt. Also uralte Versionen dieser beiden Anwendungsprogramme – unter Ubuntu Linux stehen längst viel modernere Versionen dieser beiden Programme zur Verfügung!
Wie kommen Sie mit einem vier Jahre alten Firefox zurecht?
LiMux-Anwender1: "Der veraltete Firefox stört nur insofern, als manche Seiten nicht optimal angezeigt oder Inhalte abgespielt werden können. Aber allzu häufig bin ich während der Dienstzeit ja auch nicht im Internet. Der Gruppenkalender funktioniert zwar, aber ich benutze den als einfacher Sachbearbeiter eigentlich nicht. Das nutzen eher unsere Vorgesetzten für die Terminierung von Besprechungen, etc."
Warum wird der Firefox nicht aktualisiert?
LiMux-Anwender2: "Das immer noch die Version 3.6 Verwendung findet, ist dem Umstand geschuldet, dass einige, von der LHM (Landeshauptstadt München) entwickelte, browserorientierte Anwendungen eben unter 3.6 entwickelt wurden und nur damit vollumfänglich funktionieren."
Wie ist Ihr Gesamteindruck von LiMux?
LiMux-Anwender3: "Ich hatte mit LiMux bisher noch keine großen Probleme. Es ist mir ziemlich egal, ob ich mit MS Word oder mit OpenOffice Writer arbeite. Bisher hatte ich auch noch keine Programmabstürze. Nur unsere interne Software "Wohnen in München" (WIM) stürzt häufiger ab, aber das hat nichts mit dem Betriebssystem zu tun. Die Anmeldeprozedur am PC läuft aber wirklich recht träge, es dauert schon mindestens fünf Minuten, bis ich auf den Desktop gelange."
Sollte die Landeshauptstadt wirklich wieder zu Microsoft zurückkehren, müssen die rund 30.000 Mitarbeiter wieder umgeschult werden. Aus informierten Kreisen erfuhr PC-Welt, dass – bis auf einige Windows-XP-Rechner, die weiter als Insellösungen für Spezialsoftware benötigt werden – alle Clients auf Linux umgestellt worden sind. Der Wissensstand der Mitarbeiter wurde bei Windows 2000 eingefroren. Davon ist auch die Bürosoftware betroffen, denn bereits unter Windows wurde Thunderbird und OpenOffice genutzt. Ein Umstieg zu Microsoft Office würde auch eine Migration von allen Formblättern und Formularen mit sich ziehen, die aktuell mit der hauseigenen OpenOffice Extension Wollmux erstellt und bearbeitet werden.
"Warum zurück zu Microsoft?"
Bündnis 90 / Die Grünen und die Rosa Liste im Münchner Stadtrat haben eine offizielle Anfrage an den Oberbürgermeister gestellt, in der sie mit einem Fragenkatalog Klarheit in den Gerüchten rund um LiMux schaffen wollen. Gleich die erste Frage bezieht sich darauf, ob eine Re-Migration zu Microsoft ernsthaft in Betracht gezogen wird. Sie fragen auch nach den konkreten Beschwerden, die die interne Untersuchung ausgelöst haben soll.
Es bleibt spannend, wie sich die Stadtregierung für die weitere Entwicklung ihrer IT-Infrastruktur entscheiden wird. Solange das Ergebnis der internen Untersuchung nicht bekannt ist, wird die Gerüchteküche rund um LiMux weiterhin angeheizt. Die bisher genannten Kritikpunkte lassen sich fachlich nicht nachvollziehen.