Rund 6,5 Milliarden Euro sind durch den DigitalPakt Schule in die Digitalisierung von Schulen geflossen. Damit hat sich die Ausstattung der Bilsungseinrichtungen deutlich verbessert: Verfügten 2020 lediglich 37 Prozent der Schulen über Klassensätze mit digitalen Endgeräten, so sind es laut einer Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) inzwischen immerhin 90 Prozent.
Das bedeutet aber auch, dass an jeder zehnten Schule noch Geräte fehlen. "Die Jahre in der digitalen Steinzeit lassen sich nicht in kurzer Zeit aufholen", ist die Erkenntnis des IT-Herstellers Dell. "IT-Kenntnisse und Medienkompetenz sind heute in fast allen Berufen wichtig. Deshalb ist es sehr sinnvoll, dass Kinder bereits in der Schule den Umgang mit digitalen Geräten, Anwendungen und Informationen erlernen", betont Joachim Rieß, Account Executive bei Dell Technologies in Deutschland. Es müsse daher weiter investiert werden, lautet seine Forderung. "Wenn wir uns jetzt zurücklehnen und auf dem DigitalPakt Schule ausruhen, fangen wir in ein paar Jahren wieder ganz von vorne an", befürchtet Rieß.
Hier besteht Handlungsbedarf
Dell hat daher sechs Bereiche ausgemacht, bei denen besonderer Handlungsbedarf besteht:
1. Endgeräte für alle Schulen:
Dass zehn Prozent der Schulen noch keine Klassensätze an Endgeräten haben, ist ein Missstand, der dringend behoben werden muss. Hier geht es auch um Bildungsgerechtigkeit, denn ob Schüler den Umgang mit digitalen Medien und Informationen erlernen, darf nicht von der Schule abhängen, die sie besuchen. Das Mitbringen eigener Geräte kann nicht die Lösung sein, da nicht sichergestellt ist, dass alle Schüler über Geräte verfügen, und die Vielfalt an Systemen zu Problemen im Unterricht führt.
2. Mehr Fokus auf die Infrastruktur:
In den vergangenen Jahren stand - nicht zuletzt aufgrund der Pandemie - in vielen Schulen die Anschaffung von Endgeräten im Fokus. Eine klare Strategie, was darüber hinaus an IT erforderlich ist, gab es hingegen nicht, wodurch die Infrastruktur häufig vernachlässigt wurde. Für reibungslose und sichere digitale Erfahrungen im Unterricht benötigen Schulen jedoch leistungsfähige Netzwerke, Security-Lösungen und Backup-Konzepte. Zudem kann - je nach Größe der Schule oder Bandbreite der Internetanbindung - der Einsatz eigener Server- und Storage-Systeme sinnvoll sein.
3. Etablierung von Standards:
Da die IT nicht immer koordiniert angeschafft wurde, gibt es derzeit zu viele verschiedene Geräte, Plattformen und Anwendungen. Das macht nicht nur die Verwaltung aufwendig, sondern erschwert auch die Nutzung digitaler Medien im Schulalltag, weil nicht alles optimal zusammenarbeitet und sich einheitlich bedienen lässt. Das Ziel sollte daher eine homogenere IT-Landschaft sein. Eine solche würde auch die Entwicklung von schul- oder sogar länderübergreifenden Lernanwendungen und Lerninhalten erleichtern.
4. Professionalisierung des IT-Betriebs:
Die Verwaltung und der Schutz der digitalen Geräte und Infrastrukturen sollte nicht Aufgabe der Lehrkräfte sein, da ihnen sowohl die Zeit als auch die tiefgehende IT-Expertise dafür fehlt. Dennoch ist es allzu oft Realität, dass sie den IT-Support übernehmen. Das führt dann zu Bastel-Lösungen, die ineffizient und aus Security-Sicht fragwürdig sind, weil beispielsweise Schwachstellen nicht konsequent gepatcht und keine regelmäßigen Backups angelegt werden. Hier sind Schulen auf professionelle Unterstützung durch interne oder externe IT-Experten angewiesen, die die gesamte IT mit bewährten Lösungen zentral verwalten, schützen und sichern.
5. Kontinuierliche Weiterbildung der Lehrkräfte:
Zwar haben laut der VBE-Umfrage in 80 Prozent der Schulen mindestens die Hälfte bis fast alle Lehrkräfte an Fortbildungen zum Thema Digitalisierung teilgenommen und teilen ihr Wissen dann üblicherweise auch im Kollegium. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Lehrkräfte mit der Technik kämpfen und die Pädagogik zu kurz kommt. Mehr und vor allem kontinuierliche Weiterbildungsmaßnahmen sind daher notwendig - zumal sich die Technologien schnell weiterentwickeln, wie es zuletzt beispielsweise KI-Tools wie ChatGPT gezeigt haben. Hilfreich wäre es zudem, den Umgang mit digitalen Medien bereits in der Lehrkräfteausbildung stärker mit pädagogischen Konzepten zu verknüpfen.
6. Langfristige Budgets für die IT:
Digitale Endgeräte und Infrastrukturen werden nicht nur einmal angeschafft und laufen dann jahrelang wie von selbst. Sie benötigen Wartung und Support - und müssen in der Regel nach einigen Jahren erneuert werden. Ohne IT-Budgets geht das nicht. An den ausgelaufenen DigitalPakt sollte sich daher möglichst bald ein weiterer DigitalPakt anschließen, der eine dauerhafte Förderung festschreibt, damit Schulen ihre noch bestehenden Digitalisierungsrückstände aufholen und digitale Medien nachhaltig im Unterricht verankern können.
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