Städte-Ausflug mit Laptop und Smartphone

Was taugen Gratis-WLANs?

Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.
Kostenlose WLAN-Hotspots für alle sind eine feine Sache. Wir haben uns auf die Suche gemacht: mit einem leichten 11ac-Smartphone in Wien und einem robusten 11n-Business-Laptop in München.
Testequipment: Das Android-Handy LG G3 hat WLAN-11ac und LTE-Cat4 ab Werk unter der Haube. Der Business-Laptop Dell Latitude E6520 unterstützt WLAN-11n, WLAN-11ac wurde durch einen Netgear-Surfstick nachgerüstet.
Testequipment: Das Android-Handy LG G3 hat WLAN-11ac und LTE-Cat4 ab Werk unter der Haube. Der Business-Laptop Dell Latitude E6520 unterstützt WLAN-11n, WLAN-11ac wurde durch einen Netgear-Surfstick nachgerüstet.
Foto: Harald Karcher

Nicht jeder Internet-Benutzer will und kann sein Mobilfunk-Freivolumen ruckzuck auf Reisen voll verbraten. Da ist es schön, wenn man unterwegs schnelle, kostenlose WLAN-Hotspots findet. Wir haben schnelle Gratis-Internet-Zugänge auf öffentlichen Plätzen gesucht: in Wien mit einem leichten LG G3 Smartphone und in München mit einem schweren Dell-Business-Laptop. Gratis-WLANs von Ketten wie Dean & David, McDonalds, Starbucks Coffee und San Francisco Coffee haben wir außer Acht gelassen: Sie strahlen zwar oft über die Gebäudegrenzen auf öffentliche Plätze hinaus, sind im Prinzip aber doch eher für zahlende Imbiss-Gäste gedacht.

WLAN-Tests in Wien per Smartphone

In Wien hatten wir ausschließlich das leichte Android-Handy LG G3 im Einsatz. Dessen deutsche LTE-SIM-Karte haben wir abgeschaltet, damit keine Kosten für das Auslands-Roaming in Österreich entstehen. WLAN hatten wir natürlich eingeschaltet. Das WiFi-Modul des High-End-Smartphones versteht alle gängigen Standards, als da wären: IEEE 802.11a/b/g/n/ac. Auch die Fotos und Screenshots wurden in Wien ausschließlich mit dem LG G3 gemacht. Dessen Handy-Kamera produziert Fotos bis zu 13 Megapixel. Das Display des G3 schafft zudem 1.440 x 2.560 Pixel (Quad HD) mit 538 ppi, was hochauflösende Screenshots mit feinen Details ermöglicht.

Wir haben unsere WLAN-Suche auf der belebten Shoppingmeile Kärtner Strasse zwischen Wiener Staatsoperund Hotel Sacher gestartet. Dort haben wir uns mit dem 11ac-Handy zum Surfen und Messen mitten in die Menschenmenge gestellt.

Natürlich hätten die eingebauten Android-Bordmittel des LG G3 gereicht, um WLAN-Netze zu finden und zu nutzen. Trotzdem haben wir die kostenlose App WiFi Analyzer installiert, die noch mehr Einblick in das dynamische Funk-Geschehen gibt: Diese App hat im übervölkerten 2,4GHz-Band immerhin 28 WLAN-Wolken vor dem Café Sacher angezeigt, darunter 1x Starbucks auf Kanal 11 und 3x Sacher auf den Kanälen 1 und 6 und 11. Also funkte aus dem Sacher ein professionell durchgeplanter Hotspot mit mehreren WLAN-AccessPoints.

Im weithin leeren 5GHz-Band dagegen waren vor dem Sacher ebenfalls schon sieben WLAN-Wolken zu erkennen. Vermutlich sind einige Firmen hier gezielt von 2,4 auf 5GHz ausgewichen, weil mit 28 überlappenden Funkzellen auf 2,4GHz kein besonders stabiler Betrieb gewährleistet ist. Im Idealfall sollte man ja maximal drei WLAN-Kanäle auf 2,4GHz belegen, doch diese beansprucht der Sacher-Hotspot mit Kanal 1 und 6 und 11 ja schon für sich alleine. Eine massive Kanal-Überbuchung, wie vor dem Sacher, drückt die Verbindungs-Qualität herunter. Da jeder Mensch lizenzfrei auf 2,4-GHz funken darf, lässt sich das WLAN-Durcheinander in diesem ISM-Frequenzband kaum vermeiden. Dagegen herrscht in den Mobilfunkbändern von GSM bis LTE eine streng durchgeplante Ordnung.

ISM steht für Industrial, Scientific and Medical Band.Böse Zungen nennen es schon lange Internationales Schrott und Müll Band. Es wird auch immer überfüllter. Der jüngste WLAN-Standard 802.11ac hat sich bereits vom 2,4GHz-Band verabschiedet und funkt nur noch im relativ sauberen 5GHz-Band.

Sacher-WLAN vor der Wiener Staatsoper

Nachdem das Android-Handy sich mit dem Sacher-Funk verbunden hatte, öffneten wir den Browser. Dieser wurde automatisch auf die lokale Login-Seite (http://logon.now) des Sacher-Hotspots umdirigiert. Auf neudeutsch nennt man die erzwungene Umleitung auch Forced Redirect. Auf der Sacher-Landing-Page haben wir "Kostenloser Internet Zugang" angeklickt. Daraufhin hat der Browser gemeldet: "Anmeldung erfolgreich". Erst danach konnten wir das volle Internet samt Apps und Mails und Social Networks nutzen.

Bei mehreren Durchsatz-Messungen mittels www.speedtest.de kamen über den Sacher-Hotspot im Freien 4 bis 6 Mbit/s im Download und 6 bis 7 Mbit/s im Upload. Das ist für so einen WLAN-Dschungel mit 28 überlappenden Funkzellen ja noch recht passabel. Innerhalb der Sacher-Gebäude-Mauern haben wir nicht gemessen.

Weinwurm-WLAN auf dem Stephansplatz

Die nächste WLAN-Stichprobe haben wir im absoluten Zentrum Wiens, auf dem Stephansplatz vor dem Stephansdom genommen. Dort funkten im Test mindestens 22 WLANs bei 2,4GHz und drei weitere bei 5GHz. Die SSID namens UnwiredFreeWifi war dort am stärksten in der Luft präsent. Nach Verbindung mit diesem WiFi-Netz wurde der Handy-Browser auf die Landing-Page des Café Weinwurm am Stephansplatz umgeleitet. Wir haben die Nutzungsbestimmungen per Fingertipp akzeptiert und danach Gratis-WLAN bekommen.

Die DL/UL-Raten von 0,66 beziehungsweise 0,18 Mbit/s, bei Pingzeiten von 75 bis über 1500 Millisekunden, waren nicht berauschend, aber einem geschenkten Gaul schaut man ja nicht so genau ins Maul. Zum Absetzen von Emails ohne Riesenanhang reicht dieser lahme Speed allemal. Auch die Einblendung der Satellitenkarte von Google Maps kam noch in zumutbarer Zeit. Für hochauflösende YouTubes war der Weinwurm-Wifi-Hotspot allerdings zu langsam.

Wenig WLAN an der Wiener Hofburg

Auf dem Heldenplatz an der Wiener Hofburg und der Österreichischen National-Bibliothek fiel uns neben zahlreichen Touristen ein weithin sichtbarer, kostenloser Trinkbrunnen auf. Wien hat exzellentes Trinkwasser aus weitgehend unberührten Bergen weit außerhalb der Stadt, ganz ähnlich wie München. Das Gratis-Wasser kommt in Wien aus über 700 städtischen Trinkwasserbrunnen , für Mensch und Tier. Sehr lobenswert!

Das Gratis-WLAN auf dem Heldenplatz war nicht so überzeugend wie das Gratis-Wasser. Die meisten Netze wie "HofburgVerwaltung", "hofburg.at" oder "vienna" funkten verschlüsselt. Offene WiFi-Netze wie "ONB-WLAN-PUBLIKUM" oder "ONB-WLAN-STATE-HALL" funkten im Freien außerhalb der majestätischen Burg-Mauern derart schwach, dass kein erquickliches WLAN-Surfen möglich war.

Weitere Tipps zu Wiener WLAN-Hotspots findet man auf der Webseite der Stadt Wien. Außerdem sind Mobilfunk-Verträge samt Daten-Flatrates in Österreich so billig wie fast nirgends auf der Welt. Zumindest für einheimische Vertragsinhaber rentiert es daher kaum, ein kostenloses WLAN aufzuspüren. Für ausländische Besucher dagegen wäre mehr Gratis-WLAN in Wien eine feine Sache. Ansonsten wurde Wien schon mehrfach zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. München liegt in solchen Studien aber ebenfalls auf den vorderen Plätzen.

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