Ein Mal hat Google es schon geschafft. Das amerikanische Unternehmen war längst nicht das erste, das eine Suchmaschine für das Internet anbot. Es wählte aber einen anderen Ansatz, zog am Wettbewerb vorbei und ist heute klarer Marktführer. Im Cloud-Markt ist Google zwar kein Start-up, liegt aber aktuell gemessen an den Marktanteilen deutlich hinter den weltweit wichtigsten Wettbewerbern Amazon Web Services und Microsoft und etwa gleichauf mit IBM und Alibaba. Das soll sich nun gründlich ändern.
"Ist Google Cloud Enterprise-ready?", fragte Annette Maier, seit September Managing Director Google Cloud DACH, während ihrer Keynote auf dem Google Cloud Summit im November 2018 in München die rund 2000 angereisten Kunden, Interessenten und Partner. Die Antwort auf diese rhetorische Frage gab sie umgehend, indem sie einige Aspekte aufzählte, die ihrer Ansicht nach die Bezeichnung "Enterprise-ready" rechtfertigen.
Lesetipp: Ex-Oracle-Manager Kurian führt Googles Cloud-Geschäft
Einer davon ist das Vertrauen großer Kunden. In Deutschland gehört dazu etwa der Kompressoren-Spezialist Kaeser, der seine verbrauchsbasierenden Abrechnungsmodelle über die Google Cloud abwickelt. Aber auch MediaMarktSaturn, das seine derzeit recht komplexe und diversifizierte IT unter dem neuen, vom britischen Einzelhändler Tesco gekommenen CTO Atul Bhardwaj komplett in die Google Cloud verlagern will, gehört dazu. Weitere Referenzkunden für die Google Cloud sind in Deutschland Conrad, Porsche und Zalando.
Mit der Commerzbank hat Google auch eine Bank in Deutschland gewinnen können. Bei der steht der Großteil der Migration in die Google Cloud zwar noch bevor, alleine die Absichtserklärung macht Google aber schon stolz, belegt sie doch, dass das eigene Angebot auch den strengen Anforderungen einer stark regulierten und von zahlreichen Compliance-Vorgaben dominierten Branche genügt.
Lesetipp: Wie sich die großen Cloud-Trends entwickeln
Wichtig für den deutschen Markt ist auch das C5-Testat nach den Anforderungen des BSI, das Google Anfang September erhalten hat. Auch wenn die Google-Manager diese Tatsache auf der Veranstaltung mehrfach betonten, ist das jedoch inzwischen besonders bei großen Projekten als Mindestanforderung zu sehen. "Es ist kein Vorteil, wenn man es hat, sondern ein Nachteil, wenn man es nicht hat", erklärte ein Vertreter der anwesenden Google-Partner auf dem Summit gegenüber ChannelPartner. Alibaba und Microsoft erhielten das Testat für ihre Cloud-Dienste 2017, AWS sogar schon 2016.
Als wichtiges Differenzierungsmerkmal stellt Google seine traditionelle Offenheit heraus. Als ein Beispiel dafür nannte Maier TensorFlow. "Jeder kann darauf basierend eigene Machine-Learning-Modelle bauen", so die Managerin. Die Möglichkeit unterstützt sogar IBM für PowerAI. TensorFlow wurde als Framework für künstliche Intelligenz von Google ins Leben gerufen und 2015 als Open Source freigegeben.
Google wirbt mit Offenheit und Sicherheit
Aber auch das für die Container-Orchestrierung immer wichtiger werdende Kubernetes wurde bei Google entwickelt und dann der Open-Source-Community zur Verfügung gestellt. Dasselbe gilt für das dem Management der Kommunikation dienende Istio.
Damit wurde laut Gregor Hohpe, Technical Director bei Google Cloud, ein wesentlicher Schritt getan, um Anwendungen, Infrastruktur und Programmierumgebung zu entkoppeln. Beides sieht er als Beitrag zu mehr Unabhängigkeit für die Kunden in der Cloud. Um ein Tool für die Migration in die Cloud anbieten zu können, hat Google im Mai 2018 das Unternehmen Velostrata übernommen. Mit dessen Technologie lassen sich virtuelle Maschinen in die Cloud hieven.
Dadurch hat Google seiner Ansicht nach das Fundament für eine echte und unbeeinträchtigte Multi-Cloud-Nutzung geschaffen. Multi-Cloud meint dabei nicht nur die Kombination aus Google Cloud und einer Private Cloud im eigenen Rechenzentrum des Kunden, sondern auch die Nutzung der Cloud-Angebote von Mitbewerbern. Langfristig will man die Kunden durch ein besseres Preis-Leistungsverhältnis (nicht allein günstigere Preise) und bessere Technologie an sich binden. Daneben soll die Option, das Google-Angebot jederzeit einfach und ohne große Änderungen der Strategie auch wieder verlassen zu können, für Vertrauen sorgen. Bindung durch Leitung, nicht durch Fesseln, so das Motto bei Google.
Als weitere Säule seiner Differenzierungsstrategie sieht Google das Thema Security. Seit Frühjahr 2018 gehört unter dem Begriff Cloud Armor dazu auch ein eigener Service zur Abwehr von DDos-Angriffen. Außerdem betonen die Google Sprecher immer wieder die Unantastbarkeit der Daten ihrer Cloud-Kunden. Das Geschäft mit Daten und Nutzern bei Suchmaschine und Android-Apps unterscheide sich grundlegend vom B2B-Geschäft mit Cloud-Diensten. Hier würde man nie auch nur in Erwägung ziehen, die Daten der Kunden für eigene Zwecke zu nutzen.
Mittelstand will Google über Partner bedienen
Während eines Presse-Roundtables am Rande des Cloud Summits in München stellte Annette Maier die Bedeutung der DACH Region für das Cloud-Geschäft von Google heraus. Beleg dafür sei die Einrichtung einer sogenannten "Region" in Zürich. Ebenso wie in Deutschland nutzt Google also dann auch dort bei eigene, aber auf angemietetem Rechenzentrumsplatz untergebrachte Server. Ein eigenes Google-Rechenzentrum soll in Dänemark errichtet werden.
- 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Renée Bergeron, Senior Vice President Global Cloud Ingram Micro: „Cloud im hier und jetzt." - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Birgit Nehring (rechts) trat beim Cloud Summit erstmalig in ihrer neuen Rolle als Director Cloud & Software bei Ingram Micro in Erscheinung; links: Ingram Micro-Deutschland-Chef Alex Maier. - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Eric Gitter, Vice President Worldwide Strategic Business Development von CloudBlue: „Ich bin begeistert zu sehen, wie unsere deutschen Partner die CloudBlue Commerce Engine und Ingram Micro Cloud einsetzen, um nachhaltige Geschäftsergebnisse zu erzielen." - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Am Abend ließen die Teilnehmer des zweiten Ingram Micro Cloud Summits DACH in Kitzbühel den gelundenen Tag gemütlich am Lagerfeuer ausklingen. - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Auch den zweite Ingram Micro Cloud Summit DACH moderierte Damian Sicking (rechts) gewohnt souverän, Deutschland-Chef Alex Maier (links) war zufrieden. - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Vertreter von 90 Systemhäusern nahmen den Weg nach Kitzbühel auf sich, um an dem 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH teilzunehmen. - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Nicola Rieke (Nvidia) mit Thomas Hoffmann (Celos). - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Nicola Rieke (Nvidia) mit Peter Reiner (CCS 365). - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Thomas Neubauer (Basis 1 Softwarvertriebs GmbH) mit Renée Bergeron (Ingram Micro). - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Birgit Nehring (links) und Juliane Junath (rechts, beide von Ingram Micro) nehmen eine erfolgreichen Partner in ihre Mitte. - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Blick von Rosis Alm auf Kitzbühel - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Christian Hübl (links, Trend Micro), Philippe Sabionski (Mitte, Ingram Micro) und Özgür Isik (Trend Micro). - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Michael Schiefer und Johanna Moser (beide von der M.&J.EDV GmbH & Co. KG aus Erding) mit Lothar Rothländer von Riro Büro & Computer aus Marktl. - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Das junge Team von MR Datentechnik: Sina Hofbauer (ganz rechts) passt auf, dass die Jungs nicht zu viel trinken. - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Johanna Moser spielt den "Schneewalzer", als ob sie die kommenden Schneefälle spüren würde. - 2. Ingram Micro Cloud Summit DACH in Kitzbühel
Rosi spielt so richtig auf - und dann war es schon wieder so weit: die Fachhändler und Systemhäuser mussten wieder ins Tal!
Im Moment sei für Google Cloud trotz der im Rahmen der Veranstaltung auf der Bühne präsentierten, neuen Großkunden der Mittelstand besonders interessant. Dass der angekündigte Wechsel an der Spitze von Google Cloud in den USA Anfang 2019 daran etwas ändert, glaubt Maier nicht. Dann wird der langjährige Oracle-Manager Thomas Kurian Diane Green ersetzen, die sich planmäßig von dem Amt zurückzieht. "Ich freue mich, dass Thomas an Bord ist. Er hat Enterprise-Know-how. Das ist, was wir bei Google Cloud brauchen", so Maier. Dass sich dadurch der Schwerpunkt verlagert, glaubt sie nicht - eher komme am oberen Ende des Angebots etwas hinzu.
Grundsätzlich erwartet Maier, dass sich bei Google Cloud mehr "Enterprise-Gepflogenheiten" fest etablieren. Dazu zählt sie etwa zuverlässige und langfristige Roadmaps und Prozesse, wie sie Enterprise-Kunden erwarten. "Technologisch gibt es keine Herausforderungen", so Maier selbstbewusst. Sie räumt aber ein, dass man regulatorisch noch besser werden müsse - etwa indem man genauer prüft, welche Zertifizierungen in den einzelnen Ländern relevant sind.
All das dürfte insgesamt auch das Geschäft über Partner ankurbeln. Das entwickelt sich laut Bernd Stopper, der Anfang 2018 als Head of Partner Sales zu Google Cloud kam, bereits jetzt sehr gut. Neue Möglichkeiten bekommen Partner dann im Frühjahr 2019 mit einem neuen "Google Cloud Advantage" genannten Partnerprogramm. Details dazu sollen zur NEXT 2019 im April in San Francisco bekannt gegeben werden.