Strukturveränderungen im IT-Mittelstand

Investoren nutzen Generationswechsel zur Beteiligung an IT-Unternehmen



Dipl. Kfm. Andreas Barthel ist Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensberatung connexxa Services Europe Ltd. Zudem ist er Sachverständiger für die Fachbereiche: Unternehmensbewertung von IT-Unternehmen, sowie Zu- und Verkauf und Nachfolgeplanung. Außerdem ist der Autor Fachgruppenleiter beim Bitmi e.V. für M&A  und  Nachfolge  von  IT-Unternehmen. 
Investoren interessieren sich in letzter Zeit verstärkt für mittelständische IT-Unternehmen und nutzen dazu oft den Generationswechsel in den Firmen. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Entwicklung und erklärt, was bei der Zusammenarbeit mit einem Investoren als Unternehmensnachfolger zu beachten ist.

Die IT-Branche wurde seit jeher von den Banken als "nicht ernsthaft" oder als zu "risikobehaftet" eingestuft. Deshalb hielten sich IT-Unternehmer, die Wachstumskapital benötigten, an Beteiligungsgesellschaften oder Investoren. Inzwischen hat sich das geändert. Investoren das heißt "Private Equity" und "Family Offices" kaufen oder investieren verstärkt in mittelständische IT-Unternehmen.

Investoren interessieren sich in letzter Zeit verstärkt für mittelständische IT-Unternehmen und nutzen dazu oft den Generationswechsel in den Firmen.
Investoren interessieren sich in letzter Zeit verstärkt für mittelständische IT-Unternehmen und nutzen dazu oft den Generationswechsel in den Firmen.
Foto: soo hee kim - shutterstock.com

Die Motivation der Investoren hat sich dabei radikal verändert. Mit starkem Branchenfokus kaufen sich Investoren in die Softwarebranche ein. War früher die Hauptmotivation, die erworbenen Unternehmen spätestens nach sieben Jahren mit möglichst hohem Gewinn wieder zu veräußern, so sind heute die vielversprechenden Renditen der Softwareunternehmen und die Wachstumsperspektiven im Fokus.

Beispiele für Investitionen in mittelständische IT-Unternehmen

Die im folgenden beschriebenen Transaktionen von Investoren stellen nur eine kleine Auswahl der 2019 getätigten Beteiligungen dar, geben aber einen Eindruck vom Marktgeschehen. So hat die FORUM Family Office ("FORUM") über ihre Branchen-Holding FORUM Software Mittelstandsholding SE im Sommer 2019 100 Prozent der Geschäftsanteile der HSH Software GmbH ("HSH") mit Sitz in Ahrensfelde bei Berlin übernommen. HSH hatte 2018 mit ca. 190 Mitarbeitern einen Umsatz von ca. 21 Millionen Euro erzielt. Anfang 2019 hatte sie die SSE Software GmbH ("SSE") mit Sitz in Augsburg übernommen. SSE hat 2018 mit 25 Mitarbeitern einen Umsatz von ca. 3,3 Millionen Euro erzielt. Hauptmotivation für FORUM war die Marktposition der HSH und die Höhe der wiederkehrenden Einnahmen (Wartungserlöse).

Im Systemhausbereich hat die Netgo Gruppe Anfang Dezember 2019 ihre Wachstumsstrategie mit Unterstützung durch den Investor Waterland Private Equity weiter forciert und das Softwareunternehmen die Mehrwerk AG übernommen. Zwei Wochen vorher wurde die Aachener ComNet zugekauft.

Im Oktober 2019 hat die Aurelius Wachstumskapital SE & Co. KG die Mehrheitsbeteiligung an der IDKOM AG, einen IT-Dienstleister mit Fokus auf Cloud & IP-Services, Managed Services sowie IT-Systeme & Software übernommen. Hintergrund war, das weitere Wachstum des Unternehmens zu forcieren.

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EMERAM Capital Partners hat sich im September 2019 an der init AG für digitale Kommunikation AG beteiligt, um das weitere Wachstum zu begleiten. EMERAM plant zusammen mit diva-e Management das Leistungsportfolio durch weitere Zukäufe im Bereich digitales Marketing, Mediamanagement, Big Data und Infrastruktur auszubauen. Die diva-e Digital Value Enterprise wurde 2015 als Zusammenschluss der sechs etablierten Unternehmen Ageto, First Colo, kom, Netpioneer, Textprovider und zeros+ones gegründet, die jeweils auf unterschiedliche E-Business-Dienstleistungen spezialisiert sind.

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