Interview

HP-Chef Fauser erklärt Konzernumbau und Strategie

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Nachdem HP das Übernahmeangebot von Xerox abgelehnt hat, konzentriert sich der Konzern wieder ganz auf seine strategische Neuausrichtung. General Manager Bernhard Fauser erklärt, warum Drucker und PCs nur noch eine von mehreren Säulen im Geschäftsmodell darstellen.
 
  • Hoffen auf die Generation Z, die HP-Marktanalysen zufolge wieder verstärkt auf Notebooks statt auf Tablets und Smartphones setzt
  • Der Druckermarkt schrumpft; mit innovativen Service-Ideen wil HP hier aber Marktanteile gewinnen
  • Parallel zum Stammgeschäft baut HP nach und nach das Segment der 3D-Drucker aus und wandelt sich zum Maschinenbauer

HP hat im Oktober eine neue Strategie angekündigt. Wollen Sie sich vom angestammten Geschäft mit PCs und Druckern lösen?

Bernhard Fauser ist General Manager und Managing Director für HP in Zentral- und Mitteleuropa. Im Zuge des angekündigten Konzernumbaus wurde das Zuständigkeitsgebiet des zuvor für Deutschland und Österreich verantwortlichen Managers auf osteuropäische EU-Länder sowie einige Mittelmeer-Staaten ausgeweitet.
Bernhard Fauser ist General Manager und Managing Director für HP in Zentral- und Mitteleuropa. Im Zuge des angekündigten Konzernumbaus wurde das Zuständigkeitsgebiet des zuvor für Deutschland und Österreich verantwortlichen Managers auf osteuropäische EU-Länder sowie einige Mittelmeer-Staaten ausgeweitet.
Foto: HP Inc.

Fauser: Ganz sicher nicht. Unsere Strategie ruht künftig auf drei Säulen. Da ist zunächst das Kernelement Advance; dahinter verbirgt sich unser angestammtes PC- und Drucker-Business. Vor allem im PC-Bereich sehen wir noch enormes Potenzial, es sind ungefähr 700 Millionen Geräte im Feld, die älter als vier Jahre sind. Da besteht Ablösebedarf. Marktanalysen zeigen, dass sich die Generation Z, die jetzt nach und nach ins Arbeitsleben eintritt, wieder mehr für PCs und Notebooks interessiert als die Generation davor, die Tablets und Smartphones bevorzugt hat.

Im Geschäft mit dem Drucken, zu Hause oder im beruflichen Umfeld, sehen wir wesentliche Veränderungen. Der Markt schrumpft, die Nachfrage nach Druckern und Druckerzeugnissen im Büroumfeld geht zurück. Das stellt uns vor Herausforderungen. Wir sind aber trotzdem überzeugt davon, dass dieses Geschäftsfeld relevant bleiben wird. Wir konzentrieren uns hier auf die Erhöhung unseres Marktanteils.

Digital- und 3D-Druck sind Zukunftsmärkte von HP

Welche Rolle spielt künftig der 3D-Druck?

Fauser: Da kommen wir zur zweiten Säule "Disrupt", deren Kern in 3D-Druck und Industrial Printing besteht. In diesen Bereich gehört auch der Digitaldruck, den HP in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt hat. Wir haben viel getan, um von der analogen in die digitale Druckwelt zu kommen, dafür stehen unsere Maschinen der Indigo-Reihe. Konzerne wie Ferrero nutzen sie, um beispielsweise personalisierte Verpackungen herzustellen und so die Nachfrage zu erhöhen. Auch wenn Dienstleister individuelle Fotobücher oder Grußkarten herstellen, steht oft eine HP-Indigo-Maschine dahinter. 3D Druck ist die nächste Stufe der Industrialisierung.

Warum heißt der Bereich Disrupt?

Fauser: Die Technologien, die wir heute im thermischen Tintenstrahl- oder 3D-Druck einsetzen, werden schon bald auch in anderen Märkten genutzt werden können. Sie werden für disruptive Veränderungen sorgen, etwa im Kosmetikumfeld oder im medizinischen Bereich. Wir halten Patente an Technologien, die es uns ermöglichen, das Verhalten mikroskopisch kleine Tropfen exakt zu beeinflußen- so groß wie der zehnte Teil eines menschlichen Haares. Damit lassen sich winzige Materialmengen auf Trägerstoffen etwa im Kosmetik- oder Medikamentenumfeld aufbringen.

Auch unser 3D Druck basiert auf dieser Technologie. Dass der 3D-Druck, beispielsweise im Orthopädie- oder im Dentalbereich, auch im industriellen Umfeld disruptive Kraft entfalten wird, darüber schreiben Sie ja selbst immer wieder.

Zwei Säulen kennen wir nun, welche ist die dritte?

Fauser: Sie ist strategischer Art. Wir haben Organisation und Ausrichtung der Firma zum 1. November in ein neues Modell überführt, indem wir Hierarchieebenen abgebaut haben. Wir haben aus drei geographischen Zonen zehn gemacht, die direkt an einen weltweiten Vertriebsvorstand berichten. So sind die Entscheidungswege kürzer geworden und wir werden nun massiv in die Digitalisierung und Automatisierung der Abläufe investieren, um an den Schnittstellen zu Partnern und Endkunden schneller zu werden.

Ist das der Hintergrund, vor dem der Anfang Oktober kommunizierte Personalabbau stattfinden wird?

Fauser: Ja. Wir werden viel schlankere Prozesse haben, und die führen im Laufe von ungefähr drei Jahren zu einem Abbau von 7000 bis 9000 Arbeitsplätzen weltweit. Unser Ziel ist es, dort, wo wir Schnittstellen zu Kunden und Partnern haben - in den Landesgesellschaften - auf Kontinuität zu setzen.

Mir ist wichtig klarzustellen, dass wir aus einer Position der Stärke heraus agieren. Wir haben seit der Ausgründung der HP Inc. aus dem Konzern Quartal für Quartal den Umsatz gesteigert und im PC- ebenso wie im Print-Bereich in neue Technologien und Patente investiert. Die Transformation in den nächsten drei Jahren wird uns helfen, uns besser an den Anforderungen der Märkte auszurichten.

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