"Der deutsche Mittelstand legt bei der Digitalisierung deutlich an Tempo zu", sagt Steve Janata, COO beim Marktforschungs- und Beratungshaus Crisp Research. Die meisten Unternehmen setzten dabei am Fundament an und planten zunächst, die Bestands-IT zu dynamisieren. Die bisherige Herangehensweise, "On-Premise-Monolithen" durch einzelne Cloud-Lösungen zu ergänzen, reiche im Zeitalter digitaler Wertschöpfungsketten nicht mehr aus. Gefragt sei ein Cloud-Mix, der alle Anforderungen neuer Workloads abdecke.
Hier kommen Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen ins Spiel, die laut einer aktuellen Umfrage von Crisp Research auch im Mittelstand eine Schlüsselrolle beim Umbau der IT spielen werden. Janata ist sich sicher: "Als zentrale Infrastruktur-Grundlage wird zukünftig ein Technologie- und Deployment-Mix die Unternehmens-IT dominieren." Im Mittelpunkt müsse eine "Digital Infrastructure" stehen, die die hergebrachte IT flexibler mache. Sie bilde die Grundlage für agile Betriebsmodelle, den digitalen Kundenkontakt und neue Prozesse.
Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander
In einer Befragung von Entscheidern aus rund 200 deutschen Unternehmen mit mindestens 200 Mitarbeitern haben die Marktforscher herausgefunden: "Mehr als die Hälfte der Interviewten sieht die bisherige IT-Infrastruktur nicht oder nur teilweise als ausreichend an, um den Anforderungen der Digitalisierung zu genügen." Gefragt nach den zentralen Handlungsfeldern der Digitalisierung, nannten 57 Prozent die Dynamisierung und Flexibilisierung der IT. Die Digitalisierung der Kundenbeziehung (47 Prozent) landet auf Rang zwei, gefolgt von der Optimierung der Prozesse in Produktion, Logistik und Qualitätssicherung (41 Prozent).
Nachdem Cloud Computing viele Jahre lang von kleinen und mittelständischen Betrieben nur zögerlich angenommen wurde, sehen die Marktforscher im Zuge der Digitalisierung einen schnell wachsenden Einsatz. "Mehr als 80 Prozent der Unternehmen werden zukünftig auf Cloud Computing als strategischen Bestandteil der IT setzen", erwartet Janata. Gut 45 Prozent hätten bereits erste Produktiverfahrungen gesammelt.
Die Cloud schlägt sich laut der jüngsten Erhebung, die Crisp Research im Auftrag des IT-Dienstleisters QSC erstellt hat, auch in den Budgets und IT-Ausgaben nieder. Schon heute stecken die Unternehmen demnach jeden zweiten Euro ihres IT-Budgets in den Aufbau und Betrieb von Cloud-Architekturen. Cloud-Hosting-Modelle und SaaS-Dienste entwickelten sich immer häufiger zu einer Alternative zu klassischen On-Premise-Lizenzen.
Besonders gefragt sind dabei hybride Betriebsszenarien und die Orchestrierung mehrerer Cloud-Services in einer vernetzten Umgebung, beobachten die Analysten. Die Zahl der Umgebungen, in denen mehrere Cloud-Services parallel betrieben werden, soll sich in den nächsten drei Jahren verdreifachen. Rund drei Viertel aller Cloud-Infrastrukturen seien dann Multi- oder Hybrid-Cloud-Umgebungen. Bis 2020, so die Prognose, werde sich Multi-Cloud als Deployment-Standard durchgesetzt haben.
Nach der Lesart von Crisp Research besteht eine Multi-Cloud-Umgebung aus einer unbestimmten Anzahl von Diensten mehrerer Cloud-Anbieter in verschiedenen Ausprägungen (IaaS, PaaS, SaaS), die wiederum in unterschiedlichen Deployment-Modellen (Public, Private, Managed) genutzt werden. Die jeweiligen Cloud-Umgebungen müssten dabei nicht zwangsläufig vollständig miteinander integriert sein, sondern könnten auch autark arbeiten.