Konzernweit will Cisco eine Milliarde Dollar an Betriebsausgaben einsparen. Das wird nicht ohne Entlassungen gehen. Inwieweit ist Deutschland von den Sparmaßnahmen betroffen?
Carlo Wolf: Das Gesamtpaket setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Wir werden bis Ende des Sommers brauchen, um genau sagen zu können, wie wir diese Einsparungen erzielen werden. Mit Sicherheit wird die Milliarde aber nicht allein durch Personalmaßnahmen eingespart werden. Wir werden uns aus bestimmten Marktsegmenten zurückziehen, die Schließung der Flip-Akquisition mit insgesamt über 500 Mitarbeitern wurde ja bereits kommuniziert. Wir haben in Nordamerika ein Vorruhestandsprogramm ins Leben gerufen, da muss man abwarten wie viele Mitarbeiter das annehmen.
Cisco insgesamt liegt deutlich hinter den Erwartungen der Analysten und verliert Marktanteile in seinen Kernmärkten. Wie ist denn die wirtschaftliche Lage in Deutschland?
Wolf: Wir haben in Deutschland ein gesundes Wachstum und wachsen deutlich über dem Konzernschnitt. Wir haben innovative Produkte und halten unsere Marktanteile in unseren Kernmärkten. Aber ich geben offen zu, dass wir stark an der Differenzierung arbeiten müssen. Wir müssen dem Markt zeigen, dass das Netzwerk eben nicht Massenware ist, sondern dass ich mit Themen wie Energiemanagement, IPv6 oder Sicherheit eine Differenzierung schaffen kann. Es ist ganz wichtig, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern in der Lage sind, das am Markt zu positionieren. Ein Switch ist eben nicht nur ein Switch.
Haben Sie für das kommende Fiskaljahr, das ja zum 01.08.2011 beginnt, für Deutschland spezifische Ziele formuliert?
Wolf: Ja, wir haben uns vier Ziele vorgenommen. Erstens: Wir wollen als Cisco Deutschland zur gesellschaftlichen Veränderung beitragen. Ich denke, wir haben als Technologieunternehmen einen maßgeblichen Einfluss, wie wir Bildung gestalten können, wie wir Veränderungen im Gesundheitswesen vorantreiben können. Wie können wir Auswirkungen der Demographie abfedern, wie können wir dazu beitragen, Menschen länger im Job zu halten, mit Telepresence etc.?
Das ist ja ein ziemlich hoher Anspruch für ein Unternehmen, das Router und Switches produziert.
Wolf: Es geht darum, greifbar zu machen, welchen Einfluss eine Technologie letztendlich auf den hat, der sie nutzt oder den sie betrifft. Wenn wir es schaffen, über Hochleistungsnetze und hoch auflösende Videotechnologien, Telemedizin zu älteren Menschen nach Hause zu bringen, dann ist das ein technologischer Fortschritt, der dazu beiträgt, Lebensqualität zu erhalten.
Welche weiteren Ziele hat Cisco Deutschland?
Wolf: Unser zweites Ziel bezieht sich mehr auf den industriellen Sektor: Wir möchten Relevanz für Innovation und Produktivität erzielen. Welchen Beitrag können wir leisten, dass deutsche Unternehmen Innovation und Produktivität vorantrieben können? Deutschland kann sich nicht durch Bodenschätze oder preiswerte Arbeitskräfte am Markt differenzieren. Unsere Vorteile sind eine große Innovationskraft und eine sehr hohe Produktivität. Dazu wollen wir mit unseren Technologien beitragen - durch Vernetzung, Collaboration, Video. Unser drittes Ziel ist es, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Wir stehen im Wettbewerb um Talente. die richtigen Mitarbeiter zu finden, ist nicht so einfach, umso wichtiger ist es, die, die man hat zufrieden zu stellen. Das vierte und letzte Ziel ist wirtschaftlicher Erfolg.