Seit einem Jahr ist IBM Mitglied bei OpenStack. Jetzt will Big Blue alle eigenen Cloud-Services auf die Open-Source-Plattform umstellen.
von Erich Knorr und Hartmut Wiehr
Der Erfolg von Amazon Web Services (AWS) lässt der Branche keine Ruhe. Mit sehr günstigen Preisen für das kurz- oder längerfristige Anmieten von Computing- und Storage-Ressourcen auf den virtuellen Maschinen in seinen Rechenzentren hat sich Amazon eine eigene Klientel in der Welt der Unternehmen geschaffen, die so gar nichts mit dem üblichen Online-Handel des Konzerns zu tun hat. Mit public, privaten oder hybriden Cloud-Services versuchen viele IT-Hersteller und -Dienstleister, etwas Ähnliches und Gewinnversprechendes aufzuziehen.
Mit der OpenStack Foundation gibt es eine freie Software für die Implementierung der dazu notwendigen Cloud-Infrastruktur – manchmal auch als Infrastructure as a Service (IaaS) bezeichnet. "Platinum"-Mitglieder der OpenStack Foundation sind unter anderem AT&T, Canonical, HP, IBM, Rackspace, Red Hat und Suse, gefolgt von den "Gold"-Mitgliedern wie Cisco, Dell, NetApp, Yahoo, Intel und VMware.
- Checkliste Cloud-SLAs
Um zu beurteilen, ob ein Cloud-Provider kundenfreundliche SLAs anbietet, lassen sich folgende Kriterien anlegen und überprüfen: - Punkt 1:
Kurze und klare Gestaltung von Inhalt, Struktur und Formulierung. - Punkt 2:
Version in der Landessprache des Kunden. - Punkt 3:
Klare Definitionen von Fach- und Produktbegriffen zu Beginn. - Punkt 4:
Detaillierte Ankündigung und Planung der Wartungsfenster (Beispiel: "Viermal im Jahr an vorangemeldeten Wochenenden"). - Punkt 5:
Leistungsbeschreibung in Tabellenform (Übersicht!). - Punkt 6:
Klar definierte Bereitstellungszeiträume für neue Ressourcen (Beispiele: Bereitstellung virtueller Server bei Managed Cloud in maximal vier Stunden; Bereitstellung kompletter Umgebungen oder dedizierter Server in fünf bis zehn Tagen). - Punkt 7:
Bereitstellung von klar abgegrenzten Konfigurationsoptionen für Ressourcen (Beispiel: Konfiguration von Servern nach Gigahertz, Gigabyte). - Punkt 8:
Einfach unterscheidbare Service-Levels (Beispiel: Silber, Gold, Platin); Abgrenzungskriterien können sein: Verfügbarkeit, Bereitstellungszeiten, fest reservierte Kapazitäten ja/nein, Support-Level (Telefon, E-Mail). - Punkt 9:
Bei IaaS-Angeboten unbedingt auf Netzwerk-Konfigurationsmöglichkeiten und Bandbreite achten (Volumen? Im Preis inkludiert ja/nein?). - Punkt 10:
Kundenfreundlicher Reporting- beziehungsweise Gutschriftenprozess (am besten aktive Gutschriften auf Kundenkonto; kein bürokratischer, schriftlicher Prozess; möglichst einfache Beweis- und Nachweispflicht für Kunden). - Punkt 11:
Reaktionszeiten und Serviceverfügbarkeit klar beschreiben (zentrale Hotline; Reaktionszeiten auf Incidents in Stunden). - Punkt 12:
Nennung der Rechenzentrumsstandorte mit Adresse und sonstigen Informationen wie Zertifizierungen und Tier. - Punkt 13:
Definition der Verfügbarkeiten: Unterschiede hinsichtlich Verfügbarkeit Server/VM und Verfügbarkeit Admin-Konsole definieren. - Punkt 14:
Erläuterung zu Möglichkeiten der SLA-Überwachung beziehungsweise des Incident-Reportings für den Anwender (Beispiel: Link auf Monitoring-Dashboard).
Alle Cloud-Lösungen auf OpenStack umstellen
Wie üblich in der Welt von Open Source – siehe besonders die diversen Linux-Varianten – gibt es unterstützende Firmen, die voll auf die freie Software setzen, und solche, die eigene Entwicklungen oder Dienstleistungen obendrauf packen (und sich das extra bezahlen lassen).
IBM war zwar schon seit etwa einem Jahr Mitglied bei OpenStack, ist aber erst jetzt mit eigenen Angeboten auf Basis dieser Plattform herausgekommen. In Zukunft sollen alle Cloud-Lösungen auf OpenStack umgestellt beziehungsweise mit dieser Software zusammen verkauft werden. Das erste gemeinsame Produkt soll IBM SmartCloud Orchestrator werden. Eine Beta-Version besteht bereits. Mit dem neuen Orchestrator werden Kunden in die Lage versetzt, Cloud-Dienste mittels einer Drag-and-Drop-Funktion zusammenzubauen.