Silodenken und starre Prozesse

Woran Digitalisierung scheitert

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Nur Reden statt handeln. In vielen Unternehmen herrschen immer noch alte Methoden und Sichtweisen vor, so eine Studie von Hays und PAC. Immerhin: Die IT ist besser aufgestellt als andere Abteilungen.
 
  • F&E leidet stärker unter Kostendruck als IT
  • Silodenken und Akzeptanzmängel bremsen Wandel aus
  • Projekte scheitern an unrealistischer Planung
  • Anteil externer Mitarbeiter steigt
Digitale Herausforderung: "Mit der aktuellen Betriebsstruktur stehen sich Unternehmen im digitalen Zeitalter nun selbst im Weg", meinen die Studienautoren.
Digitale Herausforderung: "Mit der aktuellen Betriebsstruktur stehen sich Unternehmen im digitalen Zeitalter nun selbst im Weg", meinen die Studienautoren.
Foto: Agsandrew - shutterstock.com

Der Veränderungsdruck ist allenthalben spürbar, aber viele Menschen mögen eines offensichtlich so gerne wie die Pest: Veränderungen. Das ist in Zeiten der im Turbotempo aufeinander folgenden Krisen - von der Weltwirtschaft über die Weltsicherheit bis hin zum zerstrittenen und blockierten Europa - eine aktuell offensichtliche Gesellschaftsdiagnose. Sie gilt ebenso für die Arbeitswelt und viele Unternehmen.

Vor diesem Hintergrund ist der Befund einer aktuellen Studie von Pierre Audoin Consultants (PAC) und von der Personalberatung Hays vielleicht gar nicht so negativ zu bewerten, wie er in Teilen wirkt: Das Gros der hiesigen Firmen hat die Herausforderung der digitalen Transformation bei weitem noch nicht bewältigt; aber immerhin sind die meisten Unternehmen mittendrin in notwendigen Veränderungsprozessen.

Digitalisierung vorherrschender Trend

Ganz gut aufgestellt im Vergleich mit anderen Unternehmensbereichen - so viel lässt sich klar sagen - ist die IT. 225 Fachbereichsleiter aus Unternehmen diverser Größen wurden für die Studie "Von starren Prozessen zu agilen Projekten. Unternehmen in der digitalen Transformation" befragt. Ein Drittel davon sind IT-Experten, jeweils ein weiteres Drittel kommt aus der Forschung und Entwicklung beziehungsweise aus dem Bereich Finance & Accounting.

Die digitale Transformation ist für die IT-Profis mit 35 Prozent Nennungen der Trend mit den größten Auswirkungen. Das gilt mit leicht schwächerer Quote auch für die Studienteilnehmer aus dem Fachbereich Finanzen, während nur jeder Zehnte Forschungsleiter das Thema nannte. Die Forscher und Entwickler sind offenbar immer noch gefangen im Problemfeld des steigenden Preis- und Kostendrucks - angeführt von 46 Prozent der Befragten. Die IT steht hier mit lediglich 27 Prozent deutlich komfortabler dar. Als drittwichtigsten Trend nannte ein Fünftel der IT-Befragten die Beschleunigung bei der Produkt- und Technologieentwicklung.

Insgesamt sagen 62 Prozent der Befragten, die digitale Transformation habe starke oder sogar sehr starke Auswirkungen auf die Fachbereiche. Das bedeutet im Vergleich den dritten Rang, mit geringem Abstand zur Spitze. Allerdings gehen nur 17 Prozent der Studienteilnehmer von sehr starken Folgen aus, während das 31 Prozent beim Trendthema Kostendruck so sehen.

Behindert wird die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen nach Angaben von 72 der Befragten durch Silo- und Konkurrenzdenken der Fachbereiche. 65 Prozent sagen, das Kerngeschäft nehme zu viel Zeit in Anspruch. 55 Prozent führen die geringe Akzeptanz von Veränderungen bei Mitarbeiten an, 50 Prozent die fehlende Bereitschaft von Führungskräften zur Umsetzung neuer Konzepte.

Silo-Denken vor allem in Großunternehmen

Besonders virulent ist das Silodenken in Großunternehmen mit mindestens 2000 Mitarbeitern. 83 Prozent der Befragten aus diesen Firmen benennen das Problem. Hays und PAC berichten, dass in diesen Firmen in der jüngeren Vergangenheit der Umbau der Fachbereiche zu Profitcentern im Mittelpunkt gestanden habe. "Der internen Vernetzung wurde dagegen nur wenig Beachtung geschenkt", heißt es in der Studie. "Mit der aktuellen Betriebsstruktur stehen sich Unternehmen im digitalen Zeitalter nun selbst im Weg."

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