Fazit
Ein Blick auf den deutschen Markt zeigt, dass viele Anbieter sich zwar dem Begriff Cloud zugewandt, jeder ihn aber für sich anders interpretiert. So gibt es in Deutschland derzeit nur einen Anbieter, bei dem von einem echten Public Cloud Service gesprochen werden kann, bei dem sich also Infrastruktur-Ressourcen unkompliziert, flexibel und on Demand beziehen lassen. Alle anderen verkomplizieren den Prozess durch eine anfängliche Kontaktphase per E-Mail oder Telefon sowie durch Beratungsleistungen.
Das erschwert den einfachen Zugang zu den Ressourcen und widerspricht dem Grundgedanken des Cloud Computing, nämlich IT-Ressourcen einfach und flexibel bereitzustellen. Allen Anbietern muss jedoch zu Gute gehalten werden, dass sie ihre Angebote im Kern nicht als Public Cloud Service, sondern als Dedicated Private Cloud bezeichnen. Dies beschreibt die Möglichkeit, Ressourcen zu mieten, um auf deren Basis eine eigene dedizierte Cloud nach den Grundzügen des Cloud Computing aufzubauen.
- Mythen, Vorurteile, Halbwahrheiten
Cloud Computing ist zum Massenthema geworden. Kein Wunder, dass jede Menge Mythen, Halbwahrheiten und dreiste Lügen im Umlauf sind. - Lüge 1: Cloud Computing ist unsicher
Ganz gleich, ob die Analysen von Gartner, IDC, Saugatuck oder der Experton Group stammen: Sicherheitsbedenken gehören noch immer zu den größten Hemmnissen für eine breitere Akzeptanz von Cloud-Diensten in Unternehmen. Geschürt werden die oft diffusen Ängste potenzieller Nutzer auch durch ganz reale Ereignisse. - Lüge 2: Cloud Computing ist einfach
Wer eine Cloud-Infrastruktur aufbauen oder nutzen will, muss längst nicht alles selber machen, werben die diversen Anbieter von Cloud-Services. Kunden erhielten auf Wunsch eine schlüsselfertige Lösung aus einer Hand. Dementsprechend finden sich mittlerweile zahlreiche "Cloud-Pakete" auf dem Markt. Doch um stark angepasste Anwendungen in die Cloud zu transferieren, brauche es Zeit. Die Managerin rechnet mit mindestens acht Monaten für das Standardisieren und Testen einer größeren Applikation in einer neuen Cloud-Umgebung. - Lüge 3: CFOs lieben die Cloud
Das große Versprechen der Cloud-Apologeten für Finanzverantwortliche in Unternehmen lautet: Die Cloud ersetzt fixe Kapitalkosten (Capex) durch variable operationale Kosten (Opex). Die Frage ist nur: Will Ihr Unternehmen das überhaupt? - Lüge 4: Nur das Business profitiert von der Cloud
Die meisten CIOs geben Kostenersparnisse, die sie durch Cloud Computing erzielen, an das Business weiter. Doch was spricht eigentlich dagegen, die freigewordenen Mittel in die IT-Organisation zu reinvestieren? "Ich verwende einen Teil der Einsparungen für das Team-Building", berichtet etwa David Riley, Director Information Systems, beim Softwarehersteller Synaptics. "Wir müssen die Moral hochhalten." - Lüge 6: Die Cloud ist immer billiger
Die pauschale Aussage, die Cloud mache alles billiger, gehört auch heute noch ins Reich der Fabeln. IT-Managerin Malangone beispielsweise suchte ein Cloud-basierendes Tool für Single-Sign-on. Doch mit jeder zusätzlichen Applikation und jedem neuen Benutzer stieg die Rechnung des Cloud-Providers. "Das Tool war eine großartige Idee", resümiert die IT-Chefin. "Doch man muss vorab den richtigen Preis auf Basis der eigenen Wachstumserwartungen verhandeln."
In den USA oder auch in Asien ist die Auslagerung von IT-Ressourcen mittels IaaS im Vergleich zu Europa und Deutschland deutlich fortgeschrittener. Speziell die standardisierten Service Level Agreements (SLA) und das mangelnde Vertrauen in die Anbieter hemmen hierzulande noch die Akzeptanz. Das fehlende Vertrauen wird in der Regel damit begründet, dass man ja nicht sein könne, dass ein Anbieter in einem Jahr noch auf dem Markt ist. Auch die Zuverlässigkeit der Infrastruktur so mancher Player wird oft hinterfragt
Doch welcher Anbieter kann schon sicher sein, binnen eines Jahres nicht in finanzielle Probleme zu geraten? IaaS-Nutzer sollten sich ohnehin nicht nur auf einen einzigen Anbieter konzentrieren. Wichtig ist deshalb unter anderem, dass der Cloud-Dienstleister über eine offene API (am besten Open Source) Zugriff auf die Ressourcen gibt. Darüber hinaus sollten Cloud-Kunden eigene Fallback-Szenarien entwickeln, mit denen sich im Notfall automatisiert eine gespiegelte Infrastruktur bei einem anderen Anbieter aufbauen lässt.
Junge Unternehmen und Startups sehen die genannten Probleme deutlich entspannter. Sie nutzen die Möglichkeit, flexibel und kostengünstig an benötigte IT-Ressourcen zu gelangen. Doch auch renommierte Unternehmen haben die Chancen durch das Cloud Computing erkannt und evaluieren verstärkt einschlägige Angebote.
(Dieser Beitrag wurde von unserer Schwesterpublikation Computerwoche übernommen / rb)