Warnzeichen erkennen

Schlechte Software entlarvt

24.07.2015
Von Nicolas Zeitler

Wartung, Fachkräftemangel, lange Release-Zyklen

4. Die Standard-Wartung bindet viel Budget
In gesunden IT-Systemen stehe der Großteil des Unterhaltsbudgets zur freien Verfügung, etwa für neue, vom Business geforderte Funktionen – die dem Unternehmen einen Gewinn versprechen. In Software minderer Qualität hingegen sei man gezwungen, das meiste Geld für den schlichten Unterhalt auszugeben, um Fehler zu beheben oder Updates ohne wirklichen Mehrwert durchzuführen.

Zu diesem Zustand kommen kann es aus Sicht von van Otterloo, wenn die IT neue Funktionen immer wieder auf eine bestehende Software einfach aufpfropft. "Das macht das System komplexer, und am Ende geben Sie bis zu 80 Prozent des Geldes für notwendige Wartungsschritte aus", sagt der Berater. Vermeiden lasse sich diese Situation, wenn vor einer Weiterentwicklung der bestehende Code analysiert werde. "Man sollte den Code aufräumen, bevor man immer wieder Features dazu entwickelt", sagt van Otterloo.

Sieuwert van Otterloo von der Software Improvement Group spricht sich für schlank programmierte Software aus: "Dieselbe Funktion sollte nicht an mehreren Stellen im Code hinterlegt sein."
Sieuwert van Otterloo von der Software Improvement Group spricht sich für schlank programmierte Software aus: "Dieselbe Funktion sollte nicht an mehreren Stellen im Code hinterlegt sein."
Foto: SIG

5. Fachkräfte sind kaum zu finden
Vor allem für veraltete Systeme finden Unternehmen mit der Zeit immer weniger Entwickler, die sich auskennen. Das muss nicht zwingend etwas damit zu tun haben, dass ein System von schlechter Qualität ist. Kann es laut van Otterloo allerdings: Die besten Entwickler befassten sich schließlich mit Systemen, die sie für gut und zukunftsträchtig halten.

6. Hohe Kosten für kleine Anforderungen
In schlechter Software kommen selbst kleine Änderungen das Unternehmen teuer. Schon die Analyse, wo genau die Änderung zu machen ist, ist aufwändig. Womöglich muss dieselbe Änderung an mehreren Stellen im Programm-Code getätigt werden. Ist das einmal erkannt, kann es in einen Teufelskreis münden: Firmen schieben kleine Änderungen auf, bis die Software immer schlechter zu nutzen ist.

Eine Ursache, dass der Änderungsaufwand besonders hoch wird, sieht van Otterloo in schlechter Modularität. Auf diesen Fall traf der Berater bei einem System zur Rentenberechnung: "Eigentlich war nur eine Änderung zu machen, weil es so viele Redundanzen gab, musste sie aber an vielen Stellen gemacht werden; das hat den Aufwand deutlich erhöht."

7. Lange Release-Zyklen
Was bei gut programmierter Software Wochen dauert, kann sich bei schlechten Systemen zu Monaten auswachsen, sagt Sieuwert van Otterloo. Das zeigte sich beim Internetportal eines großen Finanzdienstleisters, den die SIG betreute. Neue Bedienfunktionen für die Kunden oder spezielle Angebote zu Anlässen wie Weihnachten: Das Unternehmen wollte derlei Änderungen schnell implementieren.

Allerdings griff das Internetportal auf eine Vielzahl großer Backend-Systeme mit langen Release-Zyklen zurück. Das machte kurzfristige Neuerungen schier unmöglich. Natürlich konnte der Finanzdienstleister nicht einfach seine Backend-Systeme austauschen. Van Otterloo sagt: Schon viel früher hätte das Unternehmen Qualitätskontrollen einbauen müssen, um die Systeme gar nicht erst so schwerfällig werden zu lassen.

Zur Startseite