Synaforce für den Mittelstand

Hartl Group wandelt sich und wächst

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Der mittelständische Rechenzentrumsbetreiber Hartl aus Niederbayern tut sich mit Partnern zusammen und bildet die Synaforce GmbH.
Synaforce-Chef Peter Hartl: "Gerade im Datacenter-Umfeld sucht der Mittelstand nach Firmen, die auf Augenhöhe sehr individuelle Services liefern können."
Synaforce-Chef Peter Hartl: "Gerade im Datacenter-Umfeld sucht der Mittelstand nach Firmen, die auf Augenhöhe sehr individuelle Services liefern können."
Foto: Synaforce

ChannelPartner gegenüber berichtete Jens Stief, Chef der Systemhaus-Gruppe Connexta, von einem Revival der mittelständischen Rechenzentrumsbetreiber. Denn mittelständische Kunden wollen ihre IT-Leistungen nicht unbedingt von einem der drei großen Cloud-Provider AWS, Azure oder Google beziehen. Warum nicht? Weil sie bei den drei Hyperscalern den Eindruck haben, nur einer von vielen Tausenden Kunden zu sein, und dort auch keinen dezidierten Ansprechpartner zu haben, den sie im Notfall anrufen könnten.

Bei einen mittelständischen Hoster in der Region ist das ganz anders - hier besteht eine persönliche Beziehung zwischen Kunde und Lieferant. Deswegen bietet auch die Hartl Group aus dem niederbayerischen Hofkirchen bereits seit 1992 ihre Datacenter-Leistungen erfolgreich an - auch über Vertriebspartner. Nun stand aber für den Firmengründer Peter Hartl die Unternehmensnachfolge an.

Hannes Beierlein, CMO bei Synaforce: "Wir schaffen Verbindungen, Strukturen und Teamkonstellationen, die es vorher so nicht gab."
Hannes Beierlein, CMO bei Synaforce: "Wir schaffen Verbindungen, Strukturen und Teamkonstellationen, die es vorher so nicht gab."
Foto: Evernine

Er entschied sich dafür, seine Firma in die Hände seiner eigenen Management-Riege unter der Führung von Andreas Braidt zu übergeben. Gleichzeitig war Peter und seiner Frau Beate Hartl aber auch klar, dass ein lokaler Rechenzentrumsbetreiber unbedingt überregional agieren müsse, um am Markt zu bestehen. Deswegen haben sie den Kontakt zu einem Finanzinvestor gesucht, und den passenden Partner in der Afinum Management GmbH gefunden.

Mit der Beteiligung von Afinum hat sich die Hartl Group in Synaforce umbenannt, und bereits im April 2023 ist die Abakus IT Service GmbH aus dem württembergischen Waldburg zu Synaforce dazugestoßen - ein IT-Dienstleister mit Schwerpunkt auf Datenschutz, IT-Security und Citrix-Landschaften.

Der von Afinum finanzierte Unternehmensverbund soll in den nächsten Monaten weiter wachsen. Im Juni 2023 wird die Trikom GmbH Teil der Synaforce GmbH beitreten. Der Hamburger IT-Dienstleister hat sich einen sehr guten Ruf bei Kunden im Rahmen von komplexen IT- und Netzwerkprojekten erarbeitet - insbesondere bei der Entwicklung und beim Aufbau kundeneigener On-Premises-Data-Center.

Zu Beginn des kommenden Jahres soll Synaforce dann mit der ITecon GmbH verschmelzen. Diese stellt im eigenen Rechenzentrum, dem MRZ-Mainz, unterschiedliche IT-Dienstleistungen Kunden aus der Finanzbranche und dem Gesundheitswesen sowie diversen Energieversorgern zu Verfügung - selbstverständlich auch in Form von Managed Services - aus privaten und öffentlichen Cloud-Umgebungen. Hinzu kommen individuelle Software-Lösungen, beispielsweise für Geldautomaten.

Mit den dann vorhandenen Standorten Hofkirchen/Passau, Wien, München, Mainz und Hamburg wäre für Synaforce der Grundstein für weitere Expansion in der deutschsprachigen Region gelegt. Pro Jahr seien vier bis fünf Akquisitionen geplant, sagte Afinum-Partner Kai Roolf im Gespräch mit ChannelPartner.

Andreas Braidt, designierter Nachfolger von Peter Hartl als Synaforce-Chef.
Andreas Braidt, designierter Nachfolger von Peter Hartl als Synaforce-Chef.
Foto: Synaforce

Peter Hartl betonte, dass die Unternehmenskulturen der in Synaforce vereinigten Unternehmen Hartl, Abakus, Trikom und ITecon sehr gut miteinander harmonieren. Die Gründer dieser vier Firmen wollten ihre Anteile eben nicht einem Konzern überlassen, sondern weiterhin als mittelständisch geprägter und Kunden-nahe agierender Anbieter von Rechenzentrumsleitungen am Markt auftreten. Aus den ehemals 20 Mitarbeitern der Hartl Group ist es nun eine fast 100 Mitglieder umfassende Synaforce-Belegschaft geworden. Übrigens "Synaforce" ist ein aus Synergie & force (Kraft) zusammengesetztes Kunstwort.

Nachweisbar nachhaltig

Besonders großen Wert legt Peter Hartl auf "Green IT". Dieser etwas aus der Mode geratener Begriff erlebt seit den letzten vier bis fünf Jahren mit den Nachhaltigkeitsbemühungen vieler IT-Anbieter eine unerwartete Renaissance. Die Rechenzentren der ehemaligen Hartl Group gelten dabei als besonders energieschonend. Deren sogenannter PUE-Wert (Power Usage Effectivness) liegt eigenen Angaben zur Folge bei nur 1,1; das heißt, pro jedes Watt an Leistung für den Betrieb der IT werden lediglich 0,1 Watt an zusätzlicher Leistung für die Kühlung benötigt. Im Branchendurchschnitt liegt der PUE-Wert bei 1,7. Selbst Google gibt für alle seine Datacenter einen PUE-Durchschnittswert von 1,2 an.

Kai Roolf, Partner bei der Beteiligungsgesellschaft Afinum: "Gerade in der IT-Branche ist es für viele Unternehmen wichtig, für die wachsenden Anforderungen am Markt passende Partner zu finden, die den mittelständischen Kunden in den Fokus stellen."
Kai Roolf, Partner bei der Beteiligungsgesellschaft Afinum: "Gerade in der IT-Branche ist es für viele Unternehmen wichtig, für die wachsenden Anforderungen am Markt passende Partner zu finden, die den mittelständischen Kunden in den Fokus stellen."
Foto: Afinum

Für diese Energieeffizienz der Rechenzentren von Hartl/Synaforce sorgt die Technologie der Firma Munters, die ohne Kompressoren auskommt und rein durch Verdunstungskälte kühlt. Damit kann die Temperatur in den Serverräumen konstant bei 23 bis 25 Grad gehalten werden.

Ein im Rechenzentrum integrierter Swimmingpool für die Mitarbeiter wird durch die Abwärme aus dem Rechenzentrum beheizt und dient gleichzeitig auch als Flüssigkeits-Backup, falls die öffentliche Wasserversorgung mal ausfallen sollte.

Selbstverständlich beziehen die Rechenzentren der Hartl Group ihre Energie nur aus regenerativen Quellen; die Dächer sind mit Solarpanels bedeckt, die ihren überschüssigen Strom in die firmeneigenen Batteriespeicher einspeisen.

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