Symantec muss seit Beginn seiner Neuorganisation 2014 intensiver um das Vertrauen von Kunden, Partnern und Anlegern bemühen. Das zeigte sich diesen Monat, als das Unternehmen im Zuge der Bekanntgabe der Zahlen für das soeben zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2018 auch eine nicht näher spezifizierte "interne Untersuchung" ankündigte. Das löste sofort zahlreiche Gerüchte aus - von Bilanzfälschungen bis zu Vermutungen über gravierende Sicherheitslücken in Symantec-Produkten. Die Aktien sackten um über 35 Prozent ab. Das Unternehmen verlor so an einem Tag ein Drittel seines Wertes.
Aufgrund dieser dramatischen Entwicklung, setzte das Symantec-Management in den USA eine Telefonkonferenz mit Analysten und Pressevertretern an. Doch auch da gab es sich den Teilnehmern zufolge bedeckt. Wie zum Beispiel CNBC berichtete, wurde dabei im Wesentlichen auf die erwartete künftige finanzielle Entwicklung des Unternehmens eingegangen.
In Bezug auf den Punkt, der alle interessierte, verwies CEO Greg Clark lediglich auf eine vorbereitete Stellungnahme. Darin heißt es, man gehe den "Bedenken" eines ehemaligen Angestellten in Bezug auf die kommentierende Einordnung bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen in der Vergangenheit nach. Untersucht würden dabei auch die Prämienprogramme für das Management und Absichtserklärungen zum Kauf und Verkauf von Aktien.
Man habe die US-Börsenaufsicht freiwillig über die laufende Untersuchung informiert. Die befinde sich jedoch noch in einer frühen Phase und es sei noch nicht bekannt, wie lange sie dauert und ob aufgrund der Ergebnissee Zahlen und Ausblick geändert werden müssten. Man erwarte jedoch keine wesentlichen negativen Auswirkungen auf in der Vergangenheit vorgelegte Bilanzen.
Damit ist immerhin klar, dass die Untersuchung keine gravierenden technischen Probleme betrifft. Wirklich beruhigt hat das die Anleger jedoch nicht. Nach dem Absturz des Kurses von rund 29 auf unter 20 Dollar hat er sich nach einigen Tagen jetzt bei knapp über 21 Dollar eingependelt. Für die dem Unternehmen zufolge zu erwartenden überschaubaren Auswirkungen auf die Bilanzen der Vergangenheit ist das ein herber Verlust.
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Die New Yorker Kanzlei Rosen Law Firm, die sich auf die Vertretung von Investoren spezialisiert ist, hat dennoch angekündigt, sie prüfe mögliche Schadenersatzansprüche der Anteilseigner gegen Symantec. Sie stützt sich darauf, dass der Konzern irreführende Materialien und Informationen an Investoren und die Öffentlichkeit herausgegeben haben könnte. Wegen des herben Wertverlustes durch die Ankündigung der "internen Untersuchung" bereitet die Kanzlei eine Sammelklage vor.
Der Vorfall zeigt auch, dass die Anleger viel von ihrem früheren Vertrauen in den IT-Security-Anbieter verloren haben. Offenbar hat er sich ihrer Ansicht zu lange mit sich selber beschäftigt und dadurch möglicherweise in wichtigen Technologiefeldern den Anschluss verloren.
Vier Jahre Umstrukturierung bei Symantec
2014 hatte Symantec die geplante Abspaltung des Storage- und Information-Management-Bereichs ankündigt, der inzwischen wieder selbständig als Veritas am Markt auftritt. Anschließend hatte sich das Unternehmen durch mehrere Übernahmen darauf konzentriert, seine Position als Anbieter von IT-Security auszubauen. Für den auf den Schutz digitaler Identitäten spezialisierten Anbieter Lifelock bezahlte Symantec 2,3 Milliarden Dollar, für BlueCoat rund 4,65 Milliarden Dollar.
Außerdem übernahm Symantec 2017 für geschätzte Beträge zwischen 250 und 280 Millionen Dollar den Mobile-Security-Spezialisten Skycure und das Start-up Fireglass. Dessen cloud-basierende Technologie soll gefährlichen Code ausfiltern, bevor er auf Endgeräte gelangt, und so die dort installierte Sicherheitssoftware erheblich entlastet.
Abgestoßen wurde dagegen das Geschäft mit Zertifikaten, das Symantec einfach nicht in den Griff bekam und wegen dem es immer wieder von anderen Firmen, insbesondere Google, heftig kritisiert wurde. Es ging zur Jahreswende 2017/18 an DigiCert über.