"Mit dem DigitalPakt Schule wollen Bund und Länder für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen", können wir auf der entsprechenden Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nachlesen. Mit einem Investment von in Summe 5,5 Milliarden Euro möchten Bund (fünf Milliarden Euro) und Länder (eine halbe Milliarde Euro) eine flächendeckende moderne digitale Infrastruktur an Schulen sicherstellen. Die Länder stellen ergänzend die Fortbildung der Lehrkräfte und die Realisierung eines zeitgemäßen Unterrichts zum Beispiel mit schnellem WLAN und mit interaktiven Whiteboards sicher. Bei einem geplanten Zeitraum von fünf Jahren bedeutet dies im Durchschnitt 1,1 Milliarden Euro zusätzliches Investment pro Jahr in digitale Infrastruktur, Technik & Services.
Man kann Zeitpunkt, Zeitdauer wie Investitionsvolumen des DigitalPakts kontrovers diskutieren, die entscheidende Frage bleibt davon unberührt: Was bedeutet dieses zusätzliche Investitionsvolumen für die ITK-Industrie, für Hersteller, Distribution und Handel?
Hersteller-Branding und Multiplikator-Effekt
Wenn wir uns die Haushaltsausstattung mit digitalen Produkten in Summe (Abbildung 1) und nach Generationen (Abbildung 2) ansehen, stellen wir fest, dass erstere sehr hoch ist und auch bereits junge Menschen (Generation Z) über ausreichend und oftmals ihr eigenes digitales Equipment verfügen. Die Digitalisierung der Freizeit hat mit dem Siegeszug von Internat & Flatrates bereits zu Beginn unseres Jahrzehnts stattgefunden. Schule/Ausbildung vollziehen diesen Schritt nun zeitversetzt durch eine sehr begrüßenswerte digitale Schwerpunktsetzung, die die ITK-Märkte zusätzlich stimulieren wird.
Marken und Hersteller erhalten hierdurch die einmalige Chance für ihr Branding, junge Menschen in der Ausbildung mit ihrer Marke aktiv vertraut zu machen. D.h. evtl. verlorenes Terrain im Consumer-Geschäft kann gut gemacht werden oder das in den vergangenen Jahren eroberte Terrain nachhaltig gefestigt werden. Es stellt sich in der Regel ein sogenannter Multiplikator-Effekt ein: Menschen kaufen im späteren Leben - bei positiver Erfahrung - bevorzugt die gleichen Marken, die sie bereits durch ihre Ausbildungszeit hindurch "treu" begleitet haben, die sie während ihrer Ausbildungszeit positiv erlebt haben. Dies erklärt, warum die meisten Hersteller bereits seit Jahren spezielle Konditionen für Schüler und Studenten anbieten.
Bis zu 20 Prozent stehen aus dem Investitionsvolumen DigitalPakt Schule für mobile Endgeräte pro Schulträger zur Verfügung. Hersteller sollten somit mit weiteren Ausbildungspakete auf den Markt kommen, um dieses Budget gezielt zu adressieren.
Reseller - lokales & regionales Service-Potential
Trotz der Option, eine übergreifende digitale Bildungsinfrastruktur zu schaffen, wird das Investment stark regional und teilweise lokal fokussiert sein. Das geförderte, einmalige Infrastruktur-Investment erfordert in den meisten Fällen eine entsprechend vor-Ort Installations- und Vernetzungs-Dienstleistungen (zudem Administration und Wartung). Der Reseller-Channel ist somit prädestiniert, diese fachgerecht mit an die konkrete Situation vor-Ort angepasster Planung und Konzeptionierung zu erbringen. Aufgrund der Heterogenität der Schulstrukturen und der Bildungshoheit der Länder, wird ein rein zentral gesteuerter Ansatz alleine für ITK-Anbieter nicht ausreichend sein. Den Channel vor Ort aktiv einzubinden, stellt einen klaren Kundennutzen und somit Wettbewerbsvorteil dar.
Berücksichtigt man zudem die vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) bereits Mitte 2017 mit der "Offensive Digitales Klassenzimmer" getroffene Aussage, dass für Schulen im Rahmen der Breitband-Förderung grundsätzlich ein Glasfaseranschluss förderfähig ist, so erhöht sich das regional-lokale Service-Potential weiter.
Die mit dem Investment verbundene Vielzahl an Optionen, digitale Technik einzusetzen, wird mittelfristig zu einer Vielzahl von pädagogisch-konzeptionellen Veränderungen im gesamten Bildungsbereich führen. Digitale Bücher, Online-Kurse, -Tutorials, Distance Learning oder digitale Lern-Communities werden ein erster Anfang sein. Lernen wird dank Digitalisierung in Zukunft deutlich facettenreicher stattfinden. Das Lernen der Zukunft wird sich daher verstärkt am Leistungsstand jedes einzelnen Schülers orientieren. ITK-Infrastruktur wird aus dem Schulalltag von morgen nicht mehr wegzudenken sein.
Reseller sollten aktiv auf Schulträger vor Ort zugehen, diese mit ihrer Expertise beratend unterstützen, sich auch aus Image-Gründen, in die Digitalisierung vor Ort integrieren. Selbst wenn man beim DigitalPakt Schule "leer ausgehen" sollte, verschafft man sich dadurch das entsprechendes Entree, sich für anstehende Investments von Gemeinden, Kreisen, Bezirken oder Kommunalverbänden zu empfehlen wie zu positionieren.
Für Schulen ist diese Anschubfinanzierung ein erster, entscheidender Schritt im Rahmen des digitalen Transformationsprozesses des gesamten Bildungswesens. Weiter Schritte werden folgen und den gesamten Bildungsbereich aufgrund des anstehenden Nachrüstbedarfs zu einer weiteren und lukrativen Zielgruppe der ITK-Industrie werden lassen.
Die Summe des Investitionsvolumens wird dem ITK-Markt über die kommenden Jahre hinweg deutliche Wachstumsimpulse geben - jetzt ist die Zeit für Hersteller und Handel ihre Chance zu nutzen!
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