Energie sparen im Data Center
Der Strombedarf in deutschen Rechenzentren steigt beständig und wird immer mehr zu einem betriebswirtschaftlichen Faktor, laut Ulrich Hamm von Cisco eine Folge der zunehmenden Leistungsfähigkeit: "Generell kann man sagen, dass die Effizienz in diesem Bereich stark gestiegen ist."
Für Oracle-Manager Werner können unter anderem konvergente Systeme eine Lösung sein: "Grundsätzlich lässt sich sagen, dass je höher der Integrationsgrad des Rechenzentrums ist, desto geringer ist auch der Energiebedarf." Hauptkostenfaktor im Data Center sei im Übrigen nicht der Stromverbrauch der Server, sondern die Kühlung, so Werner weiter.
Das sieht Jörg Brünig von Fujitsu ganz ähnlich: Ein wichtiger Aspekt für die Reduktion der Betriebskosten in Rechenzentren ist der Kühlungsaufwand." Der Hersteller konnte für sein Kühlsystem "Cool-safe Liquid Cooling für Fujitsu Primergy Server" den Deutschen Rechenzentrumspreis 2015 in der Kategorie "RZ-Klimatisierung und Kühlung" gewinnen. Diese Warmwasser-Kühllösung, die direkt auf dem Motherboard der Systeme angebracht ist, führt zwischen 60 und 80 Prozent der im Server entstehenden Wärme direkt von Prozessoren, Arbeitsspeicher und Co-Prozessorkarten ab. Darüber hinaus kann die erzeugte Wärme direkt als Energiequelle für Raumheizung, Warmwasserbereitung oder Wärmerückgewinnung verwendet werden.
Auch Oracle arbeitet laut Werner an energieeffizienteren Alternativen. Dazu gehöre zum Beispiel die Eindämmung von Luftströmen oder die Nutzung von Verdunstungskühlung. "Eines unserer Vorzeige-Rechenzentren, die Utah Compute Facility, wird beispielsweise 90 Prozent des Jahres mit Außenluft gekühlt", sagt der Manager.
Für SanDisk-Manager Rosenberg liegt das Heil - ähnlich wie für Ulrich Hamm von Cisco - in einer höheren Effizienz: "Eine nahezu einhundertprozentige Ausnutzung von CPU-Leistung rund um die-Uhr für verschiedenste Anwendungen auf der gleichen Hardware … bedeutet den höchsten Faktor der Ressourcenschonung und folglich der betriebswirtschaftlichen Optimierung." Dies lasse sich selbstverständlich nicht im eigenen Rechenzentrum bewerkstelligen: "Allein deshalb werden viele Unternehmen über kurz oder lang gar keine andere Wahl haben, als ihre Anwendungen auf Plattformen wie Azure oder Amazon betreiben zu lassen."
Die Zukunft der Systemhäuser
Mit dem Wandel zum Software-basierten Rechenzentrum und der zunehmenden Nutzung von Cloud-Services droht den Systemhäusern ihr margenstarkes Kerngeschäft im Hardware-Bereich wegzubrechen. "Die Landschaft der Systemhäuser wird sich wesentlich verändern", sagt SanDisk-Manager Rosenberg. "Systemhäuser, spezialisiert euch!" rät Peter Dümig von Dell: "Unter den Dell-Partnern gibt es einige Beispiele von erfolgreicher Spezialisierung, beispielsweise auf Software Defined Storage, und diese Unternehmen sind aktuell sehr gut ausgelastet."
- Jörg Brünig, Fujitsu Deutschland
"Big Data, Cloud, Mobility und Internet of Things, das sind die zentralen Trends" - Peter Dümig, Dell Deutschland
"Konvergenz steht im Vordergrund der aktuellen Entwicklung" - Christian Werner, Oracle Deutschland
"Die Fähigkeit von Systemen und Architekturen, sehr schnell zu skalieren, werde in der Bedeutung massiv zunehmen" - Ulrich Hamm, Cisco Deutschland
"Zu den wichtigsten Trends im Datacenter-Umfeld gehören Automation und Orchestration, also insgesamt alles um SDx (Software defined Network, Software Defined Storage)"
Denselben Rat erteilt auch Jörg Brünig von Fujitsu: "Gerade mit Blick auf die neusten Technologien wie Hyperkonvergenz ist eine Spezialisierung unabdingbar, um mit dem Markt schritthalten zu können." Das Unternehmen hat daher sein Partnerprogramm komplett überarbeitet und neue Spezialisierungen sowie Trainings in das Angebot aufgenommen.
SanDisk-Manager Rosenberg widerspricht dem Rat zur Spezialisierung entschieden: "Was könnte denn überhaupt eine Spezialisierung sein, wo wir doch eher eine Entwicklung vor uns haben, die Insellösungen reduzieren wird und somit auch keine Spezialisierung auf Netzwerktechnik, Speichertechnik, Backup, Oracle oder SAP mehr fordert?" Es werde zwar weiterhin Anwendungen geben, für die Firmen hochspezialisierte Entwickler, Berater und Betreiber benötigten, so Rosenberg weiter. "Aber eben alles wesentlich effizienter betrieben und konsolidierter."
Das werde sich auch auf die Nachfrage nach Software-Beratung auswirken: "Es wird viel weniger lokale SAP- oder Oracle- oder Exchange-Installationen geben, wenn diese von einigen wenigen Cloud-Betreibern mit einer garantierten Sicherheit angeboten werden können." Stattdessen sollten sich Systemhäuser so früh wie möglich mit den neuesten Technologien vertraut zu machen. "So wie die Unternehmen sich aus dem Korsett der Hardware-Hersteller befreien müssen, müssen die Systemhäuser ihre Kompetenz im Aufbau von SDx-Infrastrukturen herausbilden."
Oracle-Manager Werner glaubt, dass Partner und Systemhäuser künftig stärker an der Übersetzung von IT-Lösungen in Business-Szenarien und damit an der Ausarbeitung von Wettbewerbsvorteilen für den Kunden, arbeiten sollten. "Ein Partner, der jahrelang in der guten alten On-Premise-Welt erfolgreich war, wird sich konsequent mit den Business-Themen und den dahinterliegenden IT-Szenarien zur Optimierung dieser Business-Themen beim Kunden beschäftigen müssen."
Auch Werner rät zur Spezialisierung: "Partner und Systemhäuser arbeiten in immer komplexeren Szenarien, der Druck von Kunden und Fachabteilungen wächst. Die IT wird ein echter Wettbewerbsfaktor. Deswegen ist es für Systemhäuser wichtig, dass sie sehr früh ein Gefühl für neue Trends entwickeln und dann in die Ausbildung auf diesem Gebiet investieren. Denn nur dann können sie für ihre Kunden auch ein vertrauenswürdiger Berater sein."
Für Systemhäuser kann es durchaus sinnvoll sein, selbst in den RZ-Markt einzusteigen, so Werner weiter: "Wir haben Systemhäuser und Partner, die sehr erfolgreich eigene Rechenzentren betreiben oder aufbauen, um Managed Services oder auch eigene Cloud-Lösungen anzubieten." Für andere sei es dagegen sinnvoller, Infrastruktur in externen Rechenzentren zu nutzen oder auch mit anderen Partnern zu kooperieren. "Das hängt letztlich vom Business-Modell des Systemhauses ab."
Auch Cisco-Manager Hamm rät den Systemhäusern, in den RZ-Markt einzusteigen: "Dadurch lassen sich über Services neue Potentiale erschließen." Ein Weg, den allerdings nur wenige gehen können, davon ist Axel Rosenberg von SanDisk überzeugt: "Es werden vielleicht zwei, drei ganz große den Weg als Rechenzentrumsbetreiber erfolgreich gehen können. Die anderen … werden hierzu nicht die wirtschaftlichen Voraussetzungen haben und sollten ihre Kernkompetenzen verlagern."
Lesen Sie in Teil 1:
Die richtige Strategie beim Aus- und Neubau von Rechenzentren
Der Weg zum Software Defined Data Center ist noch weit
Hyperscale-Rechenzentren - (k)ein Trend für alle
Her geht es zum ersten Teil des Data Center-Schwerpunkts