Cloud- und Mobile-Dienste haben in den letzten Jahren komplette Branchen auf den Kopf gestellt und die Art und Weise wie wir miteinander kommunizieren und arbeiten grundlegend verändert. Als Teil des Internet of Things ist das Thema intelligentes Wohnen - beziehungsweise Smart Home - wesentlicher Bestandteil des Digitalisierungs-Booms. Auch auf dem Consumer-Markt kommt dem Smart Home eine immer größere Bedeutung zu, wie nicht zuletzt die Premieren auf der CES 2017 und der IFA 2017 zeigen.
Forschung und Entwicklung haben im Laufe der letzten Jahren zudem große Fortschritte gemacht und intelligente Raum- und Gebäudesysteme hervorgebracht, die den Vergleich mit Hollywoods Science-Fiction-Häusern keineswegs scheuen müssen. Mittlerweile ist jedoch auch ein Markt für weniger futuristische, dafür bezahlbare, einfach einzurichtende und im besten Fall nachrüstbare Lösungen vorhanden. Diese sind für ein breites, umweltbewusstes Publikum gedacht, das sich mehr Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz in den eigenen vier Wänden wünscht. Mit Preisen zwischen 50 und 300 Euro können aktuelle Systeme zur Hausautomatisierung sogar in Studentenbuden problemlos zum Einsatz kommen. Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen einige Smart-Home-Lösungen vor, die bereits heute auf dem deutschen Markt verfügbar sind und einen einfachen Einstieg in die Welt des intelligenten Wohnens ermöglichen.
Digitalstrom: Nachrüstbare Intelligenz
Einer der bekanntesten Hersteller von Smart-Home-Systemen ist das Züricher Unternehmen Digitalstrom. Die Eidgenossen haben ein System zur intelligenten Haussteuerung realisiert, das sich in erster Linie durch seine simple Installation und hohe Flexibilität auszeichnen soll: Das Smart-Home-System von Digitalstrom eignet sich durch seine Grundkonzeption für jede Art und Marke von Geräten. Zudem kann es mit vergleichsweise geringem Aufwand montiert und demontiert werden: Lediglich einige Klemmen werden im Sicherungskasten angebracht. In den Klemmen sitzen linuxbasierte Mikrocomputer, die über die Stromleitungen mit Energie versorgt werden und diese auch zur Datenübertragung nutzen.
Digitalstrom verspricht, dass sich so ohne große Mühe nahezu alle elektrischen Geräte in Haus oder Wohnung vernetzen lassen. Ein Smartphone oder Tablet ist zur Steuerung des Smart-Home-Systems übrigens nicht zwingend notwendig - das lässt sich auch über den Lichtschalter erledigen. Natürlich können verschiedenste Geräte im Haus miteinander verknüpft und automatisiert gesteuert werden - auch in Abhängigkeit voneinander.
innogy Smart Home: Smartes Portfolio mit Zusatzkosten
Eine intelligente Haussteuerung bekommt man auch beim Energieriesen RWE. Das System von RWE setzt auf einen Smart-Home-Hub, mit dem zahlreiche Module und Sensoren gekoppelt werden können. So deckt auch das Automatisierungs-System von RWE die volle Bandbreite intelligenter Steuerungsmöglichkeiten ab, vom smarten Heizkörperthermostat über die Wetterstation bis hin zum intelligenten Schutz vor Wasserschäden. In seinem Online-Shop bietet RWE zahlreiche Geräte an - auch von Drittherstellern wie Samsung, Netatmo oder Smarter. Seit dem 1. September 2016 firmiert das RWE Smart Home unter dem Namen innogy Smart Home.
Auch das innogy Smart Home lässt sich per App via Smartphone oder Tablet (Android, iOS) steuern. Allerdings sind bei diesem Angebot viele App-Zusatzfunktionen mit (monatlichen) Kosten verbunden. Kostenlos gibt es zum Beispiel eine Anwesenheitssimulation, die Möglichkeit zur Verknüpfung einzelner Geräte (Logikprofile) oder die Visualisierung des Stromverbrauchs. Eine SMS-Benachrichtigungsfunktion, die über definierte Ereignisse im Smart Home unterrichten soll, den Remote-Zugriff auf das System oder die Anbindung von Geräten von Drittherstellern lässt sich der Energiekonzern extra bezahlen. Bis zu 20 Euro kosten die App-Zusatzfunktionen. Für den Betrieb des Systems sind diese nicht zwingend erforderlich. Ein Smart-Home-Starter-Paket ist ab circa 300 Euro erhältlich und beinhaltet unter anderem eine Zentrale, zwei Heizkörperthermostate, sowie Zwischenstecker und Wandsender.
Mobilcom-Debitel: Automatisierung auf Vertragsbasis
Der Mobilfunk-Provider Mobilcom-Debitel hat für den deutschen Markt ebenfalls ein Smart-Home-Paket geschnürt. Das Starterpaket "Smarthome Sicherheit" kostet knapp 100 Euro und beinhaltet eine Smart-Home-Zentrale, Fernbedienungen, eine Innenraumsirene sowie eine Videokamera, Öffnungs- und Bewegungsmelder. Im Online-Shop von Mobilcom-Debitel gibt es zahlreiche Zusatz-Module, die das System zur Hausautomatisierung erweitern - beispielsweise Rauch- und Wassermelder, schaltbare Steckdosen oder ein externes Keypad.
Bei Mobilcom-Debitel ist das Smart-Home-Erlebnis mit einer 24-monatigen Vertragsbindung und monatlichen Kosten in Höhe von circa 20 Euro verbunden. Dafür bekommt man unter anderem auch einen telefonischen Alarmservice. Eine SMS-Benachrichtigungsfunktion ist ebenfalls enthalten, allerdings sind monatlich nur 20 Kurznachrichten vom Paketpreis abgedeckt, jede weitere lässt sich der Mobilfunkanbieter mit 10 Cent entlohnen. Für die Steuerung des Systems per Smartphone oder Tablet bietet Mobilcom-Debitel verschiedene kostenlose Apps für iOS- und Android-Devices an.
- Logitech Circle
Die Logitech Circle bietet annehmbare Bildqualität, ist vielseitig fixierbar und funktioniert mit einer simplen App. Wenn Sie bereit sind, einen Premium-Preis für eine Kamera zu bezahlen, die aufgrund des Mangels an Personalisierungsmöglichkeiten nur sehr bedingt als Security-Kamera einsetzbar ist. Logitech hat angekündigt, die Circle bald per Update mit zusätzlichen Funktionen auszustatten. Damit könnte Logitechs Circle zu einem echten Wettbewerber auf diesem Markt werden. Bis es soweit ist, gibt es zahlreiche bessere Alternativen. <br /> Wertung: 2,5 von 5 <br /> Preis: 199 Euro - Myfox Security Camera
Die Security-Kamera von Myfox ist ein ordentliches Stück Hardware. Allerdings schränken die zugehörige App, der Mangel an Personalisierungsmöglichkeiten und die fehlende Menüstruktur die Brauchbarkeit der Myfox als Security-Kamera ein. Das beste Feature an der Myfox ist ihre mechanisch abschottbare Linse. So kann man sich sicher sein, dass man nicht von Hackern beobachtet wird, wenn man zuhause ist. Wenn die Kamera nur ein ebenso sichereres Gefühl vermitteln würde, wenn man nicht zuhause ist. <br /> Wertung: 2,5 von 5 <br /> Preis: 199 Euro - Foscam R2 Wireless 1080p
Die Foscam R2 bietet eine vernünftige Smart-Home-Überwachung mit einer intuitiven, gut bedienbaren App. Zwar unterstützt die Foscam R2 keine Gesichtserkennung - und auch personalisierbare Security-Optionen sucht man vergeblich. Allerdings wird das durch die flexiblen Montage-Optionen und die zuverlässigen Benachrichtigungen ausgeglichen. Einen dicken Minuspunkt gibt es jedoch für die komplizierte Einrichtung der Smart-Home-Kamera. Dessen sollte man sich vor dem Kauf bewusst sein. <br /> Wertung: 3 von 5 <br /> Preis: 160 Euro - Netatmo Welcome
Mit der Welcome bietet Netatmo eine Security-Kamera für Smart Homes, die sich redlich bemüht den negativ besetzten Überwachungs-Aspekt zu beschönigen. Unglücklicherweise ist das wesentliche Feature der Welcome - die Gesichtserkennung - weit von der Bezeichnung 'zuverlässig' entfernt. Weil weitere Features wie Geräuscherkennung, Zwei-Wege-Audio und Cloud-Sicherung fehlen, ist die Netatmo Welcome nur bedingt empfehlenswert. <br /> Wertung: 3 von 5 <br /> Preis: 199 Euro - D-Link DCS-2630L
Mit der DCS-2630L präsentiert D-Link eine attraktive Smart-Home-Security-Cam, die sich vor allem durch die anpassbare Security-Optionen auszeichnet. Leider sind diese aber nicht über die App, sondern lediglich über einen PC nach Login anpassbar. Eine schnelle, mobile Überprüfung der Sicherheitslage dürfte so kaum möglich sein. Ist dies kein Ausschlusskriterium, werden Sie mit der D-Link DCS-2630L auf jeden Fall glücklich. <br /> Wertung: 3,5 von 5 <br /> Preis: ca. 200 Dollar (bislang nicht in Europa erhältlich) - Ezviz Mini
Wer mit einer etwas übereifrigen Bewegungserkennung leben kann, der bekommt mit der Ezviz Mini eine solide Smart-Home-Kamera, die grundlegende Sicherheitsbedürfnisse befriedigt. Die zugehörige App könnte etwas Feintuning vertragen, funktioniert aber und bietet eine gute User Experience. Einige Zusatzfunktionen wie Geräuscherkennung oder eine Notstromversorgung wären schön gewesen, allerdings macht der Preis das wieder wett. <br /> Wertung: 3,5 von 5 <br /> Preis: ca. 100 Dollar (bislang nicht in Europa erhältlich) - Flir FX
Die Flir FX hat viele tolle Features an Bord: Blickwinkel von 160-Grad, Doppel-Akku, sowie eine Kombination aus lokalem und cloudbasiertem Speicher schlagen bereits viele Konkurrenzprodukte. Die App ist ebenfalls gut designt, einfach zu benutzen und bietet auch die Möglichkeit die Empfindlichkeit der Geräusch- und Bewegungserkennung individuell zu justieren. Leider gab es bei mehreren Test-Exemplaren Probleme mit dem Mikrofon und der Hardware selbst. Wer bereit ist, für die vielen tollen Features einige Kinderkrankheiten in Kauf zu nehmen, wird die Flir FX lieben. <br /> Wertung: 3,5 von 5 <br /> Preis: ca. 215 Euro - Nest Labs Nest Cam
Für Besitzer des Vorgänger-Modells Dropcam Pro lohnt sich ein Umstieg derzeit nicht. Für Erstkäufer einer Smart-Home-Kamera ist die Nest Cam bestens geeignet: Sie bietet nicht nur ein schlankes, gefälliges Design, sondern auch beeindruckende Videoqualität und eine sehr funktionale, gut programmierte App. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass diverse Features nur funktionieren, wenn man ein nicht gerade günstiges Abo (ca. 100 Dollar pro Jahr) bei Nest abschließt. Ohne dieses Abo ist die Nest Cam nicht mehr als eine normale Webcam. Für User die es wirklich ernst meinen mit der Überwachung ihres Smart Homes ist das jedoch eine lohnende Investition. <br /> Wertung: 4 von 5 <br /> Preis: 199 Dollar - Samsung SmartCam HD Plus
Die Smart Cam HD Plus von Samsung bietet im Wesentlichen dieselben Features wie die Konkurrenten von Nest und Arcsoft - allerdings ohne ein obligatorisches Abonnement. Das hält die Kosten für die Smart-Home-Cam von Samsung gering. Wenn man über einige Ungereimtheiten beim App-Design hinweg sehen kann, bekommt man eine Smart-Home-Security-Kamera, die kaum Wünsche offen lässt. <br /> Wertung: 4 von 5 <br /> Preis: ca 150 Dollar (bislang nicht in Europa erhältlich) - Arcsoft Simplicam
Einmal abgesehen von kleinen Bugs bei der Gesichtserkennung - die hoffentlich bald behoben sind - funktionierte die Simplicam genau so, wie Arcsoft es versprochen hatte. Die Performance, die tiefgehenden Individualisierungs- und Einstellmöglichkeiten sowie das günstige Cloud-Abonnement (weniger als 10 Dollar pro Monat) genügen bereits für eine klare Empfehlung. <br /> Wertung: 4 von 5 <br /> Preis: ca. 150 Dollar (bislang nicht in Europa erhältlich)
Belkin WeMo: Intelligente Online-Steckdosen
Der Hardware-Hersteller Belkin bietet mit seiner WeMo-Produktreihe eine einfache und kostengünstige Lösung für Anfänger. Bereits ab knapp 50 Euro erhalten Anwender eine WLAN-fähige Schaltsteckdose, die sich über das Internet bedienen lässt. Elektronische Geräte, die am "WeMo Switch" angeschlossen sind, können dann jederzeit mittels Smartphone-App ein- und ausgeschaltet werden. Die App macht in Sachen Interface-Design eine gute Figur und ist mit iOS und Android kompatibel.
Die Einrichtung ist dabei recht einfach: WeMo-App herunterladen, den Switch an eine Steckdose anschließen und mit dem WLAN-Router verbinden. In der App gibt man dann die Konfigurationsdaten des Routers an und schon kann es losgehen. Praktisch: Man kann Zeitpläne für den Switch erstellen, um Lampen, Stereoanlagen, Heizgeräte, Ventilatoren oder andere elektronische Geräte zu vorgegebenen Uhrzeiten automatisch ein- und auszuschalten.
Wer sich weitere Features wünscht, der greift auf den WeMo Insight Switch zu. Dieser ist für rund 60 Euro im Fachhandel erhältlich und bietet Regeln und automatische Benachrichtigungen. So kann man sich beispielsweise per Push-Notification informieren lassen, dass die Waschmaschine fertig ist. Grafische Berichte über den Energieverbrauch runden das erweiterte Funktionsspektrum des Geräts ab.