Von Wolfgang Leierseder
Seit dem 3. November 2006 sitzen Microsoft und Novell in einem Boot, und beide erachten das als eine wegweisende und für Kunden grundlegende Entscheidung. "Ein Vertreter kommerzieller Software arbeitet mit einem Open-Source-Anbieter rechtssicher zusammen - das ist im IT-Umfeld absolut neu", lobte Andreas Hartl, Leiter Plattformstrategie bei Microsoft Deutschland, diesen Aspekt der neuen Allianz. Und er kündigte an, Microsoft sei bereit, "Teile des Windows-Codes zur Verfügung zu stellen". Das ist bei Kooperationen unvermeidlich.
Dennoch sagt dieser Satz wenig aus. Nur so viel: Microsoft wird weiterhin Code geheimhalten, und es wird dem Gutdünken des Redmonder Software-Riesen vorbehalten bleiben, an welche Schnittstellen IT-Anbieter andocken beziehungsweise welche DRM-kompatible Software sie schreiben können (siehe dazu auch ChannelPartner, Ausgabe 7/2007, Seite 8: "PCs ohne Vista").
Unabhängig davon waren sich Novell und Microsoft einig: Ihre Liaison beinhaltet - neben dem rechtlichen Aspekt, den beide Unternehmen zwar betonen, aber eher vernebeln denn aufklären - auch technologische und Channel-Aspekte.
Um mit Letzteren anzufangen: Laut Holger Dyroff, Vice President Product Management Suse bei Novell, wurde bis heute noch kein Coupon indirekt verkauft. Die von beiden Unternehmen gemeldeten "großen Abschlüsse" (Dyroff), unter anderem mit dem US-Retail-Riesen Wal-Mart und der Deutschen Bank, erfolgten direkt. Dazu sagte der Suse-Manager: "Wir sind mit Channel-Partnern im Gespräch. Sie müssen zertifiziert und qualifiziert werden - dann können sie beginnen." Einen konkreten Zeitpunkt konnte Dyroff nicht nennen.
Allerdings unterstrich er, dass der "äußerst erfolgreiche Couponverkauf" - die Hälfte der 70.000 Coupons habe Microsoft schon eingelöst - zeige, wie wichtig der juristische Nichtangriffspakt für Kunden sei. Dass sich diese Materie in Deutschland anders darstellt - hierzulande besagt das Patentrecht, dass Anwender wegen Urheberrechtsverletzungen des Herstellers kaum belangt werden können -, bestritt Dyroff nicht. Doch selbst wenn Michael Grözinger, seit Oktober 2006 National Technology Officer von Microsoft Deutschland, zu dieser Debatte beisteuerte, dass das Abkommen zunächst bis zum Jahr 2012 reiche und "nichts dagegen" spreche, "solche Agreements zu verlängern", blieb offen, welche Patente gemeint sind, welche die beiden Unternehmen aus der Schusslinie genommen haben und wie sie mit anderen Linux-Anbietern verfahren werden.