Nutanix NEXT 2024

Volle Breitseite gegen VMware

06.06.2024
Jakob Jung ist Freier Redakteur aus Berlin-Brandenburg.
Auf seiner Hausmesse in Barcelona hat Nutanix seine Position als Alternative zu Broadcom/VMware für frustrierte Kunden gestärkt und neue Migrationshilfen angeboten.
Wie sich der Anbieter als VMware-Alternative positioniert, stand im Fokus der Nutanix Next 2024.
Wie sich der Anbieter als VMware-Alternative positioniert, stand im Fokus der Nutanix Next 2024.
Foto: Nutanix

Ganz im Zeichen der Migration stand dieses Jahr die Konferenz Nutanix NEXT, die vom 21. bis 23. Mai in Barcelona stattfand. Der Grund, so Rajiv Ramaswami, President & CEO von Nutanix: "Viele Kunden sind daran interessiert, VMware ESX durch unseren kostenlosen Hypervisor AHV zu ersetzen. Sie sind zur Migration bereit", erklärte er - aber das erfordere Vorbereitung. Es gehe um eine Transformation der Architektur, wobei es den aufwändigen Weg über Container, oder den einfacheren über die Public Cloud gebe. "In der Realität werden Unternehmen beides mischen", so der Nutanix-Chef.

Ramaswami wies darauf hin, dass Kunden ihre IT unabhängig von der Hardware rationalisieren und skalieren wollen. Durch die Erweiterung des Hardware-Repertoires, das Nutanix mit seiner Plattform unterstützen kann, will der Hersteller Kunden in die Lage versetzen, das Beste aus ihren bestehenden Hardware-Investitionen herauszuholen. "Unternehmen verwalten eine wachsende Zahl von Anwendungen vor Ort, in der öffentlichen Cloud und am Netzwerkrand und suchen nach einer einheitlichen Plattform für den Betrieb ihrer Legacy- und Container-Anwendungen", erklärte Tarkan Maner, Chief Commercial Officer bei Nutanix, dazu.

Laut Nutanix haben sich bereits 90.000 Kunden gemeldet, die nach den massiven Preiserhöhungen von Broadcom/VMware nach Alternativen suchen - Nutanix selbst zählt nur 29.000 Kunden. Gleichzeitig laufen viele Kundenverträge mit VMware (jetzt Broadcom) erst in drei bis fünf Jahren aus. "Wir hören, dass sich unsere Partner Sorgen um ihre Kunden machen. Die Reseller befürchten, dass 700 Millionen Umsatz vom Markt verschwinden", berichtet Dave Gwyn, Senior Vice President Worldwide Channels Nutanix, aus Partnersicht über die Migration von VMware-Kunden. Er erklärt: "Sowohl Nutanix als auch VMware bieten Plattformen an, die Migrationsaufwand erfordern. Auch die Hardware und die Softwarelizenzen müssen berücksichtigt werden. Der Trend geht in unsere Richtung, aber der Verkaufszyklus braucht Zeit."

Kunden suchen nach VMware-Alternative

"Ich glaube, dass die ganze Broadcom-Entwicklung diese Diskussion anheizen wird, weil immer mehr Kunden eine Alternative suchen", erklärte Bas Dijkhuizen, Leiter des Kompetenzzentrums Infrastruktur beim Schweizer Lebensmittelhersteller Hero Group (unter anderem Schwartau-Marmelade und Corny-Müsliriegel): "Ich denke, in den nächsten Monaten werden die Leute einen Plan B angehen."

Boyd Gaming, ein weiterer Nutanix-Kunde, der allein in Las Vegas elf Kasinos betreibt, hat ein 18-monatiges Projekt zur Migration von VMware-Workloads auf den Nutanix Acropolis Hypervisor (AHV) durchgeführt. CIO Gregg Lowe hob dabei hervor, dass der AHV in der hyperkonvergenten Infrastruktur von Nutanix bereits enthalten sei, also kein weiterer Hypervisor für die Ausführung virtueller Maschinen benötigt werde: "Wenn wir uns VMware ansehen, zahlen wir zweimal für den Hypervisor. Warum sollten wir das tun?"

Lowe beschrieb VMware als "fantastische Einnahmequelle für Broadcom", die wohl spätestens in fünf bis sieben Jahre versiege. Bei der weiteren Entwicklung sieht er Parallelen zur 2018 erfolgten Übernahme von CA Technologies. "Ich war ein großer Fan von CA, aber nach dem Kauf durch Broadcom wurde viel Innovation gestoppt. Es braucht kontinuierliche Mittel und Forschung und Entwicklung, um die Plattform so zu entwickeln, wie sie sein sollte", so der Boyd-Gaming-CIO. "Ich glaube nicht, dass Broadcom in VMware investieren wird."

Aus Sicht von Natalya Yezhkova, Research Vice President bei IDC, befinden sich die VMware-Kunden in einer schwierigen Situation. "Broadcom ist ein reifes Unternehmen mit einem etablierten Geschäftsmodell, das sich stark von dem von VMware unterscheidet", erklärt sie. Es werde an seinem Geschäftsmodell festhalten und VMware schnell absorbieren. Davon würden alle Wettbewerber profitieren.

"Die Kunden sind sehr verunsichert und werden neue Bezugsquellen prüfen", fügt Simon Robinson, Principal Analyst der Enterprise Strategy Group, hinzu - zumal Broadcom nicht viel über Integration spreche. "VMware hat sich im Zentrum des Rechenzentrums etabliert, aber Broadcom zweifelt an der Effizienz der VMware-Methode und hat andere Ansichten zur Optimierung."

Nutanix ist allerdings nicht der einzige Anbieter von Migrationsangeboten. Im letzten Monat haben unter anderem HPE und Red Hat Openshift ihren Hut als VMware-Alternativen in den Ring geworfen. Und da die Migration schmerzhaft ist und Services wichtig sind, hat IBM angekündigt, sein Beratungsteam gemeinsam mit Red Hat auf dieses Thema auszurichten.

Neue Kooperationen im AHV- und GenAI-Umfeld

Um sich ebenfalls zu verstärken, gab Nutanix in Barcelona eine Reihe neuer Kooperationen bekannt. So kündigten Nutanix und Dell an, die Nutanix Cloud Platform, die auf dem AHV Hypervisor basiert, mit Dell PowerFlex für Storage verbinden, das entsprechende Ergebnis ist die Nutanix Cloud Platform for Dell PowerFlex. Dell wird zudem eine integrierte, schlüsselfertige hyperkonvergente Appliance anbieten, die die Nutanix Cloud Platform mit Dell-Servern kombiniert. Nach einer ähnlichen Vereinbarung mit Cisco Systems Mitte 2023 ist Dell damit der zweite OEM-Anbieter, der komplette Hardwaresysteme mit integrierter Nutanix-Technologie entwickelt

Außerdem gaben Nutanix und NVIDIA bekannt, gemeinsam Unternehmen die Einführung von generativer KI (GenAI) erleichtern zu wollen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Integration von NVIDIAs Enterprise AI Microservices in Nutanix GPT-in-a-Box 2.0. Dies soll die Bereitstellung von NVIDIA NIM für KI/ML-Anwendungen in Unternehmen erleichtern, so die Partner.

Eine weitere Partnerschaft gibt es nun zwischen Nutanix und Hugging Face. Die beiden Unternehmen kündigten an, die Large Language Model (LLM)-Bibliothek von Hugging Face in Nutanix neuer Version von GPT-in-a-Box zu integrieren.

Verbrauchsmessung in Echtzeit

Neben den erwähnten Integrationen um die KI-Fähigkeiten von GPT-in-a-Box 2.0
zu erweitern, stellte Nutanix noch eine Reihe weitere Neuheiten vor:

  • So soll die neue Nutanix Kubernetes Platform (NKP) die Verwaltung moderner Container-basierter Anwendungen mit Kubernetes vereinfachen.

  • Außerdem erweitert das Unternehmen den Nutanix Acropolis Hypervisor (AHV) mit neuen Enterprise-Funktionen und Bereitstellungsoptionen für große Unternehmensumgebungen und führte zusätzliche Funktionen ein, um die Ausfallsicherheit zu erhöhen und Implementierungen im Unternehmensmaßstab zu unterstützen.

  • Last, but not least fügt Nutanix der Nutanix Cloud Platform jetzt Power Monitoring hinzu, um Einblicke in den Energieverbrauch einer Nutanix-Umgebung zu liefern. Die Informationen sollen Unternehmen helfen, ihre Nachhaltigkeitsplanung mit Stromverbrauchsdaten zu verbessern, die auf Messungen der verwendeten Hardware basieren und nahezu in Echtzeit aktualisiert werden, so der Anbieter.

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