Auf seiner - erneut virtuell veranstalteten - weltweiten Partnerkonferenz Inspire hat Microsoft einen ganzen Reigen an Produkt- und Programm-Updates angekündigt. Ziel ist es dem Unternehmen zufolge, Partnern neue Möglichkeiten für eigene cloudbasierte Lösungen zu bieten und ihnen damit den Markteintritt zu erleichtern.
Schon seit Monaten erwartet und diskutiert wurde das nun konkret vorgestellte "Cloud-PC"-Angebot, das sich je nach Definition als Desktop as a Service oder Workplace as a Service bezeichnen lässt. Vermarktet wird es etwas irreführend als "Windows 365", denn im Grunde genommen geht es darum, Windows 10 oder später dann Windows 11 aus der Cloud zu beziehen. Verfügbar sein soll Windows 365 ab Anfang August und nur für Unternehmen. Betriebssystem, Daten und Anwendungen liegen dabei alle in Microsofts Cloud.
Windows 365 und Cloud-PC
Dennoch betont Microsoft, dass die Produktkategorie "Cloud-PC" allen Partnern "erweiterte Möglichkeiten in Betreuung und Vertrieb" bieten wird. Beispielsweise könnten Systemintegratoren und Managed Service Provider Unternehmen dabei unterstützen, ihre Windows-basierte Infrastruktur über die Cloud zu erweitern, ISVs könnten weiterhin Windows-Anwendungen entwickeln und über die Cloud distribuieren und OEM-Partner sollen die Möglichkeit erhalten, Windows 365 in ihr Portfolio an Diensten und Geräten zu integrieren.
Man darf also gespannt sein, welche Pakete Firmen wie Dell, Fujitsu, HP, Lenovo, Wortmann und andere sich einfallen lassen. Ankündigungen dazu wird es sicher in den kommenden Monaten geben, denn durch Homeoffice und flexiblere Arbeitsplatzkonzepte hat das Interesse an vergleichbaren Lösungen, wie sie etwa Citrix, Igel oder Nutanix bereits bieten, deutlich zugenommen. Mit dem Einstieg von Microsoft könnte der gesamte Bereich nochmal einen kräftigen Schub bekommen - auch wenn die Frage des Datenschutzes und der rechtlichen Aspekte in Ermangelung einer Nachfolgeregelung für das "Privacy Shield"-Abkommen noch weitgehend offen sind.
Mehr Margen im Microsoft Commercial Marketplace
Gute Nachrichten für Partner gibt es in Bezug auf den Microsoft Commercial Marketplace. Der umfasst derzeit über 30.000 Anwendungen und Dienste und auf ihn haben zuletzt über vier Millionen Käufern pro Monat zugegriffen. Bisher kassierte Microsoft von Partnern, die dort kostenpflichtige Angebote eingestellt haben, Gebühren in Höhe von 20 Prozent vom Kauf- beziehungsweise Lizenzpreis. Die werden nun auf 3 Prozent reduziert. Damit "ermöglicht Microsoft höhere Margen für Partner, die kommerzielle Angebote auf den Microsoft-Marktplätzen veröffentlichen, und vereinfacht die Gebührenstruktur", teilt der Konzern mit. Einzelheiten erklärt Microsoft in einem Blog-Beitrag.
Ab Herbst 2021 können ISVs auf dem Commercial Marketplace zudem Cloud Solution Providern (CSPs) eine Marge einräumen. Die können CSPs dann beim Weiterverkauf außerhalb des Marktplatzes durch einen Preisaufschlag realisieren. Diese Marge ist unabhängig von den Preisen, die ISVs von ihren Direktkunden verlangen. Microsoft will mit der Maßnahme "die Verbindungen zwischen Partnern stärken und ISVs dazu ermutigen, Margen mit Resellern zu teilen." Wie sich Microsoft das vorstellt, erläutern zwei Mitarbeiterinnen in einem Video.
Bessere Unterstützung für Managed Service Provider
Mit "Microsoft 365 Lighthouse", das nun als Public Preview verfügbar ist, und Projekt "Orland", das in einer Limited Preview verfügbar ist, will Microsoft Managed Security Services erleichtern.
Lighthouse soll Managed Service Provider bei der Sicherung von Geräten und Daten in kleinen und mittelständischen Unternehmen unterstützen, die Microsoft 365 Business Premium nutzen. Projekt "Orland" soll Cloud Solution Providern beim Ausbau ihres Cloud-Geschäfts helfen, indem es ihnen auf Basis der verfügbaren Daten Empfehlungen für den bestehenden Kundenstamm gibt oder sie auf Kunden mit Potenzial für Testkonvertierungen oder Optionen für Folgeaufträge hinweist.
Microsoft Cloud for Sustainability
Mit der Microsoft Cloud for Sustainability erweitert der Konzern sein im Frühjahr mit branchenspezifischen Cloud-Angeboten (für Finanzdienstleister, die Fertigungsindustrie und Non-Profit-Organisationen) diversifiziertes Cloud-Angebot. Branchenangebote für das Gesundheitswesen und den Handel gibt es schon länger.
Die Microsoft Cloud for Sustainability soll im Laufe des Jahres als Preview verfügbar sein und ist branchenunabhängig. Sie richtet sich vor allem an Unternehmen, für die nachweisbare CO2-Reduktion und Nachhaltigkeitsziele wichtig sind, erklärt Judson Althoff, Executive Vice President & Chief Commercial Officer in einem Blog-Beitrag. Die neue Cloud soll "insbesondere Microsoft-Partnern die Möglichkeit bieten, ihre Kunden beim Erreichen ihrer Nachhaltigkeitsziele besser zu unterstützen, beispielsweise mit branchenspezifischen Anwendungen, Datenquellen und Konnektoren für Emissionsdaten."
Als Beispiele nennt Microsoft die gezielte Überwachung von Emissionen von Heizungs- oder Klimaanlagen, den CO2-Fußabdruck der Unternehmens-IT transparent zu machen oder eine "Nachhaltigkeits-Scorecard" anzubieten, um Fortschritte bei der CO2-Reduzierung zu dokumentieren. Dabei will Microsoft mit gutem Beispiel vorangehen. Das Unternehmen hat sich bereits verpflichtet, ab 2025 nur noch Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu nutzen und will sich 2030 dann komplett CO2-frei mit Energie versorgen.