Christoph Herrnkind, CEO der WIIT AG

Mehr Rechenzentren im Norden und Osten

Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
WIIT, ein Cloud-Provider aus Italien, erzielt mittlerweile den größten Teil seiner Umsätze in Deutschland. ChannelPartner hat den Deutschland-Chef Christoph Herrnkind gefragt, wie es dazu kam.
Christoph Herrnkind, CEO der WIIT AG: "Wir wollen eine souveräne europäische Cloud-Plattform für unternehmenskritische Anwendungen schaffen."
Christoph Herrnkind, CEO der WIIT AG: "Wir wollen eine souveräne europäische Cloud-Plattform für unternehmenskritische Anwendungen schaffen."
Foto: WIIT

channelpartner.de: WIIT präsentiert sich als europäischer Cloud-Provider. Seid Ihr also als ein aus Italien stammendes Unternehmen im Wettbewerb mit OVHcloud (Frankreich) und Ionos (Deutschland)? Oder ergänzt Ihr Euch? Wie positioniert sich WIIT im europäischen Cloud-Umfeld?

Christoph Herrnkind, CEO der WIIT AG: Der Fokus von WIIT liegt ganz klar auf individuellen, maßgeschneiderten Cloud-Lösungen für die unternehmenskritischen Anwendungen unserer Kunden. Unser Kundenstamm setzt sich zusammen aus mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen mit hohen Anforderungen an Hochsicherheitslösungen, die wir mit unseren Tier-IV-Rechenzentren erfüllen können. Das ist eines unserer wichtigsten Unterscheidungsmerkmale. Darüber hinaus legen wir sehr großen Wert auf den engen Austausch und den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden.

channelpartner.de: Mit "Cloud4Europe" möchte WIIT eine souveränen europäische Cloud-Infrastruktur schaffen und damit die Abhängigkeit von US-amerikanischen und chinesischen Hyperscalern verringern. Wie weit ist dieses Vorhaben bereits fortgeschritten? Inwieweit kooperiert Ihr hier mit Gaia-X? Oder ist Gaia-X eine Konkurrenzveranstaltung zu Cloud4Europe?

Christoph Herrnkind, WIIT AG: WIIT war einer der ersten Förderer der GAIA-X-Initiative und allgemein von Initiativen, die das Wachstum europäischer Anbieter in den Bereichen Cloud und Cybersicherheit unterstützen. GAIA-X war daher nie ein Konkurrent von WIIT, sondern ein potenzieller Förderer bei der Definition von Interoperabilitätsstandards. Wir sind nicht mehr Teil der Initiative, da wir uns voll und ganz auf den Bereich Cloud für geschäftskritische Anwendungen fokussieren.

Die WIIT-Initiative Cloud4Europe zielt darauf ab, eine souveräne europäische Cloud-Plattform für unternehmenskritische Anwendungen zu schaffen. Eine Plattform, die Rechenzentrum und Technologie, Cybersicherheit und Managed Services in einem vollständigen Hybrid-Cloud-Ansatz integriert.

Sie umfasst eine Vielzahl verwalteter sicherer Cloud-Dienste und Lösungen, die beispielsweise Apps unterstützen, die für proprietäre Technologien wie Oracle oder IBM entwickelt wurden, bis hin zu hochmodernen Cloud-Native-Plattformen, die vollständig auf Mikrodienste ausgerichtet sind.

Wir schreiten mit unserer Cloud4Europe-Roadmap sehr schnell voran und sind mittlerweile bereits in drei der Top-6-Länder auf dem europäischen Cloud-Markt vertreten: Italien, Deutschland (Markt Nr. 1) und der Schweiz. Wir sind weiterhin sehr aktiv im Bereich Mergers & Acquisitions, um unsere Präsenz in diesen wichtigen Ländern weiter zu stärken, aber auch, um neue Märkte in den europäischen TOP 6 zu erschließen, wie beispielsweise Frankreich oder England.

Zu den Hyperscalern stehen wir ebenfalls nicht in Konkurrenz, wir betrachten deren Services eher als Ergänzung zu unserem Angebot.

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channelpartner.de: Seit dem 1. Oktober 2020 ist die WIIT AG auch in Deutschland tätig. Mittlerweile habt Ihr hier zu Lande mehrere Unternehmen übernommen: die myloc managed IT AG, die German Edge Cloud GmbH & Co. KG, die Gecko mbH, die Lansol Datacenter GmbH, die Mivitec GmbH und zuletzt Michgehl & Partner. In welchen Marktsegmenten bzw. Branchen werdet Ihr die nächsten Akquisitionen in Deutschland tätigen? Mit Michgehl & Partner hat WIIT Rechtsanwaltskanzleien als Kunden gewonnen, welche weiteren "verticals" stehen bei Euch im Fokus?

Christoph Herrnkind: Gerade im DACH-Gebiet gibt es sicherlich noch Unternehmen, die für unser Gesamtgeschäft interessant sein könnten, auch in anderen "Verticals" in Deutschland.

Durch den Zukauf der Econis AG sind wir seit diesem Jahr auch auf dem wichtigen Schweizer Markt vertreten und sind dort insbesondere in der Banken-Branche aktiv. Auf dieser Grundlage können wir uns auch weitere Investitionen in der Schweiz gut vorstellen, um unsere Marktposition in unserem Nachbarland weiter auszubauen.

channelpartner.de: In welchen Regionen Deutschlands möchte WIIT neue Rechenzentren öffnen bzw. übernehmen?

Herrnkind: Sowohl der Osten als auch der Norden könnte für den Ausbau unseres Rechenzentrumsnetzwerk noch interessant sein. Aber auch der weitere Ausbau unserer bestehenden Rechenzentren im Westen und Süden des Landes steht auf unserer Agenda.

channelpartner.de: Via "WIIT Channel Services" arbeitet Ihr auch mit Vertriebspartnern in Italien und Deutschland zusammen. Welche sind Eure wichtigsten Channel-Partner in Deutschland?

Herrnkind: All unsere Partner sind in ihren Bereichen sehr stark aufgestellt und benötigen einen zuverlässigen Cloud Provider. Wir freuen uns sehr, dass unser Channel-Geschäft für die Vertriebspartner und für WIIT sehr gut funktioniert.

channelpartner.de: Ihr habt Systemintegratoren, ISVs (Softwarehäuser), Telkos und andere Partner im Visier. Könntest Du das das bitte in Bezug auf Deutschland etwas genauer spezifizieren? Sucht Ihr kleine oder große Systemintegratoren? Spezialisten oder Allrounder? Welche Branchensoftware-Anbieter möchtet Ihr gerne als Partner haben oder wollt Ihr diese ISVs gleich ganz übernehmen - wie Michgehl & Partner?

Herrnkind: Es kommt bei den Partnern auch auf die Lösungen an. Mit Michgehl & Partner haben wir eine Firma akquiriert, die sehr stark auf Rechtsanwaltskanzleien spezialisiert ist und ähnlich wie unser Unternehmen LANSOL unser Geschäft ergänzt. Aber auch Partner wie Empiriecom, die auf Lösungen im E-Commerce-Bereich spezialisiert sind, helfen uns dabei, gemeinsam zu wachsen und maßgeschneiderte Cloud-Lösungen bereitzustellen.

channelpartner.de: Welche Telkos könnten WIITs Channel-Partner werden? Größen wie die Deutsche Telekom oder eher City-Carrier?

Herrnkind: In Italien hat unser WIIT Channel Service bereits eine sehr erfolgreiche Partnerschaft mit Vodafone, entsprechend könnten wir uns eine Ausweitung dieser Partnerschaft auf Deutschland auch gut vorstellen. Sowohl große als auch kleinere Telekommunikationsanbieter sind sehr willkommene Partner des WIIT Channel Services.

channelpartner.de: Welche sonstigen Vertriebspartner wären für WIIT interessant?

Herrnkind: Neben den bestehende Verticals der Steuerberater, Rechtsanwälte und Telekommunikationsanbieter werden wir uns in Zukunft insbesondere auch auf den Medical-Bereich fokussieren.

channelpartner.de: WIIT bietet selbst Cloud-Leistungen an, arbeitet aber auch mit den drei US-amerikanischen Hyperscalern zusammen. Wie ist da Eure aktuelle Strategie? Wollt Ihr in Zukunft die Zusammenarbeit mit AWS, Azure und Google intensivieren oder eher verstärkt auf eigenbetrieben Data Centers setzen?

Herrnkind: Wir fokussieren uns auf unsere eigenen Lösungen und werden hier zukünftig auf Lösungen aus dem Bereich OpenStack bauen. Zudem werden wir Kunden mit unserer WIIT Cloud Native Platform (WCNP) in die Cloud bringen. Das Management unternehmenskritischer Daten können wir hierbei als Hybrid-Cloud-Lösung anbieten, sodass kritische Daten in unseren Tier-IV-Rechenzentren gehostet und unkritische Daten in die Public Cloud bei AWS, Azure oder Google ausgelagert werden können.

channelpartner.de: WIIT bietet auch Plattformen für SAP Hosting, für Oracle-Datenbanken, für Oracle Workspace und für Microsoft-Lösungen (Sharepoint, Dynamics, MS 365). Darüber hinaus vermittelt Ihr Euren Kunden Partner für E-Commerce-Lösungen. Worauf will Ihr Euch in Zukunft fokussieren? Oder bleibt es bei den genannten Plattformen? Oder kommen gar neue Plattformen hinzu?

Herrnkind: Wir wollen unsere bestehenden Partnerschaften insbesondere im Bereich E-Commerce-Lösungen weiter ausbauen. Selbstverständlich beobachten wir auch neue interessante Plattformen genau.

channelpartner.de: Die von Euch angebotenen Dienstleistungen sind vielfältig: diverse Cloud-Services (IaaS, iPaaS, Cloud Migration, virtueller Arbeitsplatz, etc.); ferner Backup & Recovery ("Resilienz"), Cyber Security (unter anderen Security as a Service), viele Softwareanwendungen (Saas) sowie KI- und IoT-Lösungen. Was sind Eure drei wichtigsten Geschäftsfelder?

Herrnkind: Unsere drei wichtigsten Geschäftsfelder in Deutschland sind der Bereich Cloud Services als Infrastruktur (IaaS), Platform-as-a-Service (PaaS) sowie Cyber Security Services.

channelpartner.de: Einer der auf der Website genannten WIIT-Kunden in Deutschland ist das Frankfurter Softwarehaus Fincite, das Banken Digitalisierungs- und Automatisierungslösungen anbietet. In welchen anderen Branchen hat WIIT noch Kunden in Deutschland?

Herrnkind: Neben Finanz- und Versicherungsdienstleistern zählen zahlreiche weitere Branchen zu unseren Kunden, wie zum Beispiel Digitales Marketing, Cloud Gaming, Mode oder Einzel- bzw. Online-Handel. Aber auch die Industrie und Bauunternehmen setzen auf Lösungen aus unserem Hause.

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