Foto: Screenshot: Peter Marwan
Vor über einem Jahr hat HPE angekündigt, Juniper Networks für rund 14 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Der Abschluss der Transaktion war eigentlich zur Jahreswende 2024/25 erwartet worden. Dann hoffte man auf das Ende des HPE-Geschäftsquartals Ende Januar. Jetzt ist klar: Die Entscheidung zieht sich noch hin, denn das US-Justizministerium hat Bedenken.
Hewlett Packer Enterprise sei aufgrund des zunehmenden Wettbewerbsdrucks durch das schnell wachsende Juniper gezwungen gewesen, die Preise für Produkte und Dienstleistungen zu senken und mehr in die eigene Innovation zu investieren, was das Unternehmen letztlich dazu bewogen habe, den Konkurrenten schlicht aufzukaufen, zitiert Associated Press aus dem Dokument.
Marktanteile kein Hinderungsgrund
Zum Zeitpunkt der Ankündigung kam HPE Aruba im WLAN-Markt auf einen Marktanteil von rund 13 Prozent, Juniper auf 4 Prozent. Im Laufe des Jahres 2024, das sich durch extreme Schwankungen auszeichnete und in dem die Preise generell sanken, konnte Juniper gegen den Trend aber deutlich zulegen, wie die Marktforscher der Dell´Oro Group berichteten. Das mag aber auch damit im Zusammenhang stehen, dass Controller und Lizenzen (wo Juniper seit der Übernahme von Mist Systems seinen Schwerpunkt hat) als einziges zulegten.
Insgesamt kommen aber HPE / HPE Aruba und Juniper aber weder einzeln noch zusammen auch nur annähernd an die Marktanteile heran, die Cisco Systems für sich beansprucht. Im Bereich Enterprise Networking insgesamt erreichte HPE vor der Ankündigung der Übernahme (ebenfalls laut Dell´Oro Group) weltweit einen Marktanteil von 6 Prozent, Juniper von 3 Prozent. Cisco Systems kam auf 43 Prozent, "andere" auf zusammen 48 Prozent. Eine marktbeherrschende Position wäre also - wenn überhaupt - dann höchstens bei Cisco zu befürchten.
Bedeutung der Juniper-Übernahme für HPE
Allerdings würde die Übernahme HPE wichtige Vorteile in strategischen Feldern bringen. Cisco hat es nur unzureichend geschafft, die Übernahme von Meraki zu integrieren und ein durchgängiges und schlüssiges Angebot für cloud-basierte Netzwerklösungen zu etablieren. Da (im Bereich SD-WAN) ist dagegen Juniper gut aufgestellt und wächst schnell. Das könnte HPE Zugang zu neuen Kunden und einen zusätzlichen Schub bringen.
Auch beim Schlagwort "AI driven Networking" würde die Juniper-Übernahme HP deutlich voranbringen: Juniper ist hier top, HPE hat noch Nachholbedarf. Andere Anbieter, etwa Extreme Networks, sind auf einem guten Weg. Aus diesem Blickwinkel ist wohl auch die Argumentation des US-Justizministeriums zu sehen. Allerdings müsste es dann - wenn der Zukauf von Technologie, die man nicht selbst schnell genug entwickeln konnte ein Hinderungsgrund ist - nahezu jede Übernahme in der IT-Branche in Frage stellen.
HPE und Juniper wollen sich wehren
HPE und Juniper haben bereits angekündigt, sich energisch gegen die Pläne des Ministeriums wehren zu wollen. "Wir glauben, dass die Analyse dieser Übernahme durch das Justizministerium grundlegend fehlerhaft ist, und wir sind enttäuscht über seine Entscheidung, eine Klage einzureichen, mit der der Abschluss der Transaktion untersagt werden soll. Wir werden uns energisch gegen die überzogene Auslegung des Kartellrechts durch das Justizministerium verteidigen und aufzeigen, wie diese Transaktion den Kunden mehr Innovation und Auswahl bietet, die Dynamik des Netzwerkmarkts durch die Stärkung des Wettbewerbs positiv verändert und das Rückgrat der US-Netzwerkinfrastruktur stärkt", heißt es darin.
Alle anderen großen Kartellbehörden, die den Deal geprüft haben, hätten keinerlei Grund zur Beanstandung gehabt. HPE argumentiert weiter: "Es gibt umfangreiche Beweise dafür, dass diese Übernahme wettbewerbsfördernd ist, und der Produktbereich, auf den sich die Klage des Justizministeriums konzentriert - Wireless Local Area Network (WLAN) - ist durch starken Wettbewerb gekennzeichnet, mit mindestens acht Alternativen zu HPE und Juniper. Die Behauptung des Justizministeriums, dass der WLAN-Markt aus drei Hauptakteuren besteht, ist weitgehend losgelöst von den Marktrealitäten."
Intensiver Wettbewerb im WLAN-Markt
Zudem seine die Hürden für einen Markteintritt durch neue Technologien gesunken und der Wettbewerb für WLAN haben sich intensiviert. "WLAN ist ein äußerst wettbewerbsintensiver Markt mit einer breiten Palette von Akteuren, die alle um Aufträge kämpfen und in wettbewerbsorientierten RFP-Prozessen Angebote gewinnen. Die Transaktion wird die Fähigkeit anderer WLAN-Anbieter, energisch zu konkurrieren, nicht beeinträchtigen", erklärt HPE.
"Die Transaktion wurde bereits von 14 Kartellbehörden genehmigt, darunter der Europäischen Kommission und der britischen CMA, die der Transaktion bedingungslos zustimmten und die wettbewerbsfördernden Vorteile dieser Transaktion anerkannt hätten, teilt HPE mit. Lediglich in Israel und den USA habe man Einwände erhoben.
Abschließend erklären die beiden Untenrehmen: "HPE und Juniper bleiben der Transaktion weiterhin voll und ganz verpflichtet und sind überzeugt, dass wir uns im Rechtsstreit durchsetzen und die Transaktion abschließen werden, damit wir die Vorteile dieser Übernahme nutzen können."