HPE steht unter Druck, denn der Umsatz ist im Fiskaljahr 2017 gegenüber dem Vorjahr um 4,7 Prozent auf 28,9 Milliarden US-Dollar gesunken und auch der Nettogewinn sank von 3,2 auf 0,4 Milliarden US-Dollar. Dennoch gab sich Meg Whitman, CEO bei HPE, zuversichtlich. Allerdings braucht sich Whitman zukünftig um HPE nicht weiter sorgen, denn nach sechs Jahren an der Spitze von HP / HPE räumt sie zum Februar 2018 den Chef-Sessel für Antonio Neri, derzeit Präsident bei HPE.
Die Vorzeichen für das Unternehmen scheinen nicht schlecht zu stehen, denn gerade im Storage- beziehungsweise Cloud-Bereich konnte HPE mit dem Kauf von Nimble Storage im März 2017 eine deutliche Kehrwende einlegen und dieses Segment wieder auf Wachstumskurs bringen.
Auf der Hausmesse HPE Discover 2017 in Madrid zeigte das Unternehmen mit neuen Produkten und Services, wie es den neuen Herausforderungen der Branche im Hinblick auf Digitalisierung, Cloud oder IoT begegnen will und damit wieder wachsen will.
HPE OneSphere für Private und Public Clouds
Mit der neuen Software-as-a-Service-Lösung (SaaS) HPE OneSphere will das Unternehmen das Management von Public Cloud, Private Cloud und Software-definierten Infrastrukturen vereinfachen. Die Multi-Cloud-Management-Plattform soll den Umgang mit virtuellen Maschinen, Container- und Bare-Metal-Anwendungen vereinfachen und so den Kunden beim Aufbau von hybriden Umgebungen unterstützen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Legacy- oder Cloud-native-Anwendungen handelt, so HPE. In Verbindung mit mandantenfähigen Arbeitsumgebungen sollen sich dadurch auch die Entwicklung und das Deployment von Applikationen vereinfachen beziehungsweise beschleunigen lassen. Ein besonderes Novum von OneSphere ist die Bündelung von Public-Cloud-Ressourcen mit Private Clouds zu einem virtuellen Ressourcen-Pool. Das mindert die Komplexität der Infrastrukturen und macht sie flexibler, versprechen die IT-Verantwortlichen. Ein SaaS-Portal dient dabei als Steuerzentrale, über die der Nutzer ortsunabhängig auf seine Anwendungen und Daten zugreifen kann.
Besonderen Vorteil sieht HPE bei OneSphere in der einheitlichen Nutzererfahrung. So verspricht sich das Unternehmen davon, DevOps-Prozesse bei Kunden zu optimieren und gleichzeitig aussagekräftige Informationen über die gesamte verfügbare IT-Infrastruktur zu liefern. Darüber hinaus soll eine Gesamtsicht auf die Ressourcen eine detaillierte Kostenanalyse der IT-Infrastruktur ermöglichen. Der IT-Verantwortliche könne HPE zufolge mit OneSphere sowohl die Kosten einzelner Clouds, Standorte, Geschäftszweige, Anwendungen oder Nutzer gesondert aufrufen als auch analysieren und gegebenenfalls optimieren. Zusätzlich lassen sich per Selfservice anwenderspezifische Kostenberichte zusammenstellen. HPE plant, den neuen Service HPE OneSphere ab Januar 2018 zur Verfügung zu stellen.
HPE GreenLake mit Pay-per-use-Modell
Mit HPE GreenLake hat HPE ein Portfolio an Pay-per-use-Lösungen vorgestellt, das insbesondere IT-Systeme im Data Center adressiert. Es umfasst IT-Services, die auf IT-Infrastrukturen im Rechenzentrum des Anwenders eingesetzt werden können und ein Cloud-basiertes Abrechnungsmodell beinhalten. Zu den Services zählen mit Big Data ein vorkonfiguriertes Hadoop- Data-Lake-System mit Hortonworks- oder Cloudera-Software, mit Backup eine lokale Datensicherungskapazität mit Commvault-Software sowie eine Database mit EDB Postgres. Zusätzlich stehen mit HPE GreenLake für SAP HANA eine HPE-Appliance mit SAP-zertifizierter Hardware, Betriebssystem und Services sowie mit HPE GreenLake Edge Compute ein Framework für die Umsetzung von IoT-Strategien zur Verfügung.
Jede dieser HPE-GreenLake-Lösungen beinhaltet Dienstleistungen von HPE Pointnext, maßgeschneiderte Referenzarchitekturen, HPEs Pay-per-use-Modell,Fernüberwachung und -verwaltung durch HPE Pointnext sowie Support-Dienstleistungen inklusive einem Abonnement für HPE Digital Learner.
Im Rahmen der GreenLake-Vorstellung hat HPE gleichzeitig seine Infrastruktur-Verbrauchsdienstleistung Flex Capacity in das neue Dienstleistungsangebot integriert und um neue Optionen erweitert. Es bietet jetzt neue modulare, vorkonfigurierte Infrastrukturoptionen mit flexibler Kapazitätsplanung für Lastspitzen und Unterstützung für High Performance Computing (HPC), Microsoft Azure Stack und HPE SimpliVity.
HPE schließt Kooperationen
Die Analysten vonIDCprophezeien, dass das Investitionsvolumen im Internet der Dinge (IoT) von 800 Milliarden in 2017 bis auf 1,4 Billionen Dollar in 2021 klettern wird. Im Fokus stehen Branchen aus den Bereichen Fertigung, Transport und Energieversorgung. Unternehmen aus diesen Branchen wollen ihre Industrie-Anlagen vorrangig digitalisieren und mit ihrer IT-Infrastruktur verknüpfen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und gegebenenfalls neue Geschäftsmodelle zu etablieren, so IDC.
Vor diesem Hintergrund haben ABB und HPE auf der Discover 2017 eine strategische Kooperation angekündigt. Die Partnerschaft hat sich zum Ziel gesetzt, ABB-Ability-Anwendungen auf hybride Systeme wie HPE ProLiant for Microsoft Azure Stack zu transformieren. Somit können Anwender selber wählen, ob sie ihre Anwendungen auf HPE-Infrastruktur in Industrie-Anlagen und Rechenzentren oder in der Microsoft Azure Public Cloud laufen lassen wollen.
Darüber hinaus wollen ABB und HPE gemeinsame Rechenzentrums-Automatisierungs-Lösungen sowie ein Secure Edge Data Center entwickeln und bereitstellen. Aus diesem Grund wird HPE im ersten Schritt die hauseigene IT-Infrastruktur-Automatisierungs-Software HPE OneView und ABB die Lösung ABB Ability Data Center Automation, die die Gebäude-Infrastruktur von Rechenzentren steuert, miteinander verknüpfen.
Das schlüsselfertige Secure Edge Datacenter ist ein speziell für raue Industrie-Umgebungen konzipiertes Rechenzentrum, das IT-Systeme näher an die Datenquellen und Steuerungssysteme bringt. So können bereits Vorort entsprechende Analyse- und Steuerungs-Prozesse in Echtzeit ablaufen.
Auch mit dem Objektspeicherspezialist Cloudian hat HPE eine Vereinbarung geschlossen, die besagt, das über HPEs Dienstleistungsangebot Pointnext ab sofort die Cloudian HyperStore-Software erhältlich ist. Damit erweitert HPE sein IT-Portfolio um eine extrem skalierbare Enterpreise-Storage-Lösung, die auf Standard-Hardware inklusive HPE Apollo- und Proliant-Servern laufen soll.
Die Cloudian Objektspeicher-Software besitzt eine native AWS S3-API und ist prädestiniert für den Einsatz in Lösungen mit hohen Anforderungen an das Speichersystem. Das reicht von Anwendungen zur Datensicherung über digitale Überwachung bis hin zu Storage-as-a-Service oder Anwendungen für künstliche Intelligenz.
Zudem hat HPE im Rahmen der Discover mit Konica Minolta eine Partnerschaft vereinbart. Damit ist Konica Minolta ab sofort Mitglied des Partner Ready-Programms für OEM-Partner von HPE. Ziel dieser strategischen Kooperation ist die Weiterentwicklung der von Konica Minolta entwickelten Workplace-Hub-Technologie. Der Workplace Hub ist eine IoT-Lösung, die aus einem Multifunktionssystem wie Drucker oder Scanner, Datenspeicher, HPE-Server, WLAN-Zugriffspunkten und einer Hybrid Cloud besteht. Zudem umfasst dieser Hub zusätzlich IoT-, KI-, Intelligent-Edge- sowie Entscheidungshilfefunktionen, um Geschäftsprozesse besser zu verstehen. Unternehmen sollen damit ihre Entscheidungen besser mittels Daten untermauern sowie ihre Arbeitsumgebungen insgesamt optimieren können.