Noch bewirbt HP seine Business-Tintenstrahldrucker mit der konzerneigenen PageWide-Technologie auf den Internetseiten des Unternehmens. Niedrige Gesamtkosten und eine umweltfreundliche Energieeffizienz sollen die Geräte auszeichnen. Doch damit soll jetzt Schluss sein.
Wie ChannelPartner von HP-Partnern erfahren hat, lässt HP die PageWide-Geräte für den Office-Einsatz im A3- und A4-Format sterben. Nur im Large-Format-Bereich wird die Technologie weitergeführt, die auf einem feststehenden Druckkopf basiert, der die gesamte Seitenbreite bedruckt.
Grund dafür ist laut HP die Vereinfachung und Optimierung des Druckportfolios und zukünftiger Investitionen. Damit wolle man der "Marktdynamik" gerecht werden. "Aus diesem Grund werden wir zukünftigen Investitionen auf unser LaserJet-Portfolio von A4- und A3-Hardware konzentrieren und den Verkauf der PageWide A3- und A4-Bürodruckportfolio-Produkte einstellen", bestätigt Unternehmenssprecher Heiko Witzke gegenüber ChannelPartner.
Beliebt bei öffentlichen Auftraggebern
Die PageWide-Geräte für den Office-Einsatz sind besonders bei Auftraggebern der öffentlichen Hand beliebt. Die Produkte gelten als sparsamer, energieeffizienter und emissionsärmer als vergleichbare Laserdrucker. Händler, die mit diesen Argumenten Projekte gewonnen haben, müssen nun versuchen, den Kunden HP-Laserdrucker schmackhaft zu machen, oder auf Produkte der Konkurrenz ausweichen.
Bei Projekten, in denen explizit Tintenstrahlgeräte gefordert werden, werden HP-Partner wohl nicht mehr punkten können. Zwar hat der Druckerhersteller mit der Officejet-Reihe weiterhin Tintengeräte im Portfolio, doch diese sind eher für den Heimgebrauch und das SMB-Segment bestimmt. In den vergangenen Jahren hat insbesondere Epson den Business-Ink-Markt adressiert. So dürfte die HP-Entscheidung bei den Meerbuschern große Freude ausgelöst haben. "Ich gehe davon aus, dass hier vor allem Epson gewinnen wird", meint dazu ein Händler im Gespräch mit ChannelPartner.
Tinte und Ersatzteile für fünf Jahre verfügbar
Bei HP ist man hingegen der Meinung, dass das wegfallende Geschäft mit Business-Tinte durch Laserdrucker kompensiert werden kann. "Als HP im Jahr 2012 die PageWide-Technologie einführte, sollte damit der Bedarf an einem nachhaltigen Drucker mit geringeren Kosten pro Seite für kleine Büroumgebungen gedeckt werden. Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben die Innovationen von HP jedoch zu erheblichen Verbesserungen der LaserJet-Technologie in Bezug auf Preis, Qualität, Größe, Service und Energieverbrauch geführt", erläutert Witzke. So sollen LaserJet A4-Drucker der aktuellen Generation beim Energieverbrauch nun auf Augenhöhe mit den PageWide-Druckern liegen. "Bei künftigen Generationen erwarten wir zudem weitere Optimierungen", verspricht der Unternehmenssprecher.
PageWide-Kunden müssen aber nicht befürchten, dass sie nun schnell ihre ganze Flotte auswechseln müssen. "HP wird für fünf Jahre nach dem Ende des Verkaufs weiterhin Teile und Verbrauchsmaterialien verkaufen, um die installierte Basis der PageWide A3- und A4-Produkte zu unterstützen", verspricht Heiko Witzke. Partnern soll bei der "Erfüllung bestehender Verpflichtungen mit begrenzten Lieferungen" unter die Arme gegriffen werden. Zudem will HP diese Partner "beim Übergang zum neuen HP LaserJet Portfolio" unterstützen.
Partner sind enttäuscht
Bei Partnern und in der Distribution äußert man hingegen Unverständnis über die Entscheidung des Konzerns. Man verpasse damit einen "Zukunftsmarkt", heißt es aus Händlerkreisen. Man habe über Jahre versucht, bei den Kunden für die Business-Ink-Technologie zu werben, und "nun muss man wieder das Gegenteil erzählen", ärgert sich ein HP-Partner.
Ein weiterer Reseller findet es "persönlich sehr schade", dass die PageWide-Serie im Büroumfeld eingestellt wird, "vor allem vor dem Hintergrund, dass sich der Hersteller in besonderem Maße dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben hat, wozu die PageWide-Geräte meiner Meinung nach einen nicht unerheblichen Beitrag, zumindest im deutschen Markt, geleistet haben", meint der Chef eines auf Drucklösungen spezialiserten Systemhauses. Er ist skeptisch, ob sich in Zukunft diese Lücke mit den verbleibenden Tintenstrahlgeräten und den Lasermodellen schließen lassen wird. "Vor allem im Bereich der Energieeffizienz dürfte das nicht ganz einfach werden", prophezeit er.
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