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Der französische IT-Service- und Outsourcing-Spezialist Atos gerät wegen seines Turnaround-Plans, der die Spaltung des Unternehmens in zwei Teile noch in diesem Jahr vorsieht, in die Kritik eines Teils seiner Investoren. Laut The Register hat Cyril Charlot, Gründungspartner von Sycomore, den Sanierungsplan von Atos Ende vergangener Woche abgelehnt. Er sei zu ambitioniert und in der Implementierung zu kompliziert. Charlot fordert, dass langjährige Vorstandsmitglieder durch neue, in der Branche anerkannte Experten ersetzt werden. Sycomore ist allerdings nur ein Minderheitsaktionär, der zwischen 0,5 und einem Prozent der Anteile an Atos hält.
"Wir haben vergeblich versucht, mit dem Management und dem Vorstand Kontakt aufzunehmen. Daher denken wir, dass es nun an der Zeit ist, sich öffentlich zu Wort zu melden - und dass andere Aktionäre ebenfalls dazu bereit sind", sagte Charlot im Gespräch mit Reuters. Hintergrund dürfte der enorme Wertverlust der Atos-Aktie sein. Erst Anfang September 2022 verlor das Papier abermals 15 Prozent an Wert, nachdem Goldman Sachs sein Rating auf "Verkaufen" herabgestuft hatte. Das "schwierige Finanzprofil und die geringe Visibilität" deuteten auf keine kurzfristige Erholung hin, schrieben die Investment-Banker.
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"Atos wird schlecht geführt"
Laut Charlot zeigt die Bewertung von Goldman Sachs, dass "das Unternehmen das Vertrauen der Märkte und Investoren verloren hat". Veränderungen im Vorstand seien nun das Gebot der Stunde. "Das Hauptproblem des Unternehmens ist, dass es schlecht geführt wird", so der Sycomore-Sprecher. "Die Gewinnspanne und das Umsatzwachstum liegen unter dem Branchendurchschnitt."
Die Schwierigkeiten, mit denen Atos zuletzt zu kämpfen hatte, waren in der Tat kaum zu übersehen: Mehrere Gewinnwarnungen, der gescheiterte Versuch, DXC Technology zu kaufen, und die Ernennung eines neuen CEO, der gleich wieder kündigte, kennzeichneten das Jahr 2022. Doch die Probleme setzten schon früher ein. Marktbeobachter sind sich einig, dass Atos zu langsam im Cloud-Zeitalter angekommen ist und zu lange am klassischen Geschäft mit Outsourcing und RZ-Infrastrukturdiensten festgehalten hat.
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Atos hatte seine Aufspaltungspläne im Juni 2022 bekannt gegeben. Geplant ist demnach die Schaffung der neuen Marke Evidian, in der schnell wachsende Geschäftsbereiche wie Digital Services, Big Data/Analytics und
Atos hat sich laut The Register in der ersten Hälfte dieses Kalenderjahres von 12.370 Mitarbeitenden getrennt. Gleichzeitig wurden 16.089 neue Personen eingestellt, allerdings überwiegend an Offshore- und Nearshore-Standorten. Sie arbeiten vor allem in den Bereichen Digital Services und