Online-Warenkatalog gestartet

Expert weiterhin mit Ersatzlösung im E-Commerce



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Mit leichter Verzögerung ist der neue "Onlineshop" von Expert gestartet. Dabei bleibt die E-Commerce-Lösung der Verbundgruppe nicht nur beim Produktangebot hinter den Erwartungen zurück, sondern bietet diese Kunden auch keine echte Shop-Funktion.

Als Expert-Chef Volker Müller an der IFA für den Oktober den Launch einer neuen, vollumfänglichen Onlineshop-Lösung ankündigte, war Spannung angebracht. Immerhin hatte sich Expert vehementer als die Wettbewerber Euronics und Electronic Partner (EP) dagegen gewehrt, das bewährte, auf die Fachkompetenz der Partner vor Ort setzende Verkaufskonzept um eine zeitgemäße E-Commerce-Lösung zu ergänzen. Umso interessanter klangen die von Müller skizzierten Eckpunkte des Onlineshops: anfangs 12.000, später bis zu 200.000 Produkte, Online-Anzeige stationärer Verfügbarkeiten und Click & Collect-Funktion. Nur auf einen Kauf-Button wollte Expert verzichten und stattdessen die Partnerhändler mittels Bestell-/Abholanfrage in den Online-Prozess miteinbinden.

Statt einem echten Webshop hat Expert eine Mischlösung aus Online-Warenkatalog (links unten) und Internet-Bestellmöglichkeiten für Aktionsangebote (rechts unten) gestartet
Statt einem echten Webshop hat Expert eine Mischlösung aus Online-Warenkatalog (links unten) und Internet-Bestellmöglichkeiten für Aktionsangebote (rechts unten) gestartet

Mit leichter Verspätung startete Expert den neuen Onlineshop im November und bietet sich nun die Möglichkeit zu einer ersten Beurteilung. Zumindest beim fehlenden Kauf-Button hat die Verbundgruppe Wort gehalten: "Zu diesem Artikel machen wir Ihnen ein individuelles Angebot", lautet das Standardergebnis bei den meisten Produktabfragen. Das Ziel von 12.000 gelisteten Artikeln hat Expert dagegen klar verfehlt, überschlagsmäßig dürfte das aktuelle Sortiment eher bei 5.000 Produkten - und damit klar unter Branchenstandards - liegen.

Noch schwerer fällt ins Gewicht, dass die Verbundgruppe den Anspruch eines "echten" Shops nicht eingelöst hat: Klickt man auf der Expert-Homepage auf den Reiter "Online-Shop", landet man weiterhin bei der nur wenige Dutzend Artikel umfassenden Kategorie der aktuellen Expert-Aktionsangebote. Diese sind dann klassisch online bestellbar, bzw. zur Abholung an den nächsten Expert-Händler lieferbar. Der "neue Onlineshop" der Verbundgruppe verbirgt sich stattdessen hinter dem Reiter "Unsere Produkte" und gleicht vielmehr einem Online-Warenkatalog als einer Shop-Lösung. Preise auf Anfrage, Online-Terminvereinbarung für Beratungsgespräche und Email-/Telefon-Kontaktinfos zum nächsten Expert-Händler mögen zwar die Vorbehalte der Partner der Verbundgruppe vor einem zentralen Onlineshop entkräften - den Ansprüchen erfahrener Online-Kunden wird man so jedoch nicht gerecht.

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Expert ist mit Händlerbeteiligung zufrieden

Expert bemüht sich dennoch, den neuen Online-Warenkatalog als Erfolg darzustellen. Bereits 232 Expert Fachmärkte und Fachgeschäfte hätten das neue Angebot auf ihren Websites integriert und profitierten seither von einer signifikant gestiegenen Verweildauer, heißt es in einer Mitteilung. Die Anzahl der Newsletter Abonnenten habe verdoppelt werden können. "Diese überaus erfreulichen Auswertungen zeigen, dass der eingeschlagene Weg unserer Multichannel-Strategie richtig war", erklärt Expert Vorstand Stefan Müller und ergänzt: "Auch die Resonanz von Kunden und Gesellschaftern übertrifft unsere Erwartungen - das gilt sowohl für die Frequenz, als auch die konkreten Reservierungen."

Oberste Prämisse der Expert Online-Strategie sei es, die Stärken des stationären Fachhandels in die Welt des Internets zu übertragen. Mit der jüngsten Erweiterung sei es gelungen, die Produktkompetenz, die Expert in den Fachmärkten und Fachgeschäften bietet, auch online abzubilden. Darüber hinaus setze Expert ab jetzt noch stärker auf crossmediale Verknüpfungen: "Im Rahmen unserer Weihnachts-TV-Kampagne ist es uns gelungen, Print- und TV-Aktionen konsequent in die Onlinekanäle zu verlängern", so Expert-Vorstandschef Volker Müller. "Es tut sich also etwas auf Facebook, im Expert Blog und nicht zuletzt auf Expert.de - dranbleiben lohnt sich", verspricht Müller für das kommende Jahr.

Vielleicht präsentiert Expert ja dann einen echten Onlineshop. Was die Verbundgruppe jetzt umgesetzt hat, entspricht dagegen eher dem virtuellen Warenkatalog von EP. Das innovativste E-Commerce-Konzept präsentierte im Verbundgruppenbereich Euronics mit einem Marktplatzmodell, jedoch musste die Umsetzung auf das nächste Jahr verschoben werden. Damit bleibt es auch Ende 2014 dabei, dass die CE-Verbünde darauf verzichten, online-affine Kunden mit einem echten Bestellangebot im Internet zu adressieren. Doch bleibt abzuwarten, wie lange sich die Verbundgruppen diese selbstauferlegte E-Commerce-Abstinenz noch leisten wollen, bzw. können.

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