Neue Funktionen, mehr Zuverlässigkeit, weniger Latenz

Bluetooth 6.0 macht sich b(e)reit

Steffen Zellfelder ist freier Diplom-Journalist (FH) aus Bonn. Als Experte für Trends und Themen aus den Bereichen Software, Internet und Zukunftstechnologie konzentriert er sich auf die Schnittstelle zwischen Mensch und IT.
Bluetooth 6.0 ist unterwegs – und bringt spannende Neuerungen mit. Auf eine Funktion freuen wir uns besonders. Hier finden Sie alle aktuellen Infos.
Foto: Bluetooth SIG

Ganz schön lange her: Vor fast neun Jahren wurde Bluetooth 5.0 offiziell angekündigt. Bis zur heute aktuellen Version (5.4) hat die Funktechnologie zwar einige Updates erfahren, auf den nächsten großen Wurf mussten wir aber lange warten. Jetzt ist es endlich so weit: Bluetooth 6.0 steht vor der Tür. Was Sie davon haben und welche Fähigkeiten die Entwickler dem neuen Funkstandard in die Wiege legen, lesen Sie hier.

Geniale neue Funktion: Channel Sounding

Auf eine spannende Neuerungen von Bluetooth 6.0 freuen wir uns besonders: auf das so genannte „Channel Sounding“. Die Technologie ermöglicht es Bluetooth-Geräten, sich gegenseitig zu orten – und das mit beeindruckender Präzision. Künftig kann die Richtung und eine ziemlich exakte Entfernung des einen Bluetooth-Gerätes von einem anderen ermittelt werden.

Die Distanzmessung erreicht dabei eine Genauigkeit von bis zu +/- 10 cm. Damit können also beispielsweise verlorene Bluetooth-Kopfhörer schnell wiedergefunden werden, selbst wenn es sich dabei um kleine In-Ear-Modelle handelt, die man mit dem Auge oft lange (oder vergeblich) suchen müsste.

Foto: Bluetooth SIG

Bluetooth 6.0: channel sounding Bluetooth SIG Auch in puncto Sicherheit bringt Channel Sounding Verbesserungen mit. Bei Zugangsberechtigungen wie dem kontaktlosen Entsperren von Schlössern (etwa am PKW) verspricht die Technik mehr Schutz, beispielsweise vor Man-in-the-Middle-Angriffen.

Mehr Zuverlässigkeit, weniger Latenz

Mithilfe des „Isochronous Adaptation Layer“ (ISOAL) kann Bluetooth 6.0 längere Datenpakete (etwa im Audiobereich) zur Übertragung in kleinere Datenpakete aufteilen und anschließend wieder zusammensetzen. Auch die Wartezeit zwischen dem Versenden solcher Datenpäckchen ist jetzt variabel und kann von kommunizierenden Geräten flexibel selbst festgelegt werden.

Passend zum Thema: Fraunhofer EU

Burst-Übertragungen (mehrere zusammenhängende Daten-Fragmente) lassen sich damit schneller abwickeln, wenn es auf einen raschen Transfer ankommt. Gleichzeitig kann die Wartezeit zwischen gestückelten Datenpaketen aber auch verlängert werden, wenn das bei schmaler Bandbreite oder geringen Datenmengen sinnvoll ist. Bei empfindlichen oder störungsanfälligen Anwendungen soll die Übertragung damit zuverlässiger werden.

Der optimierte ISOAL ermöglicht auch spürbare Verbesserungen der Latenz von Funkübertragungen. Das spielt für Anwendungen wie einfaches Musikhören zwar keine besonders große Rolle. Beim Zocken mit Bluetooth-Kopfhörer oder beim Ansehen von Filmen können aber bereits kleine Latenzen zwischen Ton und Bild als sehr störend empfunden werden. Mit Bluetooth 6.0 könnte es solche Probleme bald nicht mehr geben.

Bluetooth Extended Advertising

Beim neuen “Bluetooth Extended Advertising” werden zusammengehörige Datenpakete sowohl auf einem primären, als auch auf einem sekundären Funkkanal übertragen. Das so genannte “decision-based advertising” erlaubt es einem scannenden Gerät dabei, den Inhalt eines Datenpakets auf dem Primärkanal zu nutzen, um zu entscheiden, ob auch auf dem sekundären Kanal nach dazugehörenden Datenpaketen gesucht werden soll. Das kann die Effizienz beim Scannen verbessern und den Zeitaufwand für solche Vorgänge reduzieren, weil Scans auf dem Sekundärkanal bedarfsgerechter erfolgen können.

Mehr Effizienz und verbesserte Sicherheit

Neben markanten Neuerungen wie Channel Sounding oder den ISOAL-Optimierungen, bringt Bluetooth 6.0 auch ein paar eher banale, aber nicht minder wichtige Upgrades mit: Dazu gehört eine erneut verbesserte Energieeffizienz, die auch anspruchsvolle Funktionen akkuschonender umsetzen kann und die Gerätelaufzeit verlängert.

Im Standby sinkt der Energiebedarf im Vergleich zu Bluetooth 5.0 erneut. Gleichzeitig wird die Zuverlässigkeit und die Sicherheit von Übertragungen verbessert.

Auch die Übertragungsqualität in dicht besiedelten Regionen oder in Bereichen, in denen viele Geräte gleichzeitig kommunizieren, soll mit Bluetooth 6.0 weniger störungsanfällig werden.

Leichter zwischen Geräten wechseln

Neben technischen Verbesserungen haben die Entwickler auch an die Nutzererfahrung gedacht und die Bedienbarkeit verbessert. So soll es mit Bluetooth 6.0 leichter werden, zwischen verbundenen Geräten zu wechseln. Wer die gleichen Bluetooth-Kopfhörer für Geräte wie das Smartphone, die Hi-Fi-Anlage oder den Laptop nutzt, kommt damit um einen mühsamen manuellen Wechsel herum.

Wann kommt Bluetooth 6.0?

Die Spezifikationen stehen fest und die Hersteller können damit beginnen, Smartphones mit Bluetooth 6.0 auszustatten. Aktuell sind aber nur wenige Geräte zu haben, die Bluetooth 6.0 bereits unterstützen. In 2025 werden aber voraussichtlich eine ganze Reihe neuer Smartphones mit dem verbesserten Funkstandard an den Start gehen. Darunter auch die Flaggschiff-Serien der Top-Hersteller wie OnePlus, Apple oder Google.

Welche Smartphones bekommen Bluetooth 6.0?

Langfristig werden sicher alle Handys mit dem neuen Standard kompatibel sein. Aktuell sind aber nur wenige Modelle bekannt, die bereits Bluetooth 6.0 unterstützen. Auch Samsung und OnePlus setzen bei aktuellen Flaggschiffen (Galaxy S25, OnePlus 13) noch auf Bluetooth 5.4. Und das, obwohl der in diesen Modellen verbaute Snapdragon 8 Elite grundsätzlich mit Bluetooth 6.0 kompatibel ist.

Diese Smartphones nutzen Bluetooth 6.0 bereits:

  • Xiaomi Redmi K80 Pro (Verfügbarkeit in der EU steht noch nicht fest)

  • Xiaomi Redmi Turbo 4 (kommt wahrscheinlich als Poco X7 Pro in Deutschland auf den Markt)

Bei diesen Modellen gehen wir davon aus, dass sie beim Release in 2025 Bluetooth 6.0 an Bord haben:

  • Apple iPhone 17

  • Google Pixel 10

  • Xiaomi 16

  • Honor Magic 8

  • Motorola Edge 60

  • Vivo X300

  • Galaxy S26-Reihe (Release voraussichtlich Anfang 2026)

(PC-Welt/kk)

Zur Startseite