Herr Dewald, was sagen Sie zu den Einführungszeiten von SAP All-in-One und Business One?
Naunin: Business One haben wir live bereits in 48 Stunden eingeführt!
Dewald: Na ja, das soll es geben, aber machen wir uns nichts vor. Da müssen wir ein bisschen unterscheiden. Business One und All-in-One sind zwei unterschiedliche Bereiche. Wenn wir über das Massengeschäft reden, dann ist es Business One. Da sind die Massen aber nicht zu sehen, bei allem Respekt. Grundsätzlich reden wir in diesem Umfeld von ein paar Tagen Einführungszeit. Das ist Standard. Was anderes kann sich unser Kunde in der Regel auch nicht leisten. Natürlich gibt es auch vertikale Applikationen mit Zusatzlösungen von uns oder vom Handelspartner. Da kann es auch mehr werden. Aber unser klassisches Geschäft in diesem Segment sind Installationen mit einem Gesamtaufwand für den Kunden im unteren fünfstelligen Bereich.
Unter den 2,8 Millionen Unternehmen in Deutschland mit weniger als 20 Mitarbeitern wird es sicherlich einige wenige geben, bei denen es auch mal ein bisschen länger dauern kann. Aber unsere Ansprüche an die Einführungszeit, genauso an die Wartung danach, an das Einhalten der Kosten und die einfache Pflege durch den Händler sind genauso hoch, wenn nicht sogar höher.
Kirbis: Eine Business-One-Einführung in 48 Stunden ist eigentlich eine Seltenheit. Das war nur der Beweis dafür, dass so etwas im Prinzip funktioniert. Von unseren rund 160 Business-One-Installationen haben wir auch zahlreiche - mit maximal fünf Usern - teilweise in drei bis fünf Tagen vollendet, mit Anpassung. Denn die Einführungszeit von Business One hängt sehr stark vom Anpassungsbedarf ab. Mit Bordwerkzeugen passen wir die Lösung auch in vier Tagen an. Vom Einführungsaufwand her sehe ich da im Prinzip gegenüber einem Sage-Produkt keinen großen Unterschied. Natürlich können wir All-in-One nicht in zwei Tagen einführen, Business One schon. Unsere Brauchenlösung für Krematorien führen wir an einem Tag ein - inklusive Schulung und Datenkonvertierung.
Dewald: Sie haben nun einen erheblichen Aufwand betrieben, um ihrem Image entgegenzutreten, dass alles so wahnsinnig lange dauert und teuer ist. Das war für uns noch nie das Thema. Unsere Einführungszeiten waren schon immer überschaubar, darüber mussten wir uns mit unseren Kunden nicht reden.
Kirbis: Bei Business One war das auch nie ein Thema für uns!
Henrich: Die Diskussion geht ein bisschen am eigentlichen Thema vorbei. Es wird jeder von uns Beispiele von Zwei- oder Fünf-Tage-ERP-Einführungen nennen können. Und dann können wir uns darüber streiten, wie komplex derartige Projekte sind. Herr Kirbis, Sie sagen vollkommen zu Recht, wie wenig in zwei Tagen machbar ist. Dazu muss das System stark vorkonfiguriert und für den Kunden leicht erlernbar sein, damit er tatsächlich sofort damit produktiv arbeiten kann.
Und mit welchem Aufwand kann ich die notwendigen Anpassungen vornehmen? Packt man nun mehr Funktionen ins ERP-System ein? Das kann Vorteile, aber auch Nachteile mit sich bringen. Derartige Diskussionen interessieren den Kunden nicht. Er will, dass wir ihn verstehen; und unsere Branchenkompetenz muss mit der Größe des Kunden linear zunehmen. Für kleinere Kunden ist die lokale Nähe zum Partner wichtig. Außerdem sollten seine Implementierungs- und Folgekosten im abgesteckten Rahmen bleiben. Doch da ist der Mittelständler interessanterweise flexibler, als man denkt. Er ist zwar kostenbewusst, aber wenn man ihm nachweisen kann, dass man ihn nicht nur versteht, sondern auch die Lösung liefern kann, die er benötigt, dann wird er sich nicht wegen eines halben Tages Einführungszeit querstellen. Aber es muss im Rahmen bleiben.