Debakel für britischen Retailer

Dixons zahlt 69 Mio. Euro, um Online-Tochter loszuwerden



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Einen zweistelligen Millionenbetrag hatte sich Dixons den Online-Händler Pixmania einst kosten lassen, doch die Trennung kommt noch teurer: 69 Millionen Euro zahlt Dixons, damit eine deutsche Holding Pixmania übernimmt.
Teure Fehlinvestition: Das stationäre Filialnetz von Pixmania wurde bereits unter der Ägide von Dixons geschlossen.
Teure Fehlinvestition: Das stationäre Filialnetz von Pixmania wurde bereits unter der Ägide von Dixons geschlossen.

In der Konzernzentrale von Media-Saturn dürften die aktuellen Meldungen aus dem Hause des britischen Wettbewerbers Dixons für Angstschweiß sorgen – schließlich hat man selbst für 125 Millionen Euro den Online-Händler Redcoon übernommen, der sich seit der Akquisition eher zurückhaltend entwickelt.

Einen Millionenbetrag zahlt in diesen Tagen auch Dixons, allerdings nicht für einen Zukauf, sondern um den erst 2012 komplett übernommenen Elektronikversender Pixmania wieder loszuwerden: Die auf "Unternehmen in Umbruchsituationen" spezialisierte Münchner Mutares AG erhält von dem britischen Retailer dafür eine Mitgift in Höhe von 69 Millionen Euro. Die Alternativen – eine Schließung von Pixmania unter eigener Regie – wäre Dixons noch teurer zu stehen gekommen, versicherte CEO Sebastian James dem Guardian.

Dixons war 2006 bei dem im Jahr 2000 gegründeten französischen Online-Händler Pixmania eingestiegen. Vom Online-Fotodienst entwickelte sich das Unternehmen schnell zu einem europaweit aktiven Elektronikversender, der zudem sukzessive mehr als 20 stationäre Filialen eröffnete. Seinen Zenit erreichte Pixmania im Geschäftsjahr 2010/11 mit einem Umsatz von rund 800 Millionen Euro, was auch Dixons dazu bewogen haben dürfte, die verbleibenden 22 Prozent an dem Online-Händler für einen Kaufpreis von 10 Millionen Euro zu übernehmen.

Wirtschaftskrise und Strukturprobleme

Nur wenig später setzte aber der mit rapidem Tempo vorangehende Niedergang von Pixmania ein: Mit dem Beginn der Krise in Südeuropa gingen die Umsätze des Elektronikversenders zurück – 2011/12 um neun Prozent, im laufenden Jahr sogar deutlich im zweistelligen Bereich. Parallel dazu machte sich die aufgeblähte Struktur von Pixmania mit deutlich über 1.000 Mitarbeitern und den teuren Retail-Filialen ungünstig bemerkbar. Der Online-Händler wurde zum Sorgenkind von Dixons, das zunächst noch intern auf Kurs gebracht werden sollte und später zum Verkaufskandidaten avancierte. Wie ernst die Lage war, verdeutlicht die Aussage von Dixons-CEO James, eine Schließung von Pixmania hätte Dixons in den nächsten ein bis zwei Jahren laufende Kosten von jeweils 90 Millionen Euro verursacht.

In einer Stellungnahme erklärte James: „Ich bin weiterhin fest davon überzeugt, dass Dixons dort erfolgreich ist, wo wir unseren Kunden ein voll integrierte Multi-Channel Konzept bieten und das aus einer führenden Marktposition heraus tun. Pixmania als reiner Online-Händler benötigt für den Erfolg dagegen eine komplett andere unternehmerische Herangehensweise“, so die späte Einsicht des Dixons-CEO. Unweigerlich befeuert der Manager damit die Diskussion, inwiefern schwerfällige, selbst mitten im Strukturwandel steckende Handelskonzerne die geeigneten Betreiber für junge, dynamische E-Commerce Unternehmen sind.

Nach Ansicht von Sebastian James könne jedenfalls die auf Restrukturierungen von kriselnden Unternehmen spezialisierte Mutares AG – aktuell umfasst das Beteiligungsportfolio der Holding u.a. einen französischen Haushaltswaren-Großhändler, Autozulieferer und Einrichtungshersteller – Pixmania die Aussicht auf eine bessere Zukunft außerhalb der Dixons-Gruppe bieten. Ob es sich dabei um eine blühende Zukunft handelt, dürfte allerdings fraglich sein. Zwar erklärte Aurélien Fauvel, der Frankreich-Chef von Mutares, Pixmania habe ein starkes wirtschaftliches Fundament und könne langfristig auf dem Markt erfolgreich sein. Doch dürfte es dabei um eine Zukunft in deutlich kleinerem Maßstab gehen: So ist der Abschied vom stationären Geschäft bei Pixmania bereits vollzogen. Und in den südeuropäischen Ländern dürfte der Online-Händler nicht so schnell zum alten Umsatzniveau zurückfinden. Das letzte Wort hat aber zunächst der Betriebsrat von Pixmania, mit dem Mutares nun die Pläne für die Restrukturierung des Elektronikversenders abstimmen muss. (mh)

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