Kreativität von KI-Textrobotern

ChatGPT hilft vor allem langweiligen Autoren

15.07.2024
Generative KI wie ChatGPT verblüfft mit kreativen Texten. Eine Studie legt nun nahe, dass generative KI zwar die individuelle Kreativität verbessern kann, bei intensiver Nutzung jedoch mehr Langeweile droht.
Generative KI könnte einer aktuellen Studie zufolge durch Unterstützung weniger kreativer Autoren für eine Flut an neuen Geschichten sorgen - die aber tendenziell immer ähnlicher und damit insgesamt langweiliger werden.
Generative KI könnte einer aktuellen Studie zufolge durch Unterstützung weniger kreativer Autoren für eine Flut an neuen Geschichten sorgen - die aber tendenziell immer ähnlicher und damit insgesamt langweiliger werden.
Foto: Vladimir Melnikov - shutterstock.com

Künstliche Intelligenz (KI) kann einzelne Geschichten kreativer gestalten, führt bei mehrfacher Nutzung jedoch zu weniger abwechslungsreichen Inhalten. Das ist das zentrale Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, die in der Fachzeitschrift "Science Advances" veröffentlicht wurde. Sie zeigt einerseits, dass KI zwar gute Story-Ideen für Geschichten erzeugen kann, die vom Publikum als neuartig und nützlich empfunden werden. Andererseits weisen KI-unterstützte Geschichten der Studie zufolge allerdings untereinander mehr Ähnlichkeiten auf und sind weniger vielfältig als Werke, die ohne KI-Unterstützung verfasst wurden.

Die Studie wurden an der University of Exeter Business School, dem Institute for Data Science and Artificial Intelligence in Exeter sowie der UCL School of Management in London erstellt. In einer ersten Phase teilten die Forscherinnen und Forscher 300 Probanden in drei Gruppen ein: Die erste Gruppe schrieb ohne KI-Hilfe, die zweite nutzte ChatGPT mit dem aktuellen Sprachmodell 4.0 für eine Ausgangsidee. Die dritte Gruppe wählte aus bis zu fünf KI-generierten Ideen aus. Dabei ging es um Kurzgeschichten für junge Erwachsene.

Kreativität und Nützlichkeit von KI-generierten Gechichten

In einer zweiten Phase der Studie bewerteten 600 Personen die Qualität der Geschichten nach Neuartigkeit beziehungsweise Kreativität und Nützlichkeit. Die Ergebnisse zeigen, dass Autoren mit Zugang zu KI eine um 8,1 Prozent höhere Kreativität und eine um neun Prozent höhere Bewertung bei der Nützlichkeit erzielten als die Kontrollgruppe ohne KI-Einsatz.

Besonders Autorinnen und Autoren, die sich selbst als weniger kreativ eingeschätzt hatten, profitierten von der KI-Unterstützung: Ihre Geschichten wurden vom Publikum um bis zu 26,6 Prozent als eleganter geschrieben bewertet und um 15,2 Prozent als weniger langweilig bezeichnet. Die Texte aus dem Chatroboter ChatGPT konnten also nicht so kreativen Autoren unter die Arme greifen.

Doch die Kreativität von ChatGPT nutzt sich schnell ab, weil sich die computergenerierten Storys untereinander stärker ähneln als rein von Menschen formulierte Texte. Die Forscherinnen und Forscher stellten fest, dass die Ähnlichkeit der Geschichten der Autoren, die KI nutzten, untereinander um 10,7 Prozent zunahm.

"Kollektive Neuartigkeit" könnte sich verringern

Professor Oliver Hauser von der University of Exeter Business School erklärte: "Unsere Ergebnisse zeigen, wie generative KI die Kreativität fördern kann, aber auch, dass sie die kollektive Neuartigkeit verringern könnte." Hauser sprach von einer "Abwärtsspirale", die zu einem gesellschaftlichen Dilemma führen könne.

"Wenn einzelne Autoren herausfinden, dass ihr von generativer KI inspiriertes Schreiben als kreativer bewertet wird, haben sie einen Anreiz, in Zukunft mehr generative KI einzusetzen." Dadurch könne die kollektive Neuartigkeit von Geschichten allerdings weiter sinken.

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass trotz des Verstärkungseffekts, den generative KI auf die individuelle Kreativität hatte, Vorsicht geboten sein könnte, wenn generative KI in größerem Umfang für kreative Aufgaben eingesetzt würde."

Anil Doshi, Assistant Professor an der UCL School of Management, fügte hinzu: "Wenn die Verlagsbranche mehr generative, KI-inspirierte Geschichten annimmt, könnten diese insgesamt weniger einzigartig und einander ähnlicher werden." (dpa/pma/rs)

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